Luxusväter

V
iele Väter sind Luxusgeschöpfe, zu mindest für ihre Kinder. Sie strei chen ihnen morgens über das Köpfchen, ein Zwickerbussi auf die pralle Babybacke - und dann raus und weg. Dann übernimmt die Mutter die banalen Grundfunktionen: Füttern, Wickeln, Erziehen - "Nicht ausspucken!", "Lass den Aschenbecher stehen!" Am Abend ist der Vater wieder da und kompensiert sein schlechtes Gewissen (wegen langer Abwesenheit und so) dem Kind gegenüber mit zärtlicher Begeisterung - "Schau, Babylein macht das Tischtuch ganz grün!" - und untergräbt die für die Mutter überlebenswichtige strenge Routine: "Ach, Dickie muss doch noch nicht schlafen gehen!" Und wenn Dickie dann doch eingeschlummert ist, heißt es zur Frau: "Ehrlich: Brächte uns das nicht finanzielle Einbußen, würde ich in Karenz gehen." Würde.

Tatsächlich gehen die Väter eben nur ganz ausnahmsweise in Karenz. Das hat mit dem meist höheren Gehalt des Mannes zu tun, aber wohl mehr noch mit dem Warmduscher-Image des windelwechselnden Vaters. Oder auch mit seinem Selbstverständnis als Ernährer, nicht Fütterer, der Familie. Dazu kommen Rationalisierungen: Dass die ganz Kleinen am besten bei der Person aufgehoben wären, die sie schon seit ihrer Zeugung kennen und deren Kindererhaltungsfunktion vorprogrammiert ist. Oder dass Frauen "multitasking-fähiger" wären, also besser mit einem Arbeitsablauf zurecht kämen, bei dem man mehreres gleichzeitig - und davon noch die Hälfte improvisiert - erledigen muss.

Mag sein. Es heißt aber noch lange nicht, dass nicht dennoch viel mehr Väter als derzeit besser daran täten, bei ihrem Kind zu bleiben. Was allerdings bei der Diskussion um die Förderung der Väter-Karenz Unbehagen macht, ist der (sanfte) Zwang, mit dem gearbeitet wird, und der ideologische Unterton: Als ob nicht das Kinderwohl oberstes Ziel bei der Karenzentscheidung wäre, sondern die Zukunft der Emanzipation.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.