Nachruf: Christian Hübner

Christian Hübner.
Christian Hübner.(c) Michaela Bruckberger
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Uhrmachermeister Christian Hübner weilt nicht mehr unter uns. Er ist nach kurzer, schwerer Krankheit viel zu früh verstorben. Ein Nachruf.

Mich hat die Nachricht des Ablebens von Uhrmachermeister Christian Hübner während eines beruflichen Aufenthalts in den USA erreicht. Seither bin ich fassungslos, wollte und will das bis heute einfach nicht glauben. Noch vor ein paar Wochen rief mich Christian Hübner quirlig wie immer an. Wir plauderten oft, tauschten uns ausgiebig aus. Ich selbst rief Christian Hübner noch vor gar nicht langer Zeit an, und im Rahmen dieses letzten Telefonats teilte er mir mit, er habe mit der Lunge zu kämpfen, sei aber guter Dinge, dass er bald wieder gesund werde. Sorgen machte ich mir somit keine, denn wer Christian Hübner kannte, weiß, dass diesen Mann nicht so schnell etwas umhauen konnte. Mit Christian Hübner verliert die Uhrenbranche in Österreich ihre größte Persönlichkeit. Niemand anderer hat diese Szene so geprägt und mitgestaltet wie er. Tag und Nacht war er um das Wohl der mechanischen Uhr bemüht, ließ keine Gelegenheit aus, sich und das Thema einzubringen. Als ich vor vielen Jahren als Geschäftsführer bei Schullin am Kohlmarkt zu arbeiten begann und damit betraut wurde, mit Herbert Schullin ein Uhrenfachgeschäft aufzubauen, begegnete ich der charismatischen Persönlichkeit erstmals. Ein gestrenger Ruf eilte ihm voraus, demnach war ich aufgeregt. Christian Hübner teilte mir damals mit, er habe großen Respekt vor meinem Chef Herbert Schullin, doch ich müsse mir diesen erst erarbeiten. Jahre vergingen, ich hatte mittlerweile die Seiten gewechselt, Herbert Schullin und mein Team bei Schullin Uhren im Looshaus verlassen und bei dieser Tageszeitung das Ressort Uhren übernommen. An Christian Hübners Einstellung zu mir änderte das nichts. Er war stets kritisch, um eine korrekte Distanz bemüht und nahm sich nie ein Blatt vor den Mund. Ich musste demnach so manche Maßregelung über mich ergehen lassen. Als ich mir nach vielen Jahren genügend Respekt erarbeitet hatte, ließ er mich das aber auch wissen, und als er mir schließlich das Du-Wort anbot, da wusste ich, ich hatte es geschafft. Heute muss ich festhalten, dass ich Christian sehr viel verdanke, denn ein ehrlicheres und zugleich strengeres Korrektiv gab es nicht. Christian half mir aber auch, nachhaltig meine Kontakte in dieser Branche zu vertiefen, und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Ihm gerecht zu werden und seiner strengen Prüfung standzuhalten war wie ein Ritterschlag. In den vergangenen Jahren waren wir gute Freunde geworden und teilten unsere Leidenschaft für die mechanische Armbanduhr intensiv auf einem ganz anderen Niveau. Wie inspirierend das war, vermag ich hier und jetzt nicht in Worte zu kleiden.

Lieber Christian, du wirst mir, du wirst uns allen fehlen!

Eines verspreche ich dir: Ich werde die Fahne hochhalten und die Leidenschaft für die mechanische Uhr ganz in
deinem Sinn weiter intensiv zelebrieren.

Ruhe, ticke in Frieden! 

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