Zeit-Ikone: „Cartier Tank“

Prominent. Unter den „Tank“-Trägern finden sich Künstler Andy Warhol, Filmdiva Catherine De­neuve (im Bild) und Schauspieler Alain Delon.
Prominent. Unter den „Tank“-Trägern finden sich Künstler Andy Warhol, Filmdiva Catherine De­neuve (im Bild) und Schauspieler Alain Delon.(c) Jean Jacques Lapeyronnie/Gamma
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Für das eckige Cartier-Modell „Tank“ läuft es rund – und das seit 100 Jahren. Prominente Träger wie Andy Warhol, Lady Di oder Madonna zeugen von der Anziehungskraft der Jubiläumsuhr.

Dass Kim Kardashian in dieser Geschichte vorkommt, hat sie 379.500 Dollar gekostet. Denn so viel war die Uhr von Jackie Kennedy wert, die der US-Reality-TV-Star bei einer Auktion im Juni ersteigerte. Das beweist: Eine Kar­dashian muss tief in die Tasche greifen, um mit Stil und Jackie Kennedy in einem Satz erwähnt zu werden. Doch – und das muss zweifelsfrei anerkannt werden – mit diesem Modell ist ihr das eindeutig gelungen: Die „Cartier Tank“ existiert heuer 100 Jahre und darf getrost als Ikone bezeichnet werden. Allein die prominenten Träger zeugen von der Anziehungskraft des Modells. Die Prinzessin der Herzen, Lady Di, krönt die Liste genauso wie Autor Truman Capote, Modeschöpfer Yves Saint Laurent, Schauspiellegende Gary Cooper, Filmdiva Catherine Deneuve und Popstar Madonna. Rund um diese Namen und die „Cartier Tank“ gibt es zahlreiche Anekdoten. So hat etwa Stummfilmstar Rudolph Valentino im Jahr 1926 darauf bestanden, bei seinem letzten großen Historienfilm, „Der Sohn des Scheichs“, seine „Tank“ auch vor der Kamera zu tragen. Das führte zwar zu einem Hoppala der Filmgeschichte, bedeutete für die „Tank“ aber großes Kino. Ein großes Kompliment machte 1973 auch Andy Warhol seiner Lieblingsuhr: „Ich trage die ,Tank‘ nicht, um die Zeit abzulesen. Ich ziehe sie nicht einmal auf. Ich trage die ,Tank‘, weil es die richtige Uhr ist!“ Und auch wenn uns der Pop-Art-Künstler mit dem Nichtaufziehen nur ein wenig aufgezogen hat, bei Ikonen wusste er, was es geschlagen hatte.

Auch Prinzessin Di schätzte die „Cartier Tank“.
Auch Prinzessin Di schätzte die „Cartier Tank“.(c) Sipa Images

Doch nun von den Geschichtchen zur Geschichte: 1917, als diese Uhr „geboren“ wurde, tobte noch der Erste Weltkrieg, dessen erstarrte Westfront erst gegen Ende durch eine Erfindung der Franzosen und Engländer in Bewegung kam: den Panzer, auf Englisch Tank. Ob nun tatsächlich der Grundriss eines Panzers das Design beeinflusst hat, ist nicht überliefert. Tatsache ist, dass eine frappante Ähnlichkeit vorhanden ist. Louis Cartier überreichte das allererste Exemplar aus Dankbarkeit dem amerikanischen General John Joseph Pershing, der mit seinen Tanks erste Erfolge im Grabenkrieg gegen die Deutschen errungen hatte. Fürs Publikum gelangte das Modell dann erst 1919 in die Vitrinen von Cartier in der Rue de la Paix in Paris. Der Krieg war gewonnen, und das Leben blühte auf. Nachdem 1919 nur eine Handvoll „Tanks“ hergestellt wurden, musste bald eine veritable „Serienproduktion“ eingerichtet werden. 1925 und 1926 entfiel ein Viertel der gesamten Armbanduhren-Produktion des Hauses Cartier auf die Modellreihe „Tank“.

 „Tank Louis Cartier“. 1922 entwickelt, ist dieses neue Modell mit Lederarmband  dem Original am nächsten.
„Tank Louis Cartier“. 1922 entwickelt, ist dieses neue Modell mit Lederarmband dem Original am nächsten.(c) Beigestellt

Typische Codes. Doch was macht die „Tank“ aus? Sie ist der Prototyp der rechteckigen Armbanduhr. Vor ihr gab es praktisch nur Taschenuhren, und die meisten davon waren rund. Aber im Grunde ist die Ur-„Tank“ gar nicht rechteckig: ihr Zifferblatt ist eigentlich ein Quadrat, flankiert von zwei Metallbalken, welche den zentralen Körper so weit überragen, dass zwischen den Überständen ein Armband montiert werden kann. Das quadratische Zifferblatt zieren Codes, die zu typischen Erkennungsmerkmalen der Marke wurden: die Minutenskala, die aussieht wie ein im Quadrat geführter Schienenstrang mit Schwellen, sowie die verzerrten römischen Ziffern, in denen sich später sogar ein winziger Cartier-Schriftzug verstecken ließ.

Neben diesen strengen Designelementen, die ein Ausdruck des damals anbrechenden Art déco waren, existieren jedoch auch verspielte Elemente, die an die traditionelle Uhrmacherei und den langsam verschwindenden Jugendstil erinnern. Dazu gehören die gebläuten Breguet-Zeiger und die mit einem Saphircabochon versehene, griffige Krone. Wie universell der Entwurf der „Tank“ ist, belegen die zahlreichen Abkömmlinge, die Cartier bis heute herausgebracht hat. Ihre drei Basismodelle sind jedenfalls die „Tank Louis Cartier“, die „Tank Américaine“ und die „Tank Française“. Ein Ende des Erfolgs ist aber nicht absehbar.

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