Schleuderkurs für Führungskräfte

In Planspielen kann die Führungskompetenz getestet und verbessert werden.

Die Mitarbeiter sind demotiviert, die Arbeit im Verzug und zu allem Überfluß wurde eine wichtige Präsentation um einen Tag vorverlegt. Was wohl für jede Führungskraft eine Horrorwoche wäre, ist  im Führungsverhaltensplanspiel eine typische Spielrunde. „Konfliktsituationen in einem geschützten Rahmen durchzuspielen, um die eigenen Reaktionen, Verhaltensweisen und die Wirkung auf andere zu testen, ist der Sinn von Führungsverhaltensplanspielen“, so Josef Wegenberger, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftspsychologie und Organisationsdynamik. Wegenbergers Ansatz: Statt konstruierter Einzelsituationen soll – analog zu betriebswirtschaftlich orientierten Planspielen – eine Arbeitswoche simuliert werden.

Störfalle

Im Gegensatz zu üblichen Planspielen sind dabei die operativen Aufgaben, die zu bewältigen sind, allerdings eher zweitrangig und bilden nur den Rahmen für die Interaktion zwischen Führungskraft und Mitarbeitern. Die Spielsituation wird durch „Störfälle“ wie ungerecht erscheinende Beförderungen, überraschende Umstrukturierungen  bis hin zu Alkoholexzessen verschärft. „Erst diese Streßsituationen bringen auch unbewußte Verhaltensmuster zum Vorschein“, erklärt Wegenberger. „So ein Planspiel ist wie ein Schleuderkurs, natürlich muß ich nicht jeden Tag bei Regen und Glatteis eine Vollbremsung machen, aber  es hilft, Extremsituationen in einem geschützten Rahmen durchzuspielen.“ Generell werden in Planspielen keine Patentrezepte angeboten, vielmehr erhält der Teilnehmer  Gelegenheit, durch Eigen- und  Fremdbeobachtung seine Defizite zu erkennen und Potentiale zu entwickeln. „Die Fehler, die ich im Planspiel mache, muß ich nicht draußen machen“, so Wegenberger.  
„Alle Fehler, die jemand im Planspiel macht, muß er nicht im Betrieb machen.“
„Durch die intensive Auseinandersetzung wirken Plan- und Rollenspiele länger als klassische Seminare und sind besser geeignet, Nachdenkprozesse zu mobilisieren – besonders wenn es nicht so gut läuft.“, weiß auch    Reinhart Nagel, Geschäftsführer Wien der osb-international. In der Intensität des Erlebens ortet er aber auch eine Gefahr, nämlich das Selbstbild des Teilnehmers zu erschüttern. „Dann“, so Nagel, „ist eine erfahrene Trainerpersönlichkeit gefragt.“ Zudem sei es wichtig, in der Einführungsphase ein geeignetes Setting zu schaffen. Auch sollten bei firmeninternen Planspielen die Teilnehmer im realen Leben nicht allzueng zusammenarbeiten und innerbetriebliche Konflikte ausklammern. „Das funktioniert aber nicht in jeder Firma“, so Nagel. Und für welche Mitarbeiter sind diese Trainings geeignet? Da  es hier weniger um Methoden als um Selbsterkenntnis geht und die Anforderungen individuell dosiert werden können, reicht die Zielgruppe von Aspiranten auf eine Führungsposition bis hin zu erfahrenen Top-Managern. 

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