Garderobe: Erst einmal ankommen

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Im Winter gibt es viel auszuziehen. Und Design­garderoben lassen uns zum Glück nicht hängen.

Der Körper, der geht gern mal voraus. Auch wenn er längst zu Hause ist, können die Gedanken noch ganz woanders sein. „Lass mich erst mal ankommen“ ist einer jener Stehsätze, die oft noch vor „Na, wie war dein Tag?“ zwischen 17 und 23 Uhr ausgesprochen werden. Gut, wenn einem Wohnung und Möbel Platz und Zeit gönnen, vom Draußen ins Drinnen zu wechseln.

Verzweigt. ­Garderobe „Song“ von ­Arper, gestaltet ­ von Lievore, Altherr und Molina.
Verzweigt. ­Garderobe „Song“ von ­Arper, gestaltet ­ von Lievore, Altherr und Molina. (c) Beigestellt

In einer Art Schleuse, in der man sich friedlich aus den ersten Schichten schälen kann, Schuhe, Handschuhe, Hauben und Gedanken sortieren. Bevor man in die cosy Kernzone des Wohnraums einbiegt.
Die Designer und die Hersteller, die ihre Ideen realisieren, haben sich für die Zwischenwelt des Vorzimmers auch etwas ausgedacht. Für ein paar Quadratmeter, die „nass und schmutzig“ mit „sauber und warm“ verbinden. Die skandinavische Gehirnaktivität war in dieser Zone besonders rege, höchstwahrscheinlich auch klimatisch bedingt. Da hat etwa ein Norweger, der in Schweden für einen finnischen Hersteller arbeitet, dem „geordneten Ankommen“ zu Hause eine Kollektion gewidmet: Daniel Rybakken gestaltete „Kiila“ für Artek, eine Bank, eine Kleiderstange und ein paar Haken. Mehr braucht es manchmal nicht: Schon hat das Vorzimmer seine grundlegendste Funktion erfüllt.

Eingang. „Cubus“ heißen die Dielen aus Naturholz, vom österreichischen Hersteller Team 7.
Eingang. „Cubus“ heißen die Dielen aus Naturholz, vom österreichischen Hersteller Team 7. (c) Beigestellt

Der ästhetische Haken beim Aufhängen: Das Design zeigt seine visuellen Stärken oft erst, wenn man selbst samt Mantel nicht zu Hause ist. Wer aufhängt, der verhängt, so dürfen manche Gestaltungsideen nur sprichwörtlich am Rande durchblitzen. Jene, die der dänische Hersteller Woud ins Vorzimmer schickt, sind dagegen ganz offensichtlich: Ein Spiegel, der dem Nachhausekommenden auch gleich ein paar Dinge abnimmt, das war die Idee dahinter. Oder umgekehrt: Der die essenziellen Dinge für Hosen- und Handtasche griffbereit hält, vom Einkaufszettel bis zum Autoschlüssel, bevor man wieder in die schmutzig-feuchte Welt da draußen muss. „Verde“ heißt der Spiegel, der hinter der Oberfläche ein Ablagebrett bereithält, auf dem man – treu dem „grünen“ Übertitel – auch Zimmerpflanzen positionieren könnte. Auch der Spiegelrahmen fällt bei Woud aus dem Rahmen, er macht noch eine Extratour nach unten: Dadurch kann man darunter auch seine Lieblingsschals aufhängen.

Durchdacht. ­„Turner“ heißt die Wandgarderobe des Herstellers ­Inno.
Durchdacht. ­„Turner“ heißt die Wandgarderobe des Herstellers ­Inno.(c) Beigestellt

Auf der Kleiderstange. Der Wohnraum, wie auch der Stadtraum, braucht Infrastruktur. Nicht nur den Strom, der zu den allerschönsten Leuchten führt. Auch ganz simple Vorrichtungen, die die Dinge des Alltags, wie Kleidung etwa, aufbewahren. Und dafür bewährt hat sich der Kleiderbügel: Nur wenige, wie etwa das junge deutsche Label Peppermint Products, hinterfragen seine stumm geduldete Gestaltungsrealität. Kleiderbügel aus mit Stahl verstärktem Seil tragen die Lieblingskleidungsstücke mit Würde. Und können sich auch ohne stoffliche Verhüllung sehen lassen. Wenn sie sich nicht gerade im Kleiderkasten verstecken . . .

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