Draußen wohnen: Zimmer mit Grünsicht

Gewohnt wird jetzt im Garten: über das Einrichten der Außenräume.

Praktisches, Planerisches

Tipp

Die Sterne leuchten heller denn je, die Grillen zirpen ein Sommerlied, das Grün duftet so erfrischend. Wer will da schon seinem Garten den Rücken kehren – nur weil es dunkel wird, oder weil man Hunger hat? Eben. Da trifft es sich gut, dass die Räume draußen mittlerweile mit dem Komfort von drinnen mithalten können. Sukzessive hat sich das Fleckchen Wiese vor dem Haus oder der Grünraum auf dem Dach zum formidablen Lounge-Spa-Kulinarikhotspot gemausert, der rund um die Uhr und zu nahezu jeder Jahreszeit funktioniert. Im Freien wohnen: Das meint Platz zum Relaxen, Platz zum Plantschen, Platz zum Kochen und zum Essen, Platz zum Feiern – und natürlich Platz für Pflanzen. „Es gibt sogar schon Kronleuchter für die richtige Lichtstimmung an lauschigen Abenden, extralange Tische für die Terrasse, bequeme, wetterfeste Strickkissen oder bunte, hochflorige Teppiche mit UV-beständigen Fasern, die für warme Füße sorgen“, umreißt Dolunay Yerit, Referentin der Österreichischen Möbelindustrie, die Bandbreite an Angeboten.



Möblierung. Wie man nun einen Garten „einrichtet“? In letzter Zeit achtet man sehr darauf, dass Möbel und Leuchten mit den Innenräumen korrespondieren, nicht selten greift man zu denselben Marken, das Wohnzimmer unter freiem Himmel tritt als Lounge mit klassischen Indoordetails auf. „Die Leuchte wird dabei als Skulptur inszeniert. Da kann die Optik manchmal mehr zählen als die Lichtwirkung“, hat Gartenexperte Bernhard Kramer von Kramer & Kramer beobachtet. Der Trend in Sachen Materialqualität führt für Kramer weg von Geweben und Geflechten hin zu massiver Stabilität, weg von Feingliedrigkeit hin zu funktionalem Design, das nicht nur in der Grillsaison, sondern das ganze Jahr über genutzt werden kann.

Gourmetfrage. In Sachen Outdoorküche gibt es ein immer größeres Angebot an modulartigen Elementen. Je nach Bedürfnispaket beinhaltet die Ausstattung Grill- und Abwaschmöglichkeiten, Tepanyakiplatte, Stauräume und einen integrierten Kühlschrank. Für eine umfassende Kochlandschaft, die alle Stückerl spielen soll, greift man durchaus tiefer in die Tasche: „Will man alle Anforderungen erfüllt haben, sind zwischen 10.000 und 50.000 Euro zu kalkulieren“, so Kramer. Als Materialien empfehlen sich je nach Budget Naturstein, Edel- und Cortenstahl, Corian oder auch Faserzement und Fassadenverkleidungen aus Kunststoff. „Es gibt hier viele maßgefertigte Lösungen“, sagt Gartenplanerin Lena Uedl-Kerschbaumer von Lenaplant, die außerdem auf Tonziegelmauern, outdoorfähige MDF-Platten und Palettengestelle verweist. Maria Masser von Schöne Gärten rät, sich auf die wirklich wesentlichen Elemente zu beschränken, von ganzen Küchenzeilen hält sie weniger: „Bereits vor dem Kochen fällt ja das ganze Saubermachen an.“ Frische Zutaten wachsen gleich nebenan: „Man kann Kräuter in mehreren großen Töpfen oder Gemüse in kubusförmigen Gefäßen mit unterschiedlichen Höhen vor einer weißen Mauer oder einer Holzwand platzieren“, so Masser. Selbst die Rückenlehnen von Sitzgelegenheiten können als Pflanzgefäße dienen. Für den Essplatz selbst haben Designklassiker an Beliebtheit gewonnen – der Eames oder Panton Chair beispielsweise, der auch farbliche Akzentsetzungen möglich macht.

Raumgefühl. Um Ruhen und Rasten, Kochen und Essen gut unter freiem Himmel zu kombinieren, bieten sich verbindende wie trennende Elemente an. Denn der Garten als Wohnraum braucht Zonierungen, in Form von statischen Raumteilern wie Mauern, Holz- und Wasserelementen, oder dynamisch mittels Pflanzen. Auch hier nimmt man gerne Anleihen am Innenraum: Als Sideboard fungiert etwa ein Pflanzgefäß, das mit Gräsern befüllt ist. „Es dient als Weichmacher und Puffer, macht die Loungeterrasse chilliger und die Essterrasse cosy“, sagt Masser. Nicht minder wichtig: der Boden. Holzdecks oder Steintrittplatten in großen Formaten verbinden verschiedene Zonen miteinander, dazwischen finden Kiesflächen Platz. Den Charme und die Wärme von Holz hebt die Gartenexpertin besonders hervor: „Es soll schön altern können und muss auch von der Haptik ansprechend sein. Heimische Eiche oder verschiedene Tropenholzarten eignen sich gut.“ Von Lärchenholzterrassen rät Masser ab, „darauf kann man praktisch nicht barfuß gehen, ohne sich Schiefer einzuziehen“.

Von den Sitzplätzen aus bietet es sich an, auf ein Ensemble im Grünen zu schauen, auf Objekte, wie sie auch im Haus das Auge erfreuen – auf Brunnen, Lichtelemente, Luster im Baum, Feuerkörbe, Kerzen, Laternen. Man sollte aber nicht nur direkt am Haus sitzen, „sondern sich durchaus im Garten bewegen, den Raum wie in einer Wohnung erschließen und verschiedene Sitzplätze einplanen“, so Masser.

Das Schattenthema spielt hier auch mit: „So exquisit die Möbel sind, so traurig ist oft die Bepflanzung“, konstatiert Uedl-Kerschbaumer. „Dabei eignet sich ein schöner, großer Baum gut für einen kleinen Garten, eine Vielzahl von Sträuchern nimmt viel mehr Bewegungsraum weg.“ Als Schattenspender zeigt er sich zudem von seiner besten Seite, „bei Sonnensegeln in wirklich guter Qualität muss man durchaus mit Kosten ab 12.000 Euro rechnen“.

Erholungsort. „Wasser im Garten macht froh“, darin sind sich alle Experten einig. Das findet seinen Ausdruck in vielerlei Formen: als kleiner Quellstein, als Zierbecken, als Cortenstahloberfläche, die mit Wasser überzogen ist, als Biopool, der ohne Chemikalien auskommt. „Wir orten eine Entwicklung weg vom Zierwasserbecken“, erzählt Kramer, „hin zu benützbaren, technisch ausgereiften Naturpools.“ Wo es so schön plätschert, da lässt man sich auch gerne nieder. Ob Strandkörbe, Daybeds, Beach-Liegen, Schaukeln, Hängematten – für das Nickerchen im Freien gibt es viele Möglichkeiten, und das schon lange: „Bereits in Barockgärten wurden mit Rosenbänkchen zur Erholung Ruheplätze inszeniert“, schmunzelt Uedl-Kerschbaumer. Schlafen sei vor allem im Dachgarten ein Thema, „hier finden sich ja geschützte, uneinsichtige Räume“.

Spielplatz. Und wem Wohn-, Schlafzimmer, Küche noch nicht genug sind, der kann das Kinderzimmer oder den Sportraum nach draußen verlegen: Masser hat bereits Projekte mit Putting Green und einer Abenteuerspiellandschaft für Kinder verwirklicht: Die Hausherren wünschten sich eine Möglichkeit zum Golfen – und wer will da schon den Nachwuchs mit Schaukel und Sandkiste abspeisen?

Für ein ungetrübtes Sommervergnügen im Garten sind Strom- und Wasseranschluss ( jener für die Küche muss im Winter entleert werden) wesentlich. Je nach Standort der Küche ist ein Abfluss einzuplanen, im Dachgarten in jedem Fall. Im Garten kann das Wasser auch über einen Schotterkoffer abgeführt werden. Von Vorteil ist, wenn die Schaltmöglichkeiten für den Stromkreis im Gebäudeinneren liegen. Die Verkabelung für die Beleuchtung sollte bereits bei der Planung des Gartens mitgedacht werden (erspart späteres Aufgraben). Den Anschluss der Leuchten übernimmt ein Elektriker. Bei alledem gilt: Je früher ein Experte eingebunden wird, desto besser – für den größtmöglichen Handlungsspielraum bestenfalls bereits im Zuge des Hausbaus. Nachträgliche Einbauten sind möglich, aber mit größerem Aufwand verbunden.

Links: Mehr Infos unter www.schoenegaerten.at,www.lenaplant.at und www.kramerundkramer.at (Tipp: Kramer & Kramer eröffnen am 23. Mai eine Open-Air-Möbelgalerie und einen Schaugarten).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Freiraum. „Verborgener Garten“ über Wiens Dächern
Wohnen

Dachgärten: Inseln im Häusermeer

Dachgärten verdienen mehr als ein paar Topfpflanzen. Wie man sich seine „Etage vert“ richtig einrichten kann.
Vielfältig. Die Mischung macht’s: hier zum Beispiel mit Farn und Iris.
Wohnen

Bepflanzung: Launen der Natur

Von natürlich bis schlicht, von superbunt bis sanft pastell: Auch was in unseren Gärten wächst, unterliegt Moden. Zum Glück ist aber für viele Geschmäcker etwas dabei.
Outdoorküchen

Luftig kochen

Preisgekrönt. Der schönste Pool Europas steht in Österreich. Besonderer Blickfang: die Glasplatte
Wohnen

Pools: Ecken und Kanten

Pools werden länger, schmäler, eckiger, da sind sich alle einig. An der Frage, ob Natur oder Chemie für die Wasserstelle, scheiden sich aber nach wie vor die Geister.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.