Tarantino zu Weinstein-Vorwürfen: "Ich wusste genug, um mehr zu tun"

(c) REUTERS (Mario Anzuoni)
  • Drucken

Der Star-Regisseur bedauert es, nicht früher auf die Missbrauchsvorwürfe reagiert zu haben. Die Polizei in Los Angeles leitet Ermittlungen gegen den Produzenten ein.

Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen den berühmten Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein brechen nicht nur Frauen aus Politik, Wirtschaft und Sport ihr Schweigen. Auch der amerikanische Star-Regisseur und Oscar-Preisträger Quentin Tarantino bedauert es, nicht schon früher reagiert zu haben. "Ich wusste, er hat einige dieser Dinge getan", sagte Tarantino in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der "New York Times". "Ich wusste genug, um mehr zu tun, als ich getan habe", sagte der 54-Jährige mit Blick auf Schauspielerinnen, die ihm von Belästigungen Weinsteins erzählt hätten.

Mehr als 20 Jahren arbeiteten Tarantino und der Hollywood-Mogul eng zusammen an Film-Hits wie "Pulp Fiction", "Kill Bill", "Inglourious Basterds" und "Django Unchained" - die zwei letzten mit dem österreichischen Schauspieler Christoph Waltz, der für seine Darstellung je einen Oscar als Bester Nebendarsteller erhielt.

Tarantino räumte ein, schon lange von sexuellen Übergriffen gewusst zu haben. 1995 hätte ihm seine damalige Freundin, die Schauspielerin Mira Sorvino, von früheren Belästigungen erzählt. Er sei damals "schockiert und aufgebracht" gewesen und habe danach von weiteren Fällen gehört, aber nie das ganze Ausmaß der angeblichen Vorfälle erkannt.

Polizei befragt Missbrauchsopfer

Die Polizei in Los Angeles hat Ermittlungen wegen der Vergewaltigungsvorwürfe aufgenommen. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag. Ein mögliches Missbrauchsopfer sei von der Polizei befragt worden, sagte Polizeisprecher Sal Ramirez. Der Vorfall aus dem Jahr 2013 werde nun von den Ermittlern untersucht. Nähere Angaben zu dem möglichen Opfer machte Ramirez zunächst nicht.

Der "Los Angeles Times" zufolge soll es sich um eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien handeln. Demnach soll die Frau, die auch als Model arbeitet, angegeben haben, 2013 in einem Hotel in Beverly Hills sexuell missbraucht worden zu sein. Die Frau wird von dem US-Anwalt Dave Ring in Los Angeles vertreten. Sie wollte vorerst anonym bleiben, hieß es.

Weinsteins Sprecherin Sallie Hofmeister reagierte am Donnerstag auf die neuen Vorwürfe. "Mr. Weinstein kann sich natürlich nicht zu anonymen Anschuldigungen äußern, aber er weist Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex eindeutig zurück", heißt es in der Mitteilung.

Mehr als 40 Frauen gemeldet

Mehr als 40 Frauen, darunter auch Hollywood-Größen wie Jennifer Lawrence, haben sich in den letzten Tagen mit Vorwürfen von sexuellen Belästigungen bis Vergewaltigungen gegen Hollywood-Mogul Weinstein (65) zu Wort gemeldet. Auch die Polizeibehörden in New York und London kündigten bereits an, Ermittlungen gegen Weinstein aufnehmen zu wollen. Die New Yorker Polizei wolle eine eigentlich bereits abgeschlossene Ermittlung gegen Weinstein aus dem Jahr 2004 neu aufrollen, hieß es.

In dem am Donnerstag bekannt gewordenen Fall schildert die Frau der "Los Angeles Times", dass sie Weinstein kurz bei einem italienischen Filmfest in Los Angeles gesprochen habe. Danach sei er "ohne Warnung" in der Lobby ihres Hotels erschienen. Er habe auf ihr Zimmer kommen wollen, doch sie habe "nein" gesagt. Er habe dann an ihre Tür geklopft und gesagt, er wollte nur mit ihr sprechen, sagte die Frau. Dann sei er "sehr aggressiv" geworden. Er habe sie ins Badezimmer gezogen und dort vergewaltigt. "Als er ging, hat er so getan, als sei nichts passiert", schilderte die Frau.

In dem Zeitungsinterview gibt sie weiter an, dass sie Angst gehabt habe, Weinstein bei der Polizei anzuzeigen. Sie habe aber einem Priester, einem Freund und einem Kindermädchen von dem Vorfall erzählt.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Liam Neeson
Salon

Liam Neeson: #MeToo-Debatte geht auch auf Trump zurück

Viele hätten sich aus Wut auf den US-Präsidenten gemeldet, meint der Hollywood-Star - habe sich dieser doch "damit gebrüstet, Frauen an intimen Stellen berühren zu können".
June 7 2017 Nashville TN USA 07 June 2017 Nashville Tennessee Ashton Kutcher Danny Mast
Salon

Nach Vergewaltigungsvorwürfen: Netflix trennt sich von Schauspieler Danny Masterson

"The Ranch"-Darsteller Danny Masterson hat nur noch einige wenige Auftritte in der Netflix-Erfolgsserie, die Produktion werde ohne den Schauspieler fortgesetzt. Mindestens vier Frauen bezichtigen ihn der Vergewaltigung.
29 2010 New York NY U S April 29 2010 New York City Ballet Master in Chief Pete
Salon

Missbrauchsvorwürfe: "New York City Ballet"-Chef suspendiert

Ein weiterer Fall erschüttert die New Yorker Kulturszene, nachdem die Vorwürfe massiven sexuellen Missbrauchs gegen Dirigent James Levine bekannt wurden: Peter Martins, Chef des New York City Ballet, wurde von seiner Lehrtätigkeit entbunden.
Serien

"House of Cards" bekommt sechste Staffel - ohne Kevin Spacey

Der einstige Hauptdarsteller ist nach sexuellen Belästigungsvorwürfen nicht mehr Teil der Polit-Serie. Im Finale der Serie soll stattdessen Robin Wright ins Rampenlicht rücken.
Jan 1 2011 07 October 2003 New York Uma Thurman attends the New York Premiere of a Quentin T
Salon

Uma Thurman bricht ihr Schweigen über Harvey Weinstein

Die US-Schauspielerin Uma Thurman äußerte sich erstmals direkt zur Missbrauchs- und Vergewaltigungsaffäre um den Hollywood-Filmproduzenten Harvey Weinstein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.