Eine Frage der Auslegung

Organisch. Motive von Andy Warhol auf handgeknüpften ­Teppichen von Calle Henzel.
Organisch. Motive von Andy Warhol auf handgeknüpften ­Teppichen von Calle Henzel.(c) Beigestellt
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Kunst oder Design? Eine limitierte Edition bringt zur Art Basel unveröffentlichte Motive von Andy Warhol auf den Teppich.

An Alltagsgegenständen mit Motiven, die bei Andy Warhol entlehnt wurden, gibt es nun wahrlich genug: T-Shirts, Kaffeetassen, Tischsets, Geschirr, Papierwaren. Die Fülle nimmt kein Ende und lässt den Nachruhm des Five-Minute-Stardom-Propheten in alle Lebenslagen ausstrahlen. Rechtzeitig zur Art Basel präsentiert nun die auf limitierte, handgeknüpfte Teppicheditionen spezialisierte Firma Henzel Studio eine Serie, die sich aus bislang unveröffentlichten Motiven, nämlich Varianten der Marilyn-Monroe-Porträts aus Andy Warhols „Time Capsule“-Nachlass, speist. Die Blätter aus dem Jahr 1967 wurden von Kurator Joakim Andreasson ausgewählt, von der Andy Warhol Foundation zur Verfügung gestellt und von Studio-Henzel-Gründer Calle Henzel zu organisch durchbrochenen Teppichen mit sehr spezieller Anmutung umgearbeitet. Vorgestellt werden soll die Edition bei einem Nebenevent der Art Basel Miami Beach Anfang Dezember.

Schwarzlicht. 2013 entstanden Teppiche nach Vorlagen des Österreichers Helmut Lang.
Schwarzlicht. 2013 entstanden Teppiche nach Vorlagen des Österreichers Helmut Lang. (c) Beigestellt

Kunstvoll geknüpft. Seit Dezember 2012 sucht der freie Kurator Joakim Andreasson nach Künstlern, deren Arbeiten sich auf die von Calle Henzel entworfenen Teppiche übertragen lassen. Der Kontakt mit der Andy Warhol Foundation wurde 2014 aufgenommen, und zwar mit einem konkreten Ziel: „Wir wollten einen singulären Aspekt von Warhols Werk aufgreifen. Das ist uns gelungen, und zwar in ziemlich ehrgeizigem Rahmen: Denn am Ende entstanden 43 Teppiche und acht Zierkissen mit Warhol-Motiven“, so Andreasson. Die Frage, ob es ihn reize, in Form von Künstlerteppichen Gegenwartskunst in den Bereich von Design und angewandter Kunst zu führen, bejaht Andreasson und ergänzt: „Wie auch immer man die Teppiche von Studio Henzel letztlich gebraucht – ob man sie an eine Wand hängt oder auf den Boden legt –, der jeweils ausgewählte Kontext wird ebenso subjektiv sein wie die Wahrnehmung, ob es sich um eine Spielart von ­bildender oder von angewandter Kunst handelt. Diesen Diskurs wollen wir anregen und hoffen, dass jeder seine eigene Antwort finden wird.“

Bei der Warhol-Edition handelt es sich nicht um den ersten derartigen Vorstoß von Studio Henzel, es gibt bereits Teppiche, die auf Arbeiten von Richard Prince, Anlselm Reye oder Helmut Lang beruhen. Der Österreicher scheint in diesen – wie in mittlerweile allen – Zusammenhängen freilich als bildender Künstler auf. Die Kooperation mit Henzel Studio entstand 2013: „Ausgangspunkt war“, so Joakim Andreasson, der auch in anderen Zusammenhängen mit Lang zusammenarbeitet, „eine Skulptur von Helmut Lang, wir haben die Form und Textur aufgegriffen und übersetzt, um ein völlig einzigartiges Objekt zu schaffen.“

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