AOL gibt Tricks bei Bilanzierung zu

Der Umsatz war um 49 Millionen Dollar aufgebläht worden.

NEW YORK/WASHINGTON (ag.). Auch der Medienriese AOL Time Warner hat Bilanztricksereien einräumen müssen. Beim Internet-Anbieter AOL sei der Umsatz um 49 Mill. Dollar (49,7 Mill. Euro) aufgeblasen worden, teilte das Unternehmen mit. Die Fehlbuchungen erstreckten sich demnach über den Zeitraum von eineinhalb Jahren. Das Eingeständnis war Teil der Bilanz-Unterlagen, die AOL Time Warner ebenso wie hunderte anderer US-Firmen eidesstattlich beglaubigt bis Mittwochnacht bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichen mußte.

Die Fehlbuchungen seien in den vergangenen zehn Tagen entdeckt worden, teilte AOL weiter mit. Offenbar war auch bei dem Medienkonzern ebenso wie in den übrigen großen US-Firmen in den vergangenen Tagen unter dem Druck der SEC-Frist hektisch nachgerechnet worden.

Unternehmenschef und Finanzvorstand müssen bei der Börsenaufsicht nun persönlich für die Richtigkeit der jüngsten Bilanzen gerade stehen. Bei Fehlern drohen ihnen Millionenstrafen oder sogar Gefängnis. Nach Angaben der SEC wird es nun einige Tage dauern, zu überprüfen, wer die Frist mißachtet hat. Insgesamt müssen 947 Unternehmen ihre beglaubigten Zahlen vorlegen, mehr als 200 von ihnen haben jedoch mehr Zeit dafür bekommen.

Die Summe von 49 Mill. Euro sei nur ein "unbedeutender Teil" des AOL-Umsatzes in dem fraglichen Zeitraum, hieß es in der Erklärung des Medien-Unternehmens weiter. Im Jahr 2001 hatte AOL Time Warner einen Umsatz von 38,2 Mrd. Dollar. AOL will die Überprüfungen fortsetzen.

AOL Time Warner war nach Presseberichten über Bilanztricksereien bereits ins Visier der Börsenaufsicht sowie der Staatsanwaltschaft geraten. Zunächst hatte das Unternehmen die Verdächtigungen weit von sich gewiesen. Der Internetdienst AOL, der nach eigenen Angaben über 35 Millionen Abonnenten verfügt, kündigte die Zusammenarbeit mit den Ermittlern an. Aktionäre von AOL Time Warner hatten in der vergangenen Woche in Washington Klage wegen Betrugs und Bilanzfälschung gegen den Medienriesen eingereicht. Die "Washington Post" hatte im Juli berichtet, AOL habe im Zeitraum 2000 bis 2002 den Umsatz um 270 Mill. Dollar durch zweifelhafte Transaktionen aufgebläht.

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