Möbelmesse Köln: Möbel, völlig ungeschminkt

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Karnevalsfreie Zone: Die Möbelmesse IMM Cologne spult routiniert ihre eingeübte Rolle ab. Als Teaser für ein erwartungsreiches Möbeljahr.

Köln im Jänner. Rein atmosphärisch nicht die einfachste Stadt für unbeschwerte Leichtigkeit. Diese müssen sich die Kölner „Jecken“ (quasi die „Narren“ im Karneval) auch erst antrinken oder ins Gesicht malen. Durch all den kühl-distanzierten Gestus der Stadt, vom Wetter bis zur Architektur, darf dann doch das Bunte blinzeln. Denn auch Clownnasen fahren Straßenbahn. Routiniert spult Köln seine jährliche Ausgelassenheit ab. Und genauso souverän erledigt die IMM Cologne ihren Job: In gedämpften Farben herrscht kollektives Einschwören auf das neue Möbeljahr. Und dabei gibt sich die Messe ungefähr so rituell und vorhersehbar wie eine Karnevalssitzung samt ihrer Witze.

Vorgeschmack. Beeindruckt wird auf der Möbelmesse mit Größe, nicht mit Exaltiertheit. Ein wenig Düsternis von draußen haben manche Möbelhersteller durchaus auf ihre Messestände übertragen. Das muss wahrscheinlich so sein, solange dunkel auch für elegant steht im Buch der Codes. Die hellere Variante der Eleganz, die trauen sich nur wenige zu. Wittmann, die österreichische Möbelmanufaktur aus Etsdorf am Kamp, liegt vorn mit dabei, in der Quote der Neuheiten und auch bei der freundlichen Auffälligkeit. Da darf man es schon fast als Geste verstehen, dass man beim Messestand leicht hinein- und wieder herausfindet. Die skandinavischen Hersteller nützen das breiter gestreute Rampenlicht, um ihre Marken und Möbel-Markenbotschaft in die erste Reihe der Wahrnehmung zu rücken. Vor allem auch die jüngeren Designlabels, aus Dänemark etwa. Wie „Please Wait To Be Seated“. Oder auch Woud, aber die kennt man ja schon.

Die italienischen Hersteller spendieren traditionellerweise nicht allzu viel Neues. Schließlich sparen sie sich Knalleffekte für den Salone del Mobile in Mailand. Ein paar Details verraten sie dann aber doch gern, neue Muster, neue Stuhlbeine, neue Sitztiefen etwa. Oder dass, später im April in Mailand, eben „ganz Großes“ passieren wird. Bei Minotti könnte das durchaus zusammenhängen mit der 20-jährigen Kooperation mit Rodolfo Dordoni, die anständig gefeiert werden soll. Andere schicken außer Teaser zumindest noch Vorboten: ein Couchtischchen hier. Eine Outdoor-Kollektion da, wie bei B&B Italia, die dafür das Studio Doshi Levien beauftragt haben. Und die Deutschen? Sie zeigen Größe, schließlich darf man die IMM Cologne auch als Heimspiel verstehen. Da gehen auf riesigen Flächen fast die interessantesten Kooperationen unter: wie jene von Rolf Benz mit dem Schweizer Designer This Weber. Beim Konkurrenten Walter Knoll gehört die Überraschung auch weniger zur Unternehmensstrategie. Dort hat das Studio EOOS irgendwie die Funktion von Dordoni bei Minotti: die stabilen Pfeiler einer ästhetischen Beständigkeit. Das österreichische Studio selbst ist mit dem Sitzriesen Walter Knoll groß geworden und hat diesmal das Sofa „Bundle“ abgeliefert. „Wie aus einer großen Decke gefaltet“, so weich soll es sein.

Damit sich das eine Sofa vom anderen unterscheidet, braucht es dann schon die geschickte Entwurfshand des Designers. Denn weich und auch modular sind inzwischen die meisten: ein Tischchen, ein Tablettchen, ein Zusatzmodulchen, hinten, vorn, überall. Und wo hinten und vorn überhaupt ist, das wird auch nicht mehr so dogmatisch gesehen. Genauso wie die Trennung der haptischen Anmutung: vor allem Leder wird bemüht, gern in Kombination mit Holz. Ein Gürtelchen hier, ein Riemchen da. Als hätte man beim Thema Holz schon sämtliche Handwerkskünste abgefeiert: Jetzt ist die Leder-Expertise dran. Und dann ist in Köln immer noch „Das Haus“. Die Zukunftsahnung einer Gestalterin, kondensiert in einer Rauminstallation. Diesmal hat sie die Tschechin Lucie Koldova interpretiert und mit unterschiedlichen Konzepten bespielt, mit „Lichtebenen“ in verschiedenen Zonen. Hier war vom Rampenlicht bis zu sedierender Düsternis auch alles dabei.

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