Markus Thums: "Gibt fast nur schlechte Fotos"

„Es geht darum, den richtigen Moment zu erwischen“, sagt Fotograf Markus Thums.
„Es geht darum, den richtigen Moment zu erwischen“, sagt Fotograf Markus Thums.(c) Clemens Fabry
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Markus Thums ist soeben unter die 200 weltbesten Werbefotografen gewählt worden. Er kritisiert die abnehmende Qualität in der Fotografie.

Die ganze Welt, findet Markus Thums, ist voller schlechter Fotos. „Es gibt selten Bilder, die wirklich gut sind“, sagt der Wiener Werbefotograf. Und zwar nicht nur auf Amateurebene, auf der – Stichwort Instagram – wahrscheinlich noch nie so viel fotografiert wurde wie heute. Sondern durchaus auch auf Profi-Ebene: „Es gibt sogar unscharf fotografierte Werbeplakate“, sagt Thums. „Und Firmen lassen mit unprofessionell gemachten Websites und schlechten Fotos viel Geld liegen. Das Qualitätsbewusstsein verfällt zunehmend.“

Woran das liege, wisse er nicht, sagt Thums, wohl aber, dass er sich mit seinen Arbeiten dem bewusst entgegenstellt. Was auch durchaus anerkannt wird: So wurde Thums vom international bekannten Fachmagazin „Lürzer's Archive“ soeben unter die 200 besten Werbefotografen weltweit gereiht. Ausgezeichnet wurde er von der Jury für zwei Hundeporträts.

Hundeporträts? Ja, genau. Als „Selbstvermarktungsgeschichte“ lichtete Thums vor einiger Zeit einige Hunde ab – in einer Hundetagesstätte in seiner Nachbarschaft in Wien. „Ich habe mir davor angeschaut, was es an Hundefotos gibt und was nicht, und viele spektakuläre Sachen gefunden. Aber würdevolle, geheimnisvolle Hundeporträts gab es noch nicht.“ So inszenierte Thums die Tiere vor dunklem Hintergrund: altmeisterlich fast, malereiähnlich und ja, fast wie Menschen.

Eine der prämierten Arbeiten.
Eine der prämierten Arbeiten. (c) Markus Thums

Das Foto zwischen den Fotos

Die Arbeit mit Hunden – mit Ausnahme von Katzenbabys für eine Werbekampagne war es Thums erste Arbeit mit Tieren – unterscheide sich im Grunde nicht von jener mit Menschen. „Es geht immer darum, den richtigen Moment zu erwischen. Dass sich der Porträtierte für einen Augenblick vergisst.“ Thums nennt das „das Foto zwischen den Fotos“: jene Momente, direkt nachdem er für die offiziellen Fotos abgedrückt hat und sich der oder die Porträtierte kurz entspannt. Das sei der Moment, in dem man den Menschen authentisch erwische, aber auch geheimnisvoll. „Ich finde, es muss ein bisschen Distanz geschaffen werden, das macht das Bild interessant.“ Wenn jemand mit zwei hochgestreckten Daumen in die Kamera grinst, „hat man nach einer halben Sekunde genug von dem Bild“.

Überhaupt: Die typischen Posen, in denen sich viele Businessleute fotografieren lassen, hält Thums „für eine grobe Unart“. Wird er von einer Firma für Porträts engagiert, „rede ich einmal mit den Leuten, wie sie rüberkommen wollen. Manche Anwälte etwa wollen gern hart rüberkommen, andere freundlich.“ Wie lang ein Shooting dauere, bis man ein gutes Resultat habe, könne man nicht sagen. „Das kann schon nach einer Minute gut klappen.“ Und ja, auch mit Kunden, die behaupten, sie seien „überhaupt nicht fotogen“ und würden auf Fotos „immer schlecht ausschauen“.

Neben Porträtaufnahmen und Werbeaufträgen arbeitet Thums auch immer wieder für Magazine wie „Forbes“, für die er Porträts macht. Prominente seien übrigens nicht schwieriger zu fotografieren als andere, im Gegenteil. „Die eitlen Leute sind oft die, die weniger darstellen.“ Sehr gut klappe die Arbeit mit erfolgreichen Geschäftsleuten, die seien „immer sehr konzentriert und leicht zu handeln“.

ZUR PERSON

Markus Thums, Jahrgang 1977, ist soeben für zwei seiner Hundeporträts vom international renommierten Fachmagazin „Lürzer's Archive“ unter die 200 weltbesten Werbefotografen gewählt worden. Thums fotografierte jahrelang für Zeitungen und Magazine und ist heute als Werbefotograf in Wien tätig. Infos: www.werbefotograf-wien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2017)

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