Tierschmuck: Preziosen-Menagerie

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Tiere und Schmuck – das ist eine uralte Liaison. Ohne Ablaufdatum, wie nun eine Ausstellung zeigt.

Den Heiligen Pillendreher kennt man. Nur nicht unter diesem Namen. Der Käfer, der Dungkugeln vor sich her schiebt, ist vielmehr als Skarabäus bekannt. Also als Glückskäfer, als Amulettform. Seine Bedeutung im Kontext der Schmuckgeschichte seit der Antike zeigt nun eine Ausstellung im Schmuckmuseum Pforzheim, einer Institution, deren Pendant man bei uns vergeblich sucht.

„Es gibt kaum eine Epoche, in der Tiermotive im Schmuck nicht vorkommen“, schreibt die Direktorin des Museums, Cornelie Holzach, in einem Katalogtext. Manche Tiere in historischen Schmuckstücken wie der Widder, der Hirsch oder der Tiger, sollten, als Motiv nahe am Körper getragen, etwas von ihrer Kraft abgeben. In dieser Bedeutungstradition symbolisieren etwa der gerade in den letzten Jahren sehr beliebte Schmetterling oder kleine Vögel Freiheit, Leichtigkeit. Die Eigenschaften, die Tieren zugewiesen werden, sind vor allem in Jugendstilschmuck von großer Bedeutung, weiß Cornelie Holzach und führt als Beispiel die Brosche „Oktopus und Schmetterling“ von Louis Werner von 1900 an: Sie vereint, so Holzach, die Unwägbarkeit der Meerestiefe mit der Leichtigkeit von Luftwesen. Und das sei „ohne Zweifel“ als Metapher auf die gegeneinander kämpfenden verschiedenen Seelenebenen gemeint. „Eine Vorstellung der Künstler dieser Zeit.“

Für viele zeitgenössische Schmuckdesigner ist es jedoch weniger die Bedeutung eines Tieres, die zum Gestalten anregt, sondern die Physiognomie, die Funktion von Tierkörperteilen. Bekanntestes Beispiel ist die Schlange, die sich in wohl unzähligen Varianten um Finger oder Handgelenke winden darf. David Bielander etwa hat einen Armreif im Repertoire, der aus einer nachgebildeten Koi-Karpfen-Schwanzflosse besteht – man spürt förmlich die Kraft, mit der der Koi um sich schlägt. Der Brasilianer Antonio Bernardo hingegen sah sich vom langen, dünnen Schnabel eines Kolibris dazu inspiriert, diesen gleich als Ohrstecker zu verwenden, statt bloß einen Miniaturkolibri auf einem herkömmlichen Stecker zu befestigen.

Und nicht wenige Beispiele findet man von Hirschkäfern, die mit ihrem geweihförmigen Kiefer einen schmucken Stein vor sich her schieben, wie es etwa der deutsche Schmuckgestalter Georg Dobler vorzeigt. Nur Ohrclips in Form eines Hummers, der sich mit den Scheren am Ohrläppchen festzwickt, konnten wir nicht auftreiben.

Tipp

Ausstellung „Höllenhund und Liebestaube“ im Schmuckmuseum Pforzheim, noch bis 22. Juni. www.schmuckmuseum.de

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