Foodtrucks statt Wiener Schnitzel: Das Café Cobenzl wurde verjüngt

Georg Demmer (l.) und David Kreytenberg bespielen nun das Caf´e Cobenzl.
Georg Demmer (l.) und David Kreytenberg bespielen nun das Caf´e Cobenzl.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bis Ende des Jahres sucht die Stadt einen neuen Pächter für den Cobenzl. Bis dahin wird ein Pop-up-Café mit Picknick und Events betrieben.

Der alte Herr ist nicht mehr da. Auch kein Klavier, kein Herr Ober, keine samtbezogenen Sitzbänke, kein Schnitzel und auch keine große Tortenauswahl. Olaf Auer, der jahrzehntelang das Café und das sogenannte Schloss Cobenzl bespielt hat, ist ausgezogen – nicht freiwillig, wohlgemerkt. Nach jahrelangen Streitereien mit der Stadt Wien und einem Beschluss des Obersten Gerichtshofs musste Auer das Feld räumen. Mittlerweile sind ein paar junge Herren in das Ausflugslokal an der Höhenstraße gezogen, das zu einer Freizeitinstitution der Wiener geworden ist. Vorübergehend, wohlgemerkt. Bis die Stadt Wien einen neuen Pächter mit neuem, jüngerem Konzept gefunden hat, wird das Areal zwischengenutzt, wie es so schön heißt.

Bis Ende des Jahres wird man also die jungen Herren, die dafür eine Arbeitsgruppe namens Luftschloss gegründet haben, hier öfter antreffen. Allein das konträre Erscheinungsbild macht deutlich, in welche Richtung das Ganze gehen soll. Statt Hemd, Sakko und Anstecknadel am Revers tragen die neuen Betreiber Turnschuhe, T-Shirts und Schieberkappen. „Das vorherige Konzept war ein bisschen verschroben bieder, wir versuchen, das aufzubrechen und jünger zu machen“, sagt David Kreytenberg, der gemeinsam mit Jürgen Bauer und Georg Demmer das Café Cobenzl betreibt. Alle drei sind in der Gastronomie, aber auch in der Eventszene nicht unbekannt. Bauer zählt etwa das Café Bendl, den Trachtenpärchenball von Almdudler und die Fête Imperial zu seinen Referenzen. Kreytenberg war zuvor für die Restaurants die Liebe in der Marktwirtschaft und Habibi & Hawara mitverantwortlich, aber auch für den Feschmarkt und das Eventkonzept Albert & Tina. Demmer hingegen stammt aus dem gleichnamigen Wiener Teehaus und hat sich auf Events, aber auch Coworking, also Gemeinschaftsbüros vor allem in der Kreativwirtschaft, spezialisiert.

Biotorte und Cobenzl-Spritzer

Ein bisschen von all dem wird man nun auch am Cobenzl antreffen. „Wir haben das Ganze auf drei Bereiche aufgeteilt“, erklärt Demmer. Ersterer umfasst das Café, in dem es nun zwar kein Schnitzel und keine „20 verschiedenen Torten“ mehr gibt, dafür aber Biosachertorte, Apfelstrudel, Eis, Jausenweckerl, Knacker, Debreziner oder auch einen Cobenzl-Spritzer mit Grüntee und Holundersirup. Der Wein stammt übrigens vom benachbarten Weingut Cobenzl, wie man auch sonst auf mehr oder weniger regionale Lieferanten setzt. Vor allem mit Kaffee und Kuchen hofft man, das Stammpublikum nicht zu verlieren. Den zweiten Bereich nennt Kreytenberg Palais, wobei er da vor allem den Garten meint. Ab 10. Juni soll es hier nämlich regelmäßig ein Picknickbuffet geben, bei dem Gäste im Lokal, auf der Terrasse oder auch mit Decken im Garten Platz nehmen können. Foodtrucks dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Der dritte Bereich umfasst die Kunst- und Kulturschiene, also Ausstellungen, Performances, Konzerte oder auch Designmärkte. Am 10. Juni will man mit einem „klassischen Suncooldowner“, wie es Kreytenberg nennt, also mit Musik und Drinks, die Saison einläuten. Wobei hier nicht nur elektronische Musik zu hören sein wird, immerhin will man zwar ein junges, neues Publikum gewinnen, das alte Stammpublikum aber nicht verlieren. Deshalb soll es durchaus auch Klassikabende oder Schlagermusik geben.

Neuer Pächter steht im Herbst fest

Auch für private Feiern, Firmenfeiern und auch als Coworking Space soll das Areal, inklusive des von Auer gebauten Schlösschens, genutzt werden. Wobei das Gebäude nun recht leer wirkt, immerhin hat der frühere Pächter im Zuge der Delogierung das komplette Mobiliar mitgenommen. Was genau dann mit dem Schloss, das zumindest im hinteren Teil Renovierungsbedarf hat, in Zukunft passieren soll, ist noch offen. Im Herbst will die Stadt das Siegerprojekt und somit den neuen Pächter vorstellen. Mit dem alten Pächter, sagt Demmer, gäbe es übrigens eine gute Gesprächsbasis: „Das hat uns positiv überrascht und sehr erleichtert.“

AUF EINEN BLICK

Das Café Cobenzl hat nun wiedereröffnet. Anfang des Jahres musste der einstige Pächter, Olaf Auer, nach jahrelangem Streit mit der Stadt Wien und einem Urteil des OGH gehen. Die Stadt sucht nun einen neuen Pächter, der Sieger des Wettbewerbs soll im Herbst feststehen. Bis Ende des Jahres wird das Café von Jürgen Bauer, David Kreytenberg und Georg Demmer bespielt. Neben dem Café gibt es regelmäßig Picknick (Do–So, ab 10. Juni) und Veranstaltungen.

Web:www.luftschloss.wien

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2017)

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