Design 2015: Ein Netzwerk fürs Handwerk

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Betreiberinnen des ManufakturLab wollen Menschen vernetzen und inspirieren. Und laden heute im MAK zum Handwerks-Forum.

Die eine hatte einen Tischler als Großvater. Die andere hat einen Bruder, der als Tischler begann und heute im Paznauntal als Restaurator lebt. Ansonsten haben die Gründerinnen des ManufakturLab an einschlägigem Background nur ihre Begeisterung für Handwerk vorzuweisen – und damit mit ihrer Zielgruppe schon einiges gemein: Auch der moderne Handwerker ist ziemlich oft ein Quereinsteiger aus Leidenschaft.

Freilich nicht nur. Breit und vielfältig ist die Bandbreite dessen, was heute unter Handwerk firmiert. Ünique Skis zum Beispiel gehören da dazu – jenes junge Wiener Start-up, bei dem man sich online den eigenen Wunsch-Ski konfigurieren kann – der dann in der Werkstatt im Backsteinhaus des Kreativverbunds Brick 5 in der Fünfhausstraße gefertigt wird. Dort haben sich auch Sieglinde Kathrein, Evelyn Appinger und Karina Simbürger für das Foto verabredet, um im Anschluss über ihr Projekt ManufakturLab zu sprechen.

Vor eineinhalb Jahren hat Sieglinde Kathrein das ManufakturLab gegründet. Für alles, Mode etwa oder Design, gebe es längst eigene Plattformen, „aber das Handwerk wird nach wie vor stiefmütterlich behandelt“, sagt sie. Ihre Idee sei auf „unglaublichen Zuspruch“ gestoßen. „Es sei erstmalig, dass man sich nur mit Handwerk beschäftigt – und nicht mit Handwerk im Kontext von irgendetwas anderem.“

„Die Grundidee ist, die Wertigkeit des Handwerks voranzutreiben“, sagt Kathrein, die daneben ein Kommunikationsbüro betreibt. Bewerkstelligen will sie das etwa durch das Vorstellen von Best-Practice-Beispielen, oder dadurch, dass sie als „Dachmarke“ existierende regionale, urbane oder ländliche Initiativen zusammenbringen will. „Es geht um das Vernetzen und das Aufzeigen von Ideen, Lebensentwürfen und Möglichkeiten“, sagt Appinger, die genau wie Kollegin Simbürger ursprünglich Kunsthistorikerin ist. Und zwar jenseits des Nostalgie-Filters, der dem Handwerk derzeit oft übergestülpt wird. Sprich: Erhalt von traditionellem Wissen ja – aber gern mit der Technologie der Jetztzeit kombiniert.

„Leute an einen Tisch holen“

Initiativen zu verknüpfen – das sei auch der „Grundakkord“ seiner Tätigkeit, sagt Michael Kerbler. Der ehemalige Journalist, ORF-Chefredakteur und Leiter der Ö1-Reihe „Im Gespräch“ hat sich mit seiner Frau, einer Biotechnologin, und seinem Sohn, einem Architekten, mit der Agentur Kombinat 3 auf die Vermittlung von Ideen spezialisiert. „Es geht darum, Leute an einen Tisch zu holen, die sich normalerweise nur durch Zufall begegnen würden.“ Er halte genau das für einen – auch wenn ihm das Wort nur schwer über die Lippen komme – „Megatrend“: „Leute aus unterschiedlichen Disziplinen an einen Tisch zu holen, weil die Summe daraus mehr ist als hundert Prozent.“

Aus ähnlichen Gründen sei es übrigens ein Vorteil, dass viele Handwerker einen anderen Ursprungsberuf haben. „Wandel“, glaubt Kerbler, „kommt durch spannende Zugänge.“ Oder anders gesagt: „Der Spaß am Experiment muss größer sein als die Ehrfurcht vor dem Handwerk oder dem Vater.“ Heute, Freitag, moderiert Kerbler das vom ManufakturLab initiierte HandwerksForum – auf der Design2015-Ausstellung der „Presse“ im MAK. Ünique Skis sind übrigens auch dabei.

AUF EINEN BLICK

Forum Handwerk 2015. „Handwerk findet Stadt“ ist der Titel der Veranstaltung, zu der das ManufakturLab heute, Freitag, in Kooperation mit der „Presse“ ins MAK lädt. 10 bis 19 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung: werken@manufakturlab.at

Design 2015: Von 13. bis 15. November findet im MAK Wien die Design-Ausstellung der „Presse“ statt. Design zum Angreifen und Ausprobieren, edle Möbelstücke und Kreativ-Workshops zum Mitmachen. 10 bis 19 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr.

diepresse-design.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)

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