Lampen: Sein und Schein

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Die Glühbirne strahlt weiter. Auch wenn sie nicht mehr glüht. Oder gar nicht mehr am Kabel hängt.

Bei Zaubertricks will man schon wissen, wie das zugeht. Design dagegen orientiert sich gern an den Resultaten. Wie die Designkonsumenten daran, wie die Dinge wirken. Auf das Wohlbefinden, auf die Alltagslogistik, auf den Raum. Auch, ob dieser nun heller ist als vorher. Dazu lassen sich die Menschen Licht auf Kaffeetasse, Zeitung und Hinterkopf scheinen. Gespendet von Lichtquellen, die wiederum manchmal Designer spendiert haben. Verstehen, was da genau passiert, wollen die meisten nicht.

Der Weg der Energie vom Kraftwerk in die Glühbirne wird ästhetisch erst ab dem Stromauslass in der Wohnung relevant. Aber meist sogar erst ab der Lampenfassung. Um die paar Meter zuvor, das Kabel, kümmern sich die wenigsten. Zumindest der Hersteller NUD Collection macht das, was auf Nachfrage auch die meisten Elektriker können: es ästhetisch wertvoller in Textil einwickeln. Bei NUD darf man sogar an bestimmten Stellen des Kabels kleine Kunststoffblätter befestigen, „Garden Leafs“ heißt das im Katalog. So rankt sich zumindest ein wenig Gestaltungswille von der Steckdose zur Leuchtquelle.

Erhellend. Doch nicht nur das Kabel, an dem die Lichtversorgung meist hängt, bekommt Aufmerksamkeit von NUD. Auch die Leuchtmittel selbst, die noch immer gern Glühbirnen heißen, obwohl sie weder glühen noch aussehen wie Birnen. Auch Seifenblasen oder Badeschaum könnten kaum hübscher glühen. Andere wirken visuell, als hätte sie Thomas Alva Edison eben erst in seiner Werkstatt zusammengelötet. Manchmal mit einer bernsteinfarbenen Tönung des Glases, um atmosphärisches Licht dorthin zurückzuzaubern, wo viele schon geglaubt hatten, die LED-Technologie hätte es für immer ausgelöscht. Doch die LED-Leuchtmittel sind inzwischen ziemlich gut in einer Disziplin: in der Imitation. Nämlich jenes Lichteffekts, den – skulptural gezwirbelt – heute auch noch Retro-Kohlefaserlampen in die Räume strahlen lassen. Vor allem in Kontexten, in denen die Glühbirnen, in Beton oder Metall gefasst, über den Burgern oder Burritos europäischer Großstädte baumeln dürfen.

Abgehoben. Eine dieser Metropolen ist Stockholm, wo die Retro-Glühbirnen ein wenig eher angegangen sind als anderswo. Dort lebt Simon Morris, ein Amerikaner, der seit jungen Jahren, wie er berichtet, von einem Schwebezustand träumte. Er selbst auf einem Hoverboard, das ist ihm nicht gelungen. Eine bruchsichere Glühbirne über einer quadratischen Nussholzbasis dage­gen schon: „Flyte“ heißt das erste Modell eines Projekts, das Morris vor ein paar Jahren als Kickstarter-Kampagne startete. Der Trick, oder besser die Physik dahinter: Magnetismus. Gepaart mit Induktionstechnologie. Denn die Glühbirne schwebt und strahlt kabellos. Die Basis versorgt sie durch ein paar Zentimeter Luft mit Energie.

Kabellos ist auch das Attribut, das sich die Leuchten vom deutschen Hersteller Nimbus auf die Fahnen geheftet haben: Zuletzt kam „Winglet“ auf den Markt, eine akkubetriebene Wandleuchte. Formal orientiert sie sich an der angewinkelten äußersten Spitze von Flugzeugflügeln. Funktional erhebt sie die Unabhängigkeit zum Prinzip: Man bringt sie an, wo man will, auch dort, wo der Installationsplan der Wohnung keinen Strom vorgesehen hat. Gern auch bodennah. Der Stimmung wegen. Trotz aller „Abgehobenheit“.

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