Randerscheinung: Banküberfallfarbe

Es gibt ja da diese Sache mit der Banküberfallfarbe.

Und die geht so: Falls man eine Bank überfallen wollte, was man natürlich niemals tun sollte, müsste man dazu unbedingt Kleidung in Banküberfallfarben tragen, heißt es in einschlägigen Kreisen. Also zum Beispiel ein irgendwie graublaugrünes Leiberl und ja nicht etwas eindeutig Gelbes. Denn eine Zeugin wird schwören, der Täter war blau gekleidet, der Nächste wird sich mit Gewissheit an etwas Graues erinnern, und eine Dritte wird auf ein verwaschenes Grün schwören. Wenn man das konsequent mit allen Kleidungsstücken durchzieht, werden bei nur einem Bankräuber und einer Handvoll Zeugen mindestens zehn verschiedene Personenbeschreibungen herauskommen. War der Räuber dann dazu noch weder hell- noch dunkelhaarig, nicht mehr jung, aber gerade nicht alt und durchschnittlich groß, wird die Fahndung ganz schön schwierig. Vor allem, wenn das Fluchtfahrzeug kein rosa-lila getupftes Käfercabrio mit Wunschkennzeichen war, sondern ein ein paar Jahre alter silbergrauer Golf. Ich komme aber nicht etwa darauf, weil ich in akuter Geldnot bin (obwohl das schon auch), sondern weil ich den Eindruck habe, der heurige Sommer trägt Banküberfallfarben. Was ich so über den Sommer erzählt bekomme, will nämlich nicht so recht zusammenpassen. Die einen klagen über die Hitze, die anderen berichten über die vielen verregneten Wochenenden, dort liest man von Trockenheit, da von heftigen Wolkenbrüchen. Sogar bei einem normalerweise einenden Thema ergibt sich kein klares Bild: Ist nun ein Gelsenjahr oder nicht? Es schaut also ganz so aus, als würden wir den Sommer, indem wir über ihn erzählen, heuer nicht so schnell zu fassen bekommen. Ich wünsche für die zweite Sommerhälfte dennoch fette Beute.

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