Stilfrage: Flughafendesign

Schöne, unbefleckte Wartezeit!

Frei von Bestimmung, unangetastet von Vorsätzen. Doch selten schenkt ihr jemand nette Worte à la „Der Flug war eine Zumutung, aber das lange Warten darauf, das war ganz fein“. Vielleicht, weil die Flughafendesigner den Passagieren beim Warten auch nichts schenken: Außer ein paar läppischen Steckdosen, flimmernden Börsenkursen und viel sauberem Fußboden, auf den man kostenlos starren darf. Beim Bäcker vertreibt dagegen Anspannung die Zeit: Heute strenge Schlange oder doch wieder lockere Traube? Das Design hätte ja ruhig einmal einen Hinweis geben können, was so ansteht beim Anstehen. Die Post etwa schickt ihre Kunden durch einen einzigen Kanal zu den Schaltern, ausgekleidet mit Volksmusik-CDs und Schreibzeug, bis zur gelben Linie. Diese Schlange heißt „amerikanisch“, vielleicht, weil sie gerechter ist: Kleingeldfuzzler, Lebensgeschichtenerzähler, „Ui, ich hab die Bananen nicht abgewogen“ – alle trifft es gleich hart. Genauso wie auf dem Flughafen: Dort rächt sich, dass die Evolution nur mehr außerhalb des Körpers stattfindet (Smartphones etc.). Halten, schieben, rauskramen, ja nicht fallen lassen. Ein bisschen viel für nur zwei Arme in der Warteschlange. Das Design greift auch dort nicht ein. Am Gate, wenn man endlich sitzen und ablegen könnte, verknappt der Flughafen künstlich das Angebot. Danke. Damit auch die letzten freien Hände Einkaufssackerln tragen.

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