Roberto Minotti: Die lässige Förmlichkeit

Ein Balanceakt des Designs: Die italienische Möbelfamilie Minotti trifft den Einrichtungsgeschmack in über 60 Ländern mit krawattenloser Eleganz.

Zeitlos. Das Attribut klebt auf vielen italienischen Möbeln wie das Klischee der Lässigkeit auf den Italienern. Die Eleganz der Sofas, Sessel, Tische, Betten kommt ganz selbstverständlich und ist doch ein kalkulierter Designprozess. Schließlich will ein Hersteller wie Minotti die italienische Attitüde auch in möglichst vielen kulturellen Kontexten heimisch machen. Die Brüder Renato und Roberto Minotti führten die klassische Möbelmarke in die Moderne. In der die Käufer auch einmal Jeans, Sneakers und T-Shirts tragen, wie Roberto Minotti im Gespräch mit dem „Schaufenster“ erzählt.

Elegante Möbel versprühen eine gewisse Seriösität. Als hätten sie Krawatten umgebunden. Kaufen vor allem jene Menschen fortgeschrittenen Alters Ihre Möbel, die ihren erwachsenen Kindern das Herumknotzen auf dem Sofa immer verboten haben?

Auf den Sofas kann man seriös sitzen. Aber vor allem komfortabel sitzen. Egal, ob in Wien, Mailand, New York, Singapur. Auch die Leute, die unsere Möbel kaufen, verändern sich. Oft sind sie im mittleren Altersegment. Und gerade in Asien etwa gibt es eine junge, wohlhabende Generation, die sich unsere Möbel leisten. Und wir kommen ja sozusagen aus dem „Medium High-Level“-Segment. 

Das heißt, die Formen und Farben sind den jüngeren Käufern nicht zu förmlich?   

Es wäre auch ein großer Fehler, die Förmlichkeit und Seriösität nur mit dem Alter zu verbinden. Wir haben Kunden, die sind Mitte zwanzig, steigen in Los Angeles vor dem Minotti-Store aus dem Bentley, tragen aber T-Shirt, Sneakers, Jeans und in der Hand eine Kreditkarte. Aber sie haben eben diesen Geschmack für den Stil, die Zeitlosigkeit, die Eleganz, die Minotti kennzeichnet. Elegante Möbel sind eine Geschmacksfrage. Keine Frage von Jeans oder nicht Jeans.

Sie selbst tragen keine Krawatten? 

Früher schon. Aber vor ein paar Jahren habe ich damit aufgehört. 

Wie macht man Möbel, die den Amerikanern genauso gut gefallen wie Menschen in Asien?

Ja, wir sind auf den unterschiedlichsten Märkten der Welt präsent, insgesamt sind es 63. Naturgemäß ist es nicht so leicht, verschiedenste Geschmäcker gleichzeitig zu befriedigen. Die Empfindung von Ästhetik und Design ist ja ganz unterschiedlich. Trotzdem müssen wir für alle diese Märkte die richtige Sprache finden, den richtigen Stil. Mit denselben Farben, mit denselben Materialien, mit denselben Kollektionen.  Das ist nicht einfach. Und oftmals ein Balanceakt. 

Rund um die Möbelbranche wirbeln die Veränderungen. Fusionen, Übernahmen, Insolvenzen. Wie hält man sich als traditionelles Familienunternehmen im Geschäft?

Wir gehen unseren Weg, wir folgen unserer Leidenschaft, unserem Stil. Klar müssen wir uns auch anschauen, was die anderen Möbelhersteller machen. Aber man muss sich nicht vor ihnen fürchten. Man muss einfach in den eigenen Geschmack, die eigene Linie und den eigenen Stil vertrauen. Wir wachsen jedes Jahr um 15 Prozent. Wahrscheinlich, weil wir etwas richtig machen.

Wie wichtig ist es, dass eine Familie hinter der Marke steht?  

Mein Vater hat die Firma 1948 gegründet. Wir haben eine lange Geschichte, die mit klassischen Sofas begann. Schritt für Schritt sind wir moderner geworden, aber ohne die DNA zu verlieren.  Ich und mein Bruder Renato haben das Unternehmen transformiert und die Brücke zwischen modern und klassisch geschlagen. Ein Designgeschmack, der auf der ganzen Welt gefällt. Die Kollektion funktioniert in den USA genauso wie in Hongkong und Mailand.  Wir sind ein Familienbetrieb. Und das ist auch ein Wert in diesen Zeiten. Wir stehen mit unseren Gesichtern, mit unserer Person gerade für die Qualität. Wir, die Menschen hinter der Marke, sind die Garantie. Und wenn die Produzenten und die Verkäufer seriös sind, dann kann der Konsument ganz entspannt kaufen. 

Und die Menschen in Ihrem Betrieb? Auch für sie ist die Arbeit dort manchmal „Family-Business“, oder? 

Manche Mitarbeiter arbeiten schon 30 Jahre bei uns. Die wissen, was sie tun. Die jungen lernen von den älteren. Und ja, manchmal arbeien Vater und Sohn gemeinsam in der Produktion. Der Vater geht in Pension, der Sohn bleibt, und sein Sohn wiederum kommt. Dadurch gibt es auch eine Sukzession des Wissens in der Herstellung. Gerade bei Sofas lassen sich manche Herstellungsschritte einfach nur in Handarbeit machen.

Sie haben einen „Hausdesigner“, Rudolfo Dordoni.

Ja, mit Dordoni arbeiten wir seit 15 Jahren zusammen. Wir verstehen uns gut. Wir haben bei uns im Betrieb ein eigenes Kreativstudio. Und unsere Ideen gemeinsam mit Dordonis Idee ergeben eine gute Kollektion. Wir sind glücklich, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. In Zukunft könnten wir aber auch andere externe Designer für eine Kooperation einladen. Vielleicht werden wir die Kollektionen mit den Ideen auch anderer Designer erweitern.

Was macht ein gutes Sofa aus? 

Eine Kombination von Komfort, Proportion, Linie, Details, Qualität. Wie eine Torte, die auch nur so gut ist wie ihre einzelnen Ingredienzen. Und wie hier, auf dem Sofa, auf dem wir sitzen, sollte man das Gefühl haben, sanft umarmt zu werden. 

TIPP

Schauobjekte. Im Minotti-„Monobrand“-Store in Wien stehen die Entwürfe Rudolfo Dordonis „in der Auslage“. Parkring 20, 1010 Wien.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.