Forward-Festival: Vorwärts, Kreative

Das Forward-Festival holt renommierte Kreative zum Ideenvortrag und Gedankenaustausch.

Gut, in den vergangenen Jahren, könnte man meinen, gab es mehr als eine mögliche Denkrichtung für Kreative und Gestalter. Doch diese zwei Herren halten sich lieber an jene Interpretation, bei der die Zukunft tatsächlich noch bevorsteht: Forward heißt das Festival, das Lukas Kauer und Othmar Handl initiiert haben. Und dafür, dass man die eigene Zukunft als Kreativer, Designer, Kommunikator, oder auch jene Zukunft, die alle mit allen teilen, direkter erreicht liefern unterschiedlichste Speaker und Gäste so einige Visuals und Vokabel. In Vorträgen und Workshops, die am 21. und 22. April das Wiener MAK und die Köpfe der Besucher füllen sollen. Im Juni zieht das Festival weiter, nach München und nach Zürich, wo sich sogar Stefan Sagmeister in das prominente Line-up einreiht. Creative Industries - oder Kreativwirtschaft, sie wird seit Jahren gehypt, von Stadtentwicklern und Wirtschaftsforschern. Gleichzeitig jedoch gern missverstanden, schließlich lässt sich dieser dematerialisierte Industriezweig nicht so leicht erfassen und einordnen wie ein dampfendes Stahlwerk. Designer? Das sind doch diese Typen, die alles ein bisschen schöner machen. Architekten?

Ja, kenn ich, Häuser bauen und so. Grafikdesign? Das Flugblatt vom Pizzaservice im Postkastl. Dabei und das wissen sie oft nur selbst sind Kreative wie etwa Designer auch Universalisten, Vordenker, Zusammenhang-Erkenner, Gesellschafts- und Weltveränderer. Und allein deshalb haben sie schon ein eigenes Festival verdient, das das Vorwärtsdenken und andere Qualitäten ein wenig zelebriert. Und große Namen aus der Branche und Szene wie etwa Erik Spiekermann, den Typografen und Designer, quasi als Stargäste vors Mikrofon zur Feier geladen hat. "Wir glauben daran, dass die Creative Industries einen Mehrwert für Gesellschaft und Wirtschaft liefern können", sagt Lukas Kauer. Schließlich sind Designer auch gewohnt, Zusammenhänge, die sich zu Problemen verknotet haben, mit gestalterischen Mitteln zu lösen. "Menschen sind irgendwann ersetzbar durch Roboter. Aber menschliche Kreativität keinesfalls durch künstliche Intelligenz", meint Othmar Handl. Das Forward-Festival produziert jedenfalls aus allen Vorträgen, Inputs und Ideen ein flirrendes, ideenpulsierendes Bild der Kreativwirtschaft. "Wir wollen mit dem Festival einmal im Jahr die Creative Industries bei einem Event versammeln, bei dem sie sich auch vernetzen und austauschen können", sagt Handl.

Stefan Sagmeister. Einer der Headliner, nur in Zürich und München dabei.
Stefan Sagmeister. Einer der Headliner, nur in Zürich und München dabei.Marco Scozzaro

Mischverhältnisse. Endlich dürfen die Vertreter der Ideenwirtschaft auch Rockstars sein. Nicht nur das schwedische Kreativstudio Snask, das tatsächlich bei der Opening-Party am Freitag im Wiener MAK den Hauptact als Band bestreitet. Auch alle anderen, die Teil des Line up sind, dürfen kluge Sätze und Beispiele aus dem eigenen Kreativfundus wie Gitarrenriffs ins Publikum schmettern. Das Live-Erlebnis, die analoge Erfahrung, ist dabei wie auf den gatschigen Terrains der Rockmusik das Wesentliche. Denn: Kluge Sätze von klugen Menschen deutlich ausgesprochen und dabei gefilmt das gibt s auch im Internet. "Das Festival ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, anscheinend besteht dieses Bedürfnis nach analogen Erlebnissen", sagt Handl. Einer der Vortragenden würde das sofort rot unterstreichen, Florian Kaps, der Gründer von Supersense, dem Concept-Store in der Wiener Praterstraße für analoge Rettungsanker in der überdigitalisierten Welt.

Sarah Illenberger ist deutsche Illustratorin und berichtet über kreative Pfade und Karrierewege.
Sarah Illenberger ist deutsche Illustratorin und berichtet über kreative Pfade und Karrierewege.Yves Sucksdorff

Aber auch Namen, die über Designszene-Grenzen in die gestalterische Welt hallen, treten beim Forward-Festival in allen drei Städten an: wie eben Spiekermann. Oder auch die Chefkuratorin des MoMa in New York, Paola Antonelli. "Über ihre Schwelle tritt die Realität ins Archiv. Sie ist der Filter, der Relevantes in Kunst, Design und Gesellschaft vom Irrelevanten trennt", sagt Handl. Auch die Freitag-Brüder, die ihre gleichnamigen Taschen von Zürich aus in die Welt hinaus vermarktet haben, berichten aus erfolgreicher Vergangenheit und möglicher Zukunft. Auf der Hauptbühne stehen die "Inspiration Talks" auf dem Programm, bei denen Kreative von sich und ihrer Arbeit erzählen. Die Keynote-Stage zeigt eher die Inhalte und die Stars wie man sich Zukunft auch gestalterisch ausmalen darf. Auch Marcus Fairs etwa, der die Benchmark der Designblogs im Internet, Dezeen, gegründet hat, lässt Input und persönliche Erfahrungen in die inspirative Wolke von Forward einfließen. "Die Summe der Eindrücke, die die Besucher bekommen, bildet das Potenzial für mögliche neue Ideen", sagt Handl.

Zwupp. Das Designbüro gestaltete auch den grafischen Auftritt des Festivals.
Zwupp. Das Designbüro gestaltete auch den grafischen Auftritt des Festivals.Zwupp

Tipp

Forward. Festival for Creativity, Design and Communication. Konferenz, Workshops, Partys mit Topkreativen.

In Wien am 21 und 22. April, im MAK. Am 23. April findet dort das Forward-Film-Festival statt. Untertitel: "Platform for Future Age Media". In München am 15 und 16. Juni in der Alten Kongresshalle. In Zürich am 17 und 18 Juni in der Freitag F-actory.

Tickets und Informationen:www.forward-festival.com

("Kultur Magazin", Print-Ausgabe, 14.4.2017)

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