Mark Hamill: „Ich bin von Luke Skywalker besessen“

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Nach Jahren spielt Mark Hamill wieder seine ikonische „Star Wars“-Rolle. Sich den Ideen der Produzenten zu fügen, war nicht einfach, erzählt er.

Vor 40 Jahren wurde Mark Hamill als Luke Skywalker über Nacht zum Star gleich mehrerer Generationen. Das erste Mal spielte er die ikonische Rolle in „Krieg der Sterne“ (1977). Zwei weitere Auftritte in der „Star-Wars“-Trilogie folgten in den 1980ern. Es sollte bis heute seine größte Rolle bleiben. Inzwischen arbeitet er vor allem als Synchronsprecher. Doch jetzt ist Hamill endlich wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Nach einem Kurzauftritt in „Star Wars 7“ (2015) spielt er in „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ (jetzt im Kino) eine tragende Rolle – natürlich als Luke Skywalker.

Wie haben Sie es erlebt, die Rolle nach so vielen Jahren noch einmal zu spielen?
Am Anfang war es schwer für mich. Denn ich bin natürlich in einer bestimmten Art von dieser Rolle besessen. Und als ich verstanden hatte, in welche Richtung sich die Geschichte bewegt und welche Rolle Luke Skywalker darin spielt, war ich erst einmal geschockt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das akzeptieren konnte.


Wie ist es Ihnen dann doch gelungen?
Sie wissen ja, dass es mir strengstens verboten ist, irgendwelche Details aus dem Film zu erzählen. Aber im Grunde ging es darum, loszulassen. Ich liebe diese Rolle, aber ich habe sie nicht erfunden und kann deswegen auch nicht bestimmen, wie sie sich entwickelt. Mein Sohn spielt all die Spiele und liest die Comics und weiß deswegen viel mehr über das „Star Wars“-Universum als ich. Und er erzählte mir: In einer dieser Geschichten klonen sie sogar seine Hand und machen daraus einen bösen Luke Skywalker. Da dachte ich nur: Bingo! Welcher Schauspieler möchte nicht seinen eigenen, fiesen Zwillingsbruder spielen? Außerdem hätte ich das Doppelte an Leinwandzeit. Das fand ich echt cool.


Wie hat sich Luke Skywalker weiter entwickelt?
Luke ist nicht mehr der junge, manchmal auch naive Held aus der ersten Trilogie. Er ist gezeichnet und hat Narben davongetragen. Ich hatte immer 1000 Einfälle, was mit Luke alles passieren könnte. Und damit habe ich auch die Produzenten ständig genervt. Doch man hat ja leider nicht auf mich gehört . . .


In „Das Erwachen der Macht“ sah man Sie nur für einige Sekunden. Das muss doch frustrierend gewesen sein, oder?
Was mich vor allem genervt hat, war die Art, wie man mit mir kommuniziert hat. Wenn man mir vorher verraten hätte, dass es in dem Film hauptsächlich um die Suche nach mir geht, hätte ich ja damit leben können. Aber das war nicht der Fall. Ich hätte Verdacht schöpfen müssen, als man mir das Drehbuch schickte mit dem Kommentar, ich solle es zügig bis zum Schluss durchlesen. Alle reden zwar ständig im Drehbuch über mich, ich werde insgesamt 48 Mal erwähnt – und dann sieht man mich erst in der letzten Einstellung! Dafür habe ich ein ganzes Jahr zweimal wöchentlich im Fitnesscenter trainiert!


Das hätten Sie sich ja sparen können.
Ich habe meine ganzen Jobs um diese beiden Termine im Gym herum gebaut. Ich habe kein einziges Training verpasst, war immer pünktlich. Ich musste jedes Mal bis Santa Monica fahren – meine Filmpartnerin Carrie Fisher hingegen ließ sich einen Personal Trainer ins Haus kommen. Und manchmal erschien sie einfach in der Tür und sagte: Ach, war heute eine Trainingssession angesetzt? Heute kann ich leider nicht. Und dann zogen alle wieder ab. Das ist typisch für sie. Köstlich!


Carrie Fisher spielt in diesem Film ein letztes Mal Prinzessin Leia. Im Dezember vergangenen Jahres ist sie gestorben. Mit welchen Gefühlen denken Sie an sie?
Carrie Fisher hatte entscheidenden Anteil am Erfolg von „Star Wars“. Sie ist unersetzbar. Ich weiß, es ist ein bisschen egoistisch, aber ich bin wirklich sauer auf sie. Ohne sie wird es nie wieder so sein wie vorher. Und sie hatte normalerweise immer so ein gutes Gefühl für Timing, bis auf dieses Mal. Sie sollte hier sein, um diese Rolle weiter zu spielen. Im ersten Teil der neuen Trilogie stand Harrison Ford mehr im Mittelpunkt, in diesem zweiten Film ich und in Teil drei sollte der Schwerpunkt auf ihr liegen. Wir hatten uns nie ganz aus den Augen verloren, aber natürlich sieht man sich nach all den Jahren nicht regelmäßig. Und es war toll, wieder diesen intensiven Kontakt mit ihr zu haben. Wir haben einander bedingungslos vertraut. Sie wusste, ich habe mich seit unserer ersten Begegnung nicht verändert.


Was für ein Mensch war Carrie Fisher?
Sie kam manchmal etwas ruppig rüber, aber sie hat ihren zynischen Humor wie eine Waffe benutzt. Sie wollte stark wirken, als ob ihr alles egal sei, doch in Wirklichkeit war sie ein sehr verletzlicher Mensch. Ich fand es früher immer faszinierend, die Geschichten zu hören, die Carrie erzählte.


Was waren das für Geschichten?
Im Filmgeschäft reicht es aus, wenn nur ein Elternteil berühmt ist, dann gehörst du zur „Hollywood Royalty“. Carries Mutter war ein richtiger Filmstar, und dann war ihr Vater, Eddie, auch noch ein unglaublicher Popstar. Sie erzählte mir ständig, wer bei ihnen zu Hause so alles zu Besuch war, all die großen Namen. Ich konnte das gar nicht fassen. Bei mir zu Hause war es ganz anders.


Aus was für einer Familie stammen Sie?
Ich komme aus einer typischen amerikanischen Mittelklassefamilie. Mein Vater arbeitete bei der Navy. Prominente kannte ich nur aus dem Fernsehen. Unser Nachbar hatte als Gepäckträger gearbeitet, sein Sohn erzählte mir, dass Jerry Lewis seine Brieftasche verloren hatte und sein Vater sie fand und ihm zurückgab. Jerry Lewis gab ihm 20 Dollar Finderlohn. Das muss 1963 gewesen sein. Als Kind fand ich es faszinierend, dass Jerry Lewis auf diese Weise irgendwie in unserer Welt existierte. Und für mich war unser Nachbar dadurch eine Berühmtheit und die einzige, die ich persönlich kannte.


Luke Skywalker ist Ihre bekannteste Rolle geblieben. Wie gehen Sie damit um?
Für mich hat es nie einen Unterschied gemacht, ob ich an einem Off-Broadway-Theater mit 500 Plätzen auftrete oder in einem Film wie diesem, den weltweit Millionen von Zuschauern sehen werden. Ich bin glücklich, dass ich immer noch Arbeit als Schauspieler habe. Mit 20 dachte ich, dass ich spätestens mit 50 weg vom Fenster sein würde. Und ganz ehrlich, heute betrachte ich Kollegen wie Ian McKellen oder Anthony Hopkins mit ganz anderen Augen.


Warum?
Es macht mir Hoffnung, dass ich auch noch ein paar Jahre in diesem Geschäft haben werde. Eigentlich möchte ich ja gar nicht, dass die Leute wissen, wie alt ich wirklich bin. Aber das Problem ist, als junger Schauspieler erzählst du den Journalisten dein wahres Alter, denn mit 20 kommt es nicht so darauf an, du bist ja sowieso unsterblich. 20 Jahre später denkst du dann: Ich hätte ein bisschen schummeln sollen. Die meisten Hollywood-Stars werden ja von ehemaligen Klassenkameraden geoutet, mit denen sie zur Schule gegangen sind. Wie alt soll der sein, 48? Ich bin 55 und wir waren im selben Jahrgang. Da muss man also vorsichtig sein.

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