Thomas Blimlinger: Der Vorsteher gibt sein Dienstfahrrad ab

Thomas Blimlinger
Thomas Blimlinger(c) Stanislav Jenis
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Nach 16 Jahren als Bezirksvorsteher feierte Thomas Blimlinger seinen Abschied.

Wien. „Ich werde mein Dienstfahrrad abgeben“, sprach Thomas Blimlinger, „und künftig mit meinem privaten Rad durch den Bezirk fahren.“ Nach 16 Jahren als Bezirksvorsteher von Neubau übergibt der 60-Jährige kommenden Donnerstag offiziell sein Amt an seinen Nachfolger, Markus Reiter. Noch vor diesem offiziellen Akt feierte er am Mittwochabend in der Galerie Westlicht noch im Rahmen eines Abschiedsempfangs. Als erster grüner Bezirksvorsteher Wiens steht er stellvertretend für das Ankommen der einstigen Ökopartei in der bürgerlichen Mitte – und für die, wenn es dieses Wort gibt, Verboboisierung des siebenten Bezirks.

Wobei, der Vater des Museumsquartiers, wie es oft heißt, das sei Blimlinger nicht gewesen, wie sein Vorvorgänger an der Spitze des Bezirks, Herbert Tamchina, in seiner Laudatio anmerkte: „Das warst nicht du, das war ich.“ Doch der SPÖ-Politiker würdigte Blimlingers Verdienste für den Bezirk und die Grünen. „Dein Abschied“, so Tamchina, „fällt in eine Zeit, wo man dich brauchen könnte.“

Das unterstrich auch Wiens grüne Vizebürgermeisterin, Maria Vassilakou, die Blimlinger sieben rote Rosen überreichte – und zu jeder ein Kompliment, von seinem „weichen Herz“ bis zu seinem „legendären, unnachahmlichen Grant“.

Ein Lied vom Beschwerdechor

Dass Blimlinger auch über die Partei- und Bezirksgrenzen hinweg einen guten Ruf hatte, zeigten auch die Vorsteher der Nachbarbezirke – Markus Rumelhart (SPÖ) aus Mariahilf und Veronika Mickel (ÖVP) aus der Josefstadt. Daneben waren unter den Gästen unter anderem auch SPÖ-Landtagsklubchef Christian Oxonitsch, Sora-Leiter Christoph Hofinger, Ex-Präsidentensprecher Bruno Aigner und „Biorama“-Herausgeber Thomas Weber. Die künstlerische Einlage kam vom Wiener Beschwerdechor.

Blimlinger selbst blickte in seiner Rede auf die Änderungen im Bezirk während seiner Amtszeit zurück – unter anderem den Umbau der Mariahilfer Straße. „Da gab es einen Shitstorm, wie ich ihn noch nie erlebt habe“, meint er. Genau deswegen würden viele Politiker heute solche schwierigen Projekte gar nicht erst angehen, um nicht anzuecken. „Aber der Wille zu gestalten“, so Blimlinger, „sollte größer sein als die Angst vor Fehlern.“ Genau das habe er während seiner Amtszeit auch zu beherzigen versucht. Am Ende warnte er noch vor einer allzu großen Verbissenheit in der Politik – denn die sei nur einen Schritt von Ignoranz entfernt. „Es braucht Humor und Ironie“, meinte Blimlinger zum Abschied, „auch in der Politik.“ (eko)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2017)

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