„Bad taste“-Literatur für Donald Trump

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Wiener Satiriker lesen „schlechte Literatur für schlechte Verhältnisse“.

Wien. Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Satire. Aber was, wenn sich die Kunst an das Niveau der Politik anpassen würde? Diese Frage hat sich eine Gruppe von Satirikern um Maximilian Zirkowitsch gestellt. Schließlich gehe es da um Leute, die stolz seien, keine Bücher zu lesen – und wie schell deren literarische Fähigkeiten erschöpft sind, das lässt sich in täglichen Twitter-Messages nachlesen.

Angenommenes Szenario: Donald Trump hätte gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft einen Literaturwettbewerb ausgerufen. Schreiben wie Trump, Schreiben für Trump. Dieser Einladung von Zirkowitsch und Milena-Verlagschefin Vanessa Wieser sind etliche Satiriker nachgekommen, unter ihnen Tex Rubinowitz, Austrofred, Michael Ziegelwagner (Magazin „Titanic“), Christopher Just, Sebastian Huber („Die Tagespresse“), Peter Zimmermann, Wolfgang Pollanz, Sebastian Klug, Marc Carnal, Manfred Gram, Mareike Boysen und andere.

Die besten Texte dieses fiktiven Bewerbs sind nun im Wiener Milena Verlag als Buch erschienen, präsentiert wird „Donald Trump Literatur Wettbewerb“ am Mittwoch, den 15. November mit einer Buchparty im Phil in der Gumpendorferstraße.

Prominentes Wettlesen im Phil

Und zwar in Form eines tatsächlichen Wettlesens der Autoren. Eine Expertenjury aus Clemens Haipl und Maximilian Zirkowitsch wird bewerten und „in feinster Komparatistikmanier“, wie es heißt, den Sieger küren. Gewinnen soll, wer den angenommenen Geschmack des Präsidenten am ehesten trifft – ausgehend von der Grundidee, die Welt werde zu einem guten Teil von Idioten regiert, und die Literatur passe sich dem an, sind Texte entstanden, die sich so sonst niemand vorlesen trauen würde. „Bad taste“-Literatur, „schlechte Literatur für schlechte Verhältnisse“, sagt Zirkowitsch. Schlecht schreiben, voller Klischees, massenhaft verwendete Adjektive: So sind komische Literaturumschreibungen mit sinnverzerrenden Fehlern, Genre- und Formatparodien entstanden.

„Trump ist für uns quasi ein Platzhalter für alle, die für Verblödung und Populismus stehen, die sich auch in der Kultur niederschlagen“, sagt Zirkowitsch. Als die Idee entstand, war Trump gerade mit seinem „Grab them by the pussy“-Sager in der Kritik. Überraschenderweise gehe es in den Texten im Buch seltener um Sex als erwartet, der Preis wird in den Sparten „Humanität“, „Homos“, „He didn't inhale“, „Mythos Mann“ oder „You're fat, you're beautiful“ vergeben. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2017)

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