Klänge und Tonfelder vermessen

Bernhard Leitner operiert mit Ton, Körper und Raum. Zehn Einheiten vermitteln im Künstlerhaus eine Art Ästhetik des Akustischen unter dem Titel "SoundSpaceSound".

Das Untersuchungsfeld, innerhalb dessen Bernhard Leitner Ton und Klang als bildnerisches Material seit über drei Jahrzehnten erprobt, enthält zahlreiche Facetten. Seine fein ausgeformten Skulpturen dienen dem Zweck, als Tonträger eigener Art Resonanzflächen für die körperliche Identität auszubilden. Wer Leitners Sinneswahrnehmungen vermittelnde Klang-Gefäße begeht, besetzt, sich von Tönen durchdringen läßt, hat an ihnen als Mit-Akteur teil.

Einer Zeit des mehr oder weniger musikalischen Lärms, Dröhnens, Hämmerns und der Dauer"beschallung" setzt dieser gängige Kategorien durchbrechende Künstler mit seinen Klangprojektionen ein Säuseln, Rascheln, Summen und Fließen entgegen. Damit verbunden ist eine Sensibilisierung der Reaktionsmöglichkeiten auf wechselnde Art. Die Gestalt seiner Klangvermessungen, der er größtes formales Augenmerk zuwendet, folgt entsprechenden Wandlungen oder Neuansätzen.

Der Künstler nützt zehn Einheiten, davon neun in den für seine Zwecke idealen Räumen im Obergeschoß des Künstlerhauses, zur Zelebration seiner Klang-Konstruktionen. Im Zentrum stehen die aus mächtigen Stahlplatten gefügten Ton-Durchgänge mit dem Titel "Tuba". Wie in anderen Fällen auch nimmt der sie Durchschreitende Schwingungen wahr, die ihn eine "Ästhetik des Akustischen" erfahren lassen. Das Haptische der plastischen Körper geht mit dem des Klanges parallel. Er wird nicht nur wahr- sondern auch aufgenommen.

Den Begeher begleiten Ton-Linien, etwa in einer der neuesten Arbeiten mit Parabolschalen, von denen der Klang auf eine reflektierende Fläche, Lichtstrahlen gleich, geleitet wird. Ein "Ton-Feld/pulsierend" will durchschritten und im Wechsel der Klangformationen erfahren werden. Klangwölbungen durchziehen die Choreographie von Räumen, wie sie Leitner in großen Maßstäben auch in (halb)öffentlichen Bereichen realisierte. Die jüngste diesbezügliche Installation in Wien mit dem Titel "Strömungen" wurde dem Otto-Wagner-Spital implantiert. Eine der eindrucksvollsten und variantenreichsten Arbeiten hatte der Künstler bereits 1994 für das Austria-Tabak-Forschungszentrum in Ottakring entwickelt: "Blaues Wölben".

Die Ausstellung wird von für sich bestehenden, reizvollen Skizzen begleitet. Sie bezeugen Leitners Methode des Sich-Erschließens neuer Möglichkeiten im Entwurf. Eine umfassende Publikation über das Werk des an der Universität für angewandte Kunst Lehrenden erschien vor vier Jahren.

Bis 2. Juni, tägl. 10 bis 18, Do bis 21 Uhr.

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