Stilfigur: Ghost-Stühle

Jetzt wird’s wirklich ursprünglich. Achten Sie auf den Nachbarn.

Denn bald geht jeder vor die Tür, um die nächstbeste Fichte zu fällen und ein paar Tage später darauf zu sitzen. Jeder Melkschemel ist derzeit ein möglicher Kandidat, herhalten zu müssen als Inspirationsquelle für den nächsten Salone del Mobile. Der Transfer vom globalen Design in die Alpentäler ist etwas komplizierter. Clean und glatt, das reibt sich etwas mit sägerauer, unbehandelter Oberfläche. Auf der Blaa-Alm nahe Altaussee etwa war trotzdem jemand beim Plexiglas-Schildermacher seines Vertrauens. Und auch im Baumarkt waren anscheinend die Kunstrattan-Loungemöbel einfach zu günstig. Eher ungünstig: Künstlichkeit verwittert schiach. Im Gegensatz zu Holz und anderen Ursprünglichkeiten. Zwei Almen weiter in Bad Ischl hat der Kunststoff doch noch seinen Platz gefunden. In Bad Ischl sieht man vor lauter Transparenz das ironische Augenzwinkern gar nicht mehr: Die Konditorei Zauner stellt im Sommer die Ghost-Stühle von Kartell, von Philippe Starck, vor die Tür. Und dann ist da noch Hallstatt, wo Bewohner berichten, dass die asiatischen Gäste alles fotografieren, was sie vor die Tür stellen. Auch so ähnlich wie auf dem Salone del Mobile in Mailand. Zum Dank bekommen sie gesonderte Garnituren Bettwäsche und Handtücher, erzählt die Ferienwohnungsvermieterin. Hygienische Gründe, sagt sie. Auch eine Art Ursprünglichkeit.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.