Amanshausers Album: „Gefährliche“ Orte

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Terror, ist das eigentlich gefährlich beim Reisen? Über Maschinengewehre, Tuberkulose und Statistik.

Gelegentlich fragen mich Menschen, ob ich beim Reisen nicht fürchte, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Nun bin ich – glaube ich – kein ausgesprochen mutiger Mensch, aber trotzdem kommen mir solche Gedanken nur in Ausnahmefällen. Vor einiger Zeit, kurz nach einigen Anschlägen, die explizit Touristen galten (Tunesien, Türkei), spazierte ich einmal über die Spanische Treppe, um das Keats-Shelley-Haus zu besuchen. Dort fielen mir ein paar Uniformierte auf, dünn und pickelgesichtig wie Skispringer, aber mit Maschinengewehren, offensichtlich anwesend, um mich und meinesgleichen zu schützen. Kurz dachte ich, Teufel, an welch „gefährlichem“ Ort bin ich nur! Und ebenso kurz dachte ich, großartig, dass ihr mich vor den Bösen schützt, Burschen! Aber bereits im Sterbezimmer von Keats (1821, Tuberkulose) hatte ich die vermeintliche Bedrohung vergessen.

Mit kühlem Blut betrachtet ist sie ein-fach nicht besonders groß. Auch wenn uns gelegentlich ein mulmiges Gefühl beschleicht, wir alle wissen, wie unwahrscheinlich es ist, einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen. Am unwahrscheinlichsten ist es in Europa – eine Statistik besagt, dass weltweit seit dem Jahr 2000 mehr als 100.000 Menschen bei Terroranschlägen ums Leben gekommen sind, in Europa weniger als tausend. Erstere Schreckenszahl kommt durch die instabile Lage im Irak, in Afghanistan, Pakistan und Nigeria zustande, aber das sind Länder, die der Normaltourist ohnehin nie betritt.

Terrorismus ist Angstmache, und die funktioniert vor allem durch die mediale Verbreitung der Angstmache. Insofern ist man gut beraten, im Urlaub einfach weiterzuleben und sich keine Gedanken über „gefährliche“ und „ungefährliche“ Orte zu machen. Den Eiffelturm besteigen, wieso nicht? Ich lasse mir doch von ein paar wahnsinnigen pseudoreligiösen Fundamentalisten den Spaß nicht verderben. Viel eher würde ich, wenn ich es nicht bereits vor vielen Jahren getan hätte, mit dem Rauchen aufhören. Früher starb man an Tuberkulose, heute am Rauchen. Die allerwenigsten genießen das Privileg, im Namen Allahs ermordet zu werden.

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