Hochkarätige Haarspalterei

Nelly Saunier setzte für Piaget Feder für Feder – von Pfau und Diamantfasan.
Nelly Saunier setzte für Piaget Feder für Feder – von Pfau und Diamantfasan.(c) Beigestellt
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Klauen erlaubt: Auch abseits von Perlen und Korallen wird aus Tiermaterialen edler Schmuck. Organisch ist das Motto der Stunde.

Das beste Werbedrehbuch schreibt die Natur: Das Tier, das für einen diamantbesetzten Piaget-Armreifen Federn hat lassen, heißt doch tatsächlich Diamantfasan. Die Federkünstlerin Nelly Saunier hat diese Rasse aber wohl nicht wegen des Namens ausgesucht. Sondern weil ihr die Federn des bunten Edelfasans so gut ins Konzept passten.

Saunier, die auch viele Haute-Couture-Häuser zu ihren Kunden zählt, hat im Rahmen der Piaget-Kollektion "Secrets & Lights" einen Armreif gestaltet. Neben den Federn des Diamantfasans wurden für  dieses aufsehenerregende Einzelstück auch Pfauenfedern verarbeitet sowie nicht zu knapp Weißgold, Diamanten, Saphire und ein großer Smaragd. Dieser Manschetten-Armreif ist ein weiteres Beispiel für einen Trend, der schon seit Jahren zu beobachten ist, aber vor allem in den letzten Monaten merkbar an Relevanz zugelegt hat: Tierische Materialien wie Federn, Haare, Klauen oder Leder werden mit Hochkarätigem zu Schmuck kombiniert, mit dem Veganerinnen wahrscheinlich ihre Probleme haben. Das Diamanten-Lederarmband von Skrein, ein recht frühes Beispiel für die unbekümmerte Paarung von Tiermaterial und Stein, ist ein typisches nicht veganes Schmuckstück, aber dennoch sehr zugänglich.

Resteverwertung mit Reh. Bei anderen Stücken indes braucht es schon mehr Mut, um sie zu tragen: Werner Pejrimovsky etwa, in der Wiener Krugerstraße ansässiger Juwelier, hat für die Kollektion "Nature Works" mit Klauen, Fell, Krickerln, also kleinen Geweihen, und Gebissen vom Reh gearbeitet, die er mit Rubinen, Diamanten und Gold gepaart hat. Seine Frau Susanne ist im Metnitztal in Kärnten aufgewachsen, die Materialien stammen von den umliegenden Landwirten. Anstatt die Teile zu entsorgen, werden sie Pejrimovsky & Co für ihren Schmuck zur Verfügung gestellt, es handelt sich also quasi um Resteverwertung.

Zwei tierische Materialien sind schon sehr lang aus dem Echtschmuckbereich bekannt: Perlen und Korallen. Auch Haare sind an sich nichts Neues: Trauerschmuck mit Echthaar von Verstorbenen war vor allem im viktorianischen England beliebt. Menschliches Haar wurde entweder zu Gewebe geflochten, aus dem Ohrringe oder Armbänder gefertigt wurden, oder man bannte Strähnen kunstvoll verflochten Haars hinter ovales Glas, zu einer Art Gemme.

Mit Schmuck aus menschlichem Haar hatte die Wiener Schmuckkünstlerin Alja Neuner schon vor Jahren für Aufsehen gesorgt. Aktuell zeigt sie eine lange Kette aus unterschiedlich großen aufgeblasenen Pergament-Perlen mit Pferdehaaren. Ebenfalls auf Pferdehaare setzt seit Kurzem die Schmuckwerkstatt Seitner mit einer Flechtkollektion: Dabei werden Pferdehaare entweder nur abgegossen, um etwa als Ringe aus Gold oder Silber getragen werden zu können, oder aber es werden tatsächlich echte Pferdehaare mitverarbeitet.

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