Keine Frage des Alters

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Nach dem 200. Firmengeburtstag ist der Juwelier Köchert gerade alt genug für einen Verband ehrwürdiger Traditionsunternehmen. Gefeiert wird auch mit einer Ausstellung in Wien.

Vor 200 Jahren fand, wie dank beflissener Geschichteprofessoren bekannt sein dürfte, hierzulande der Wiener Kongress statt und fungierte als – immerhin vier Jahre währender – Magnet für Magnaten aus Ländern fern und nah. Dass in ihrem Gefolge eine florierende Luxusindustrie entstand, verwundert selbst aus heutiger Perspektive nicht. Auch der deutsche Goldschmied Jakob Heinrich Köchert kam in dieser Zeit nach Wien, machte mit dem bereits hier ansässigen Emanuel Pioté gemeiname Sache und übernahm schließlich die Anteile seines Partners. Was freilich fast noch wichtiger ist als die Tatsache, dass es die Firma noch gibt: Sie befindet sich weiterhin in der Hand der Gründerfamilie. 

Sternstunde. Sebastian Menschhorn aktualisierte den Sisi-Stern.
Sternstunde. Sebastian Menschhorn aktualisierte den Sisi-Stern.(C) Beigestellt



Blick ins Atelier. „Vertrauen ist ein wichtiges Thema in unserem Metier“, sagt Christoph Köchert. „Die Firmengeschichte, die auch eine Familiengeschichte ist, unterstützt das.“ Aus Anlass des hohen runden Geburtstages soll im Köchert-Stammhaus am Neuen Markt in Wien nun ein eigener Ausstellungsraum entstehen, hundert historisch wertvolle Stücke wurden zusammengetragen. „Außerdem ist es uns wichtig zu betonen, dass in unserer eigenen Werkstätte am Neuen Markt weiterhin Schmuck gefertigt wird“, führt Wolfgang Köchert einen weiteren wichtigen Aspekt ins Treffen. „Darum“, ergänzt Florian Köchert, der die Salzburger Dependance leitet, „wird es auch nach Ende der Ausstellung in Zukunft möglich sein, sich für Führungen durch die Werkstatt anzumelden.“

Kammerjuwelier. Von höchsten Gnaden, hier eine Skizze für Karl und Zita.
Kammerjuwelier. Von höchsten Gnaden, hier eine Skizze für Karl und Zita.(C) Beigestellt

Die Köcherts setzen also auf Tradition. Verständlich, denn das Unternehmen durfte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als einziger Kammerjuwelier des Kaiserhauses bezeichnen. Was von Köchert gefertigt wurde, war vom Kaiser bestellt worden. Die berühmten Sisi-Sterne, weiterhin ein Bestseller (wenn ein so profaner Begriff in diesem Zusammenhang erlaubt ist), gehen auf diese Ära zurück. Auch der „Bogen in die Gegenwart“ soll aber, so Wolfgang Köchert, weiterhin und intensiver denn je gespannt werden. Sebastian Menschhorn schuf etwa für die letzte Wien-Products-Collection eine aktualisierte Variante der Sisi-Sterne, auch an den Passionswegen der Vienna Design Week nahm Köchert heuer mit PostlerFerguson teil. Und für die Jubiläumsausstellung, die am 22. Oktober feierlich eröffnet, sollen weitere Künstler und Kreative Schmuckstücke kreieren.  

Das 200-jährige Bestehen der familiengeführten Firma, darauf sind die Köcherts besonders stolz, hat sie 2014 auch für die Mitgliedschaft im erlauchten Zirkel der sogenannten Hénokiens qualifiziert: Mit seinen zwei Jahrhunderten auf dem jugendlichen Buckel ist das Juwelierunternehmen da quasi ein Youngster, Kammerjuwelierstitel hin, Sisi-Sterne her. Geplant, so Christoph Köchert, sei übrigens demnächst eine Zusammenkunft der ehrwürdigen Hénokiens auch in Wien. Dass man im Verband so langlebiger Entrepreneurs nicht auf die Umsatzzahlen als Qualifikation schauen muss, versteht sich übrigens fast von selbst. Ganz schlecht kann wohl nicht wirtschaften, wer, wie ein eigentümergeführtes Hotel aus Japan, der Senior unter den Hénokiens, schon über 1300 Jahre erfolgreich seinen Bestand sichert. Und das ist ja dann auch wieder recht vertrauenswürdig.

Tipp

Fixtermin. Die Jubiläumsausstellung ist ab 23. Oktober am Neuen Markt in Wien zu sehen.

Siehe www.koechert.com

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