Herz, Holz, Hand: Neues Möbelhandwerk aus Österreich

Möbel mit besonderen Ansprüchen: gern nachhaltig, flexibel, innovativ, modular, selbst entworfen. Oder auch sozial. Und dabei immer: aus Österreich.

Drei Generationen Josef. Und dann kam Claudia. Mayerhofer heißt die Tischlerei in Chorherrn bei Tulln, die in vierter Generation Handwerksqualität produziert: Dabei funktioniert die Kundenakquise per Marketing-Tool, für das es keine Uni-Vorlesung gibt durch Empfehlung. So hat Claudia Mayerhofer mit ihren Mitarbeitern schon Räume in Luxushotels wandvertäfelt und nebenbei einige Prototypen produziert, die sie in ihrem eigenen Alltag auf ihre Tauglichkeit testet. In ihrem Betrieb setzt sie lieber auf die Erfahrungen der Menschen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten genau wissen, was sie tun, als auf computergesteuerte Maschinen. Trotzdem bringt sie gern ihre eigenen Ideen auf so manchen ungewöhnlichen Wegen auf Schiene: etwa mit dem modularen Regalsystem "Die Hantel", das sie trotz Angeboten anderer Hersteller lieber selbst produziert, auch weil Mayerhofer, wie sie sagt, so seine Qualität sicherstellen kann.

Der Bregenzer Wald hat auch seine Ausläufer in Wien. Zumindest durch Menschen, die in ihrer Heimat ins Handwerk und die Liebe zu Holz eingetaucht sind und längst in der Hauptstadt Fuß gefasst haben: wie etwa Simon Moosbrugger, Johannes Nigsch und Pius Kaufmann. Ein Architekt plus zwei Tischlermeister macht Mo-Ni-Ka. Gemeinsam kultivieren sie in einer Tischlerei im 15. Bezirk Vorarlberger Überzeugungen: wie etwa auch, dass Architektur, Design und Handwerk voneinander profitieren. "Diese symbiotische Beziehung der Gestaltungsdisziplinen und des Handwerks wollen wir in kleinerem Rahmen hier verwirklichen", sagen die drei. Der passende Werkstoff zu diesem Vorhaben ist das Massivholz. Mit eigenen Entwürfen möchten sie ihm eine "Präsenz" abgewinnen, die spürbar wird und trotzdem unaufdringlich ist.

Auch in der Werkstatt von Johannes Forstner nehmen Ideen Gestalt an. Selbst, wenn sie oftmals von anderen stammen. Im Tischlereibetrieb in Murau, den seine Mutter in dritter Generation führt, materialisieren sich auch die Ideen junger Designer zu Prototypen und später zu Kleinserien. Aus handwerklichem Erfahrungswissen sowie aktuellen computergestützten Möbelverarbeitungstechnologien wächst das Produktportfolio des Labels Wildwood. Ein Projekt, das entstand, als Forstner die Idee hatte, die für einen Auftrag angefertigten Muster und Schablonen "zu benutzen, um die Entwürfe ein weiteres Mal zu fertigen". Inzwischen hat Wildwood Tische von Designer Lukas Klingsbichel genauso im Portfolio wie eine Garderobe samt Schreibtisch vom Kollektiv Plus Zwei. Aktuell trifft sich Johannes Forstner auch mit der Künstlerin Esther Stocker in ihrem Atelier, gemeinsam arbeiten sie an "Esat", einem mehrfach abgeschrägten und abgewinkelten Hocker, der zunächst Einzelstück bleiben soll.

Mit Mehrwert

Einzelstücke entstehen auch in der Werkstatt von Caroline Sieberer im siebenten Wiener Bezirk. Hätten sie ein Etikett, könnte man darauf lesen: K.Roh, so heißt ihr Label. Und darunter würden sich die Inhaltsstoffe ungefähr so auflisten: handwerkliche Arbeit, ungewohnte Denkweisen, nachhaltiger Anspruch, schlichtes und authentisches Design. All diese Ansprüche fließen in ihre Arbeit mit Massivholz sowie Versatzstücken aus anderen Sphären des Alltags ein: Da werden aus ausgedienten Snowboards Regale. Oder aus Eichenholz und einer alten Waschtrommel auch gern mal ein Couchtisch. "Ich möchte überraschen und zum Andersdenken anregen", sagt Sieberer.

Nicht nur ökologische Mehrwerte können Holz und Möbel abliefern. Auch soziale Mehrwerte werden da zum Teil mitgeliefert. Zumindest, wenn die Möbel aus der Werkstatt von Nut & Feder stammen. Als Christian Penz in einer Flüchtlingseinrichtung arbeitete, begann er die Leere des Alltags von Asylwerbern mit handwerklichen Aufgaben zu füllen. Gemeinsam mit einem befreundeten Architekturkollektiv entstanden erste Entwürfe, gefertigt aus einem eigens entwickelten Stecksystem. Später firmierte das Projekt bereits unter Nut& Feder: "Der Name gefiel uns, weil er eine Verbindung bezeichnet. Das steht auch für unser Team und unser Unternehmen", sagt Penz. Eine Crowdfunding-Kampagne sorgte für erstes Kapital und Nachfrage. Die Kooperation mit Architekten und Designern für neue Möbelentwürfe. Schließlich zog man in ein eigenes Atelier, in dem das Social Business noch mehr Raum für seine Ideen und die zukünftige Entwicklung bekam.

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