Coffee Tables: Eleganz auf allen Ebenen

Manche Tische bewegen sich, auch wenn sie niedrig sind, auf hohem Niveau – ästhetisch vor allem.

Nicht alle Tische erklären sich von selbst: Ah, an diesem scheint man zu sitzen, wenn man hungrig ist. Und dort, wenn man etwas zu tun hat, was nicht nach Freizeit aussieht. Manche Tische, vor allem jene, die niedrig sind und auf Englisch demnach auch „low tables“ heißen, müssen sich ihren Daseinszweck erst konstruieren: Die „Coffeetables“ etwa haben sich dafür die Kaffeetasse ausgesucht. Das impliziert die Ansicht, dass man Kaffee auf etwas niedrigerem Sitzniveau am besten genießt.

Diese Tische haben nicht nur aus funktioneller Verlegenheit eine eigene Typologie erschaffen, sondern sogar ein Buchgenre kreiert: „Coffeetable Books“, Bücher, in denen man eher blättert als liest. Und die gern neben den Tassen großformatig gestapelt werden, manchmal sogar so großformatig, dass sie selbst schon wie Einrichtungsgegenstände wirken.

Beistelltische sagen auch manche zu den Tischen, die sich definierter funktionaler Zuschreibung elegant ent­ziehen. Außer jener prinzipiellen Aufgabe, irgendjeman­dem oder irgendeiner Handlung in der Wohnung beigestellt zu sein, dem Kaffeetrinken etwa. Oder in Coffee­table Books blättern etwa. Doch auch ästhetische Gestaltung übernimmt eine Funktion, wie viele glauben und manche wissen. Bei der Wiener Designerin und Künstlerin Irene Maria Ganser hat die „Schönheit“ der Möbel, die sie entwirft, eine durchaus augenfällige Aufgabe: „Wie Schmuckstücke im Raum“, sagt Ganser, sollen die Tische den Raum dekorativ und ästhetisch bereichern. Loungetische nennt Ganser diese Möbel, die ihrer Art nach Einzelgänger sind und ihrem Entstehungsprozess nach Einzelstücke. Sie stehen für sich allein, selbst wenn sie räumlichen Situationen zu Hause beigestellt sind. „Ich habe mich in den vergangenen Jahren vermehrt mit den Entwürfen von Lounge- und Beistelltischen beschäftigt. Es sind Solitäre für den Raum“, erklärt Irene Maria Ganser. Und Loungetisch heißen sie vielleicht auch, weil man beim „Loungen“ nicht genau weiß, was man dabei eigentlich gerade macht. Beim Sitzen am Tisch ist das meist klarer.

Oberfläche. Die Serie „Albeo“ der Designer forciert den gestalterischen Gestus des „Möbels als Schmuckstück“. „Meine Loungetische oder Beistelltische sollen den Raum aufwerten, ihm eine individuelle, persönliche Note geben“, sagt Ganser. Sie erstellt die Modelle selbst in Gips oder Karton, um Größe, Form und Proportionen zu analysieren. Danach lässt sie sie von Handwerksbetrieben fertigen.

„Als Material gefallen mir vor allem Metalle gut. Messing etwa oder goldenes Bronze, mit seiner eleganten, edlen Ausstrahlung.“ Ganser selbst poliert, schleift und patiniert die Oberflächen ihrer Tische. „Das Spannende an ihnen ist die Haptik, die Oberfläche fühlt sich sehr weich an, wenn man mit der Hand darüberfährt.“ Ein schöner Kontrast zur visuellen Massivität der Tische, meint sie. Auch das Licht spiele eine wichtige Rolle in ihren Entwurfsideen: „Je nach Tageszeit und Blickwinkel scheint sich die Struktur lebendig zu verändern.“ Da rücken Coffeetables umso mehr von ihrem ursprünglich „beigestellten“ Charakter in den ästhetischen Mittelpunkt des Wohnraums.

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