Das Material: Der Stoff, aus dem Design gemacht wird

(c) Christine Pichler
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Herausfordern und ausreizen: Das machen Designer mit ihren Materialien am liebsten. Dabei entstehen Qualitäten, die man manchen Stoffen gar nicht zugetraut hätte.

Bevor Konsumenten fertige Produkte lieben dürfen, müssen sich auch die Designer erst einmal anfreunden: mit den Materialien. Oft ist es ganz offensichtliche Sympathie, manchmal aber Zuneigung, die sich Gestalter hart durch konsequentes Experimentieren erarbeiten. Indem sie ausloten, was der Werkstoff kann und was man ihm noch beibringen muss. Nur so kann Porzellan so transparent wirken wie selten zuvor, können Gläser noch immer ästhetisch überraschen und irgendwann vielleicht sogar Häuser aus Papier wachsen. 

Laien lernen in den Materialwelten etwa auch, dass beim Porzellan irgendwann etwas „versintert“.  Dann nämlich, wenn sich die Poren schließen, also das Material dicht wird, wie Designerin Hedwig Rotter erzählt. Bei über 1200 Grad schiebt sie die Entwürfe für ihr Label „mano design“ in den Ofen. Etwas kühler ging’s bei Patrick Rampelotto zu, als er den Polypropylen-Schaum zu unterschiedlichen Objekten formte. Thermohandschuhe brauchte er trotzdem bei 180 Grad. Rampelotto borgt sich für seine Projekte gerne Stoffe aus anderen Kontexten, den Schaum etwa aus der Welt der Autokarosserie.  Jetzt holt er gerade alte Pokale aus diversen Regalen. Luster werden nun daraus.

Auf die Probe stellen. „Haptische“ Wärme sagt man auch dem Holz nach. Und Designer Robert Rüf ist in Vorarlberg zwischen ganz schön viel davon aufgewachsen, im Bregenzerwald. „Der Wald war mein Spielplatz“, erzählt er. Heute arbeitet er in Wien, aber auch mit Tischler aus der Herkunftsregion zusammen. Um gemeinsam mit seinen „Umsetzungspartnern“, das Holz immer wieder neu herauszufordern. „Vor allem auch in punkto Verbindungen und Materialstärke“.

Glühend heiß ist das Glas, wenn es in Form gebracht wird, vom Atem der Glasbläser. „Faszinierend, wie ein Quarzsandgemisch zu einer rot-glühenden Flüssigkeit wird“, sagt Monica Singer vom Designstudio Polka. Die Designerinnen haben bereits öfters staunend zugesehen, wie sich ihre Skizzen zu Vasen und Glaskollektionen, etwa für Lobmeyr, aufblähen. Auch für die Gastronomie-Glaskollektion von Vöslauer haben Polka den Werkstoff zuletzt feinfühlig gebändigt: „Es ist eben ein fließendes, lebendiges Material“, sagt Marie Rahm.

Die fertigen Glas-Objekte werden dann in Papier gepackt. Ein Stoff, aus dem Philipp Blum mit seinem Studio Papertown inzwischen riesige Blumen und noch größere Konstruktionen werden lässt. Mit jedem neuen Projekt weiß Blum besser, was er Papier und Karton zumuten kann. Vielleicht in Zukunft sogar, ein ganzes, wetterfestes Gebäude zu werden. 

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