Zu Hause schluckt es Aktenordner und Tierlexika bravourös. In der Auslage schluckt es die Einzigartigkeit.
Taugt für alles, passt immer, schadet nie, tut keinem weh. Nicht dem Auge, nicht dem Börserl. Der größte ästhetische Konsens im Design ist die Unsichtbarkeit der Dinge. Doch solange der Möbelhersteller, der am eifrigsten daran arbeitet, Kartell, das mit der Transparenz nicht hinkriegt, wird man die Formen von Möbeln wohl noch sehen müssen. Und manchmal ist es einfach zu viel des Quadrats. Vor allem dort, wo man den Mainstream gar nicht vermuten würde, in den Seitengassen der großen Einkaufsstraßen Wiens. Wo Filzringbastler und Handtaschenpioniere in winzig-süßen Geschäftslokalen ihre Leidenschaft und die individuellsten Zugänge in die Auslage stellen: Dort ist der fröhliche Konsens ausgebrochen. Bei 90 Prozent der engagierten Kreativen dürfte Budget, Inspiration, ästhetisches Gefühl und Engagement im selben Moment ausgelassen haben – als es darum ging, die Dinge auch irgendwo hinzulegen. Jetzt liegen sie in vielen kleinen Quadraten in einem großen Quadrat: im Expedit-Regal von Ikea, das neuerdings Kallax heißt. Zu Hause schluckt es Aktenordner und Tierlexika bravourös. In der Auslage schluckt es die Einzigartigkeit. Ein gleichgültiger ästhetischer Rahmen für eh alles. Sogar in der Lobby des Sofitel-Hotels im Turm eines Stararchitekten am Donaukanal stand das Expedit hinter hohen Scheiben. Hoffentlich hat es Jean Nouvel niemals dort gesehen.