Donauradweg: Vom Rad aufs Schiff und wieder aufs Rad

Unterwegs von Budapest nach Passau Bord der MS Primadonna gesteuert von Kapitän Radomir Bobokovic.
Unterwegs von Budapest nach Passau Bord der MS Primadonna gesteuert von Kapitän Radomir Bobokovic. (C) Scherl, Donau Touristik
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Die MS Primadonna ist das einzige Donauschiff unter österreichischer Flagge, das zwischen Passau und Budapest kombinierte
Rad-Kreuzfahrten anbietet. Eine höchst entspannte Art zu reisen.

Die Sonne verschwindet hinter der Budapester Silhouette, das Vier-Sterne-Superior-Schiff MS Primadonna legt ab. Es geht flussaufwärts zurück Richtung Passau. Halbzeit einer mehrtägigen Radkreuzfahrt, die luxuriöses Traumschiffflair mit sportlicher Radaktivität verbindet. Für jede Generation: Die Älteren bleiben an Bord, die Jüngeren besteigen ihre Räder. Abends treffen sich wieder alle beim Abendessen im Bordrestaurant, in dem gesunde, regionale Küche serviert wird.

Der Flusskreuzfahrt-Katamaran schippert unter rot-weiß-roter Flagge, eine Seltenheit auf der Donau. Von den rund 180 Schiffen, die den österreichischen Abschnitt des zweitgrößten Stroms Europas befahren, sind gerade einmal fünf Prozent unter österreichischer oder deutscher Fahne unterwegs. „Die meisten Schiffe sind in Malta und Zypern registriert“, sagt Schiffseigentümer Manfred Traunmüller, Geschäftsführer von Donau Touristik, Österreichs größtem Radreiseveranstalter. Auf der MS Primadonna gelten heimische Sozialstandards, alle Mitarbeiter haben ein österreichisches Dienstverhältnis.

Esztergom.
Esztergom.(C) Scherl, Donau Touristik

Deutsch ist Bordsprache

Dennoch finden sich in der Crew kaum gebürtige Österreicher, anders als bei sogenannten Ausflugsschiffen. „Während Ausflugsschiffe abends wieder im Ausgangshafen anlegen, ist auf Kreuzfahrtschiffen nicht garantiert, dass die freien Tage zu Hause verbracht werden können“, sagt der 61-jährige Linzer. Nichtsdestoweniger ist das Personal bestens auf heimische Passagiere eingestellt. Regelmäßige Workshops stellen sicher, dass zum Beispiel die Kellner auch einen „G'spritzten“ und „Kleinen Braunen“ verstehen. Schließlich ist Deutsch Bordsprache, auch auf der Brücke. Katamarane haben spürbare Vorteile für den Reisegast. Bei einer Breite von 17,4 Metern ist Platz für ein hotelähnliches, 60 Meter langes Atrium, von dem man zu den Kabinen und Restaurants gelangt. Vier der Kabinen sind barrierefrei, per Lift können Rollstuhlfahrer alle Bereiche des Schiffs erreichen.

Passagiere mit empfindlichen Mägen wissen zu schätzen, wie ruhig ein Katamaran im Wasser liegt. Zwei Rümpfe bedeuten auch, dass das Schiff weniger Treibstoff benötigt. So bequem Katamarane auf einem Fluss für die Passagiere sein mögen, für die Crew ist das Steuern solcher Riesen eine Herausforderung.

Auf der Brücke befinden sich immer drei Kapitäne. „Die Primadonna hat 1,60 Meter Tiefgang, acht Meter ist sie über der Wasserfläche, damit ist die Windangriffsfläche nicht zu unterschätzen“, sagt Radomir Bobokovic, seit 13 Jahren Kapitän auf der MS Primadonna. „Stromabwärts ist wegen des Schubs schwieriger als stromaufwärts. An vielen Stellen ist die Donau eng, in manchen Schlingen ist der Abstand zum Ufer minimal – da darf man sich keinen Fehler erlauben.“ Auch bei den vielen Schleusen ist Maßarbeit gefragt. Beim Blick aus dem Fenster kann es einem schon angst undbang werden, wenn wenige Zentimeter von der Reling entfernt eine Steinmauer in den Himmel ragt. Hochspannung, wenn man den Kapitänen bei der Präzisionsarbeit zusehen kann. In manchen Passagen sind die Zugänge fürs Deck abgesperrt. Zum Beispiel in Wien. Hier sind die Donaubrücken so niedrig, dass der Kapitän sein Steuerhaus einem U-Boot gleich nach unten absenkt. Dann verlässt sich Bobokovic aufs Radar. Bei Gewitter und Starkregen ankert er, denn da fällt das Radar aus.

Pöchlarn.
Pöchlarn.(c) Daniel Zupanc

Abwechslungsreich

Nachts fährt das Schiff immer durch. Tagsüber kann sich der Passagier aussuchen, ob er an Bord bleibt oder einzelne Abschnitte per Rad absolviert. Die Tagesradstrecken liegen zwischen 22 und 67 km und sind durchaus auch für konditionsschwächere Personen geeignet, denn an Bord stehen neben herkömmlichen Rädern auch E-Bikes zur Verfügung. Außerdem sind die Radrouten entlang der 576 Kilometer langen Strecke zwischen Budapest und Passau vorwiegend flach und führen zu 90 Prozent über autofreie Wege und zehn Prozent auf Nebenstraßen. „Mit E-Bikes kommt man selbst nach einer langen Etappe nicht erschöpft am Ziel an“, sagt Marco Novakovic, Hotelmanager der MS Primadonna, der jede einzelne Etappe höchstpersönlich getestet hat.

Aber auch an Bord wird es nicht langweilig. Indoor- und Outdoor-Whirlpool, Kneipp-Tretbecken, Sauna und Sonnendeck stehen zur Verfügung. Ganz im Stil eines Traumschiffs wartet der Kreuzfahrtkatamaran sogar mit einem eigenen Bordtheater für 160 Gäste auf, in dem Wiener Lieder, Kabarett oder ungarische Tänze angeboten werden.

Wer eher „natürliches“ Theater schätzt, genießt in der „Donau Arena“ den Panoramablick durch eine neun Meter hohe Bugverglasung. Donau-Touristik-Geschäftsführer Manfred Traunmüller gilt als „Erfinder des Donauradweges“. Zudem hat der Oberösterreicher alle Hebel in Bewegung gesetzt, um nach der Filetierung und Privatisierung der DDSG zu Beginn der 1990er-Jahre wieder kombinierte Rad-Schiffs-Reisen auf die Beine zu stellen. Anfangs noch mit einem gecharterten Schiff – 2001 legte er sich sein erstes eigenes Ausflugsschiff zu, die MS Kaiserin Elisabeth.

2015 folgte die MS Primadonna, die auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken kann. Getauft von der Gattin des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Herzog, wurde sie von der Deggendorfer Werft (Bayern) im Auftrag von Delphin Touristik gebaut. Die Werft als auch der Reiseveranstalter gingen pleite, das Luxuskreuzfahrtschiff ging an eine große Hochseereederei. Traunmüller erwarb das Kreuzfahrtschiff und holte es nach Österreich zurück. Für ihn stand immer fest, unter rot-weiß-roter Flagge zu schippern. Vergangenes Jahr erhielt Donau Touristik dafür eine internationale Auszeichnung. Neben dem Personal profitiert in erster Linie der Passagier von den hohen Qualitätsstandards. Etwa, indem Fahrgastrechte durch die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (APF) jederzeit einklagbar werden.

Strenge Qualitätskontrollen

Sehr streng sind die Qualitätskontrollen der öffentlichen Hand. Zweimal jährlich gibt es unangekündigte Trinkwasserkontrollen der Ages (Agentur für Ernährungssicherheit). Besonders genau kontrolliert wird die Wasseraufbereitungs- und Kläranlage an Bord, und einmal im Jahr wird das Schiff von der OSB (der Österreichischen obersten Schifffahrtsbehörde) einem Gesamt-Sicherheitscheck unterzogen. Gegen die vielen Kontrollen hat Privatreeder Traunmüller nichts einzuwenden: „Im Gegenteil, sie beweisen mir, dass die Dinge, in die wir viel Geld investieren, in einem Topzustand sind.“ Es sind gerade die „unsichtbaren“ Qualitäten an Bord, die den Fahrgast am Ende einer Reise daran erinnern, dass das Schiff unter österreichischer Flagge fährt.

Tipps

Rad-Kreuzfahrten mit MS Primadonna Passau–Budapest–Passau

Termine 2018: 25. 5.–1. 6., 20.– 27. 7., 3.–10. 8., 10.– 17. 8., 21.–28. 9. Preise: ab 793 Euro

Inkludiert: 7 Übernachtungen mit Vollpension, vier Landausflüge, eine Teilkörpermassage

Aufpreise: Leihrad inkl. Satteltasche: 68 Euro. E-Bike: 150 Euro. Das eigene Rad kann kostenlos mitgenommen werden.

Weitere Kreuzfahrtangebote der MS Primadonna: Passau–Wien–Passau (fünf Termine)

Schwarzes-Meer-Kreuzfahrt: Wien–Sulina–Wien (2.– 15. 6., 15.–28. 6.)
www.donaureisen.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2018)

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