Zwei Düfte, um die Nebelschwaden des Altweibersommers zu zerstreuen.
Für die duftaffine Nase gibt es kaum Erholsameres als einen Aufenthalt in Ostasien, wo sich die Menschen ja nur sehr zurückhaltend parfümieren. Ein wenig irreführend ist insofern der Name eines Duftes aus der neuen Dufttetralogie „Atelier d‘Orient“ von Tom Ford. Eines dieser vier Parfums heißt nämlich „Plum Japonais“, und selbst wenn diese Hommage an die Umeboshi-Pflaume einen „Perfumista“ des Abendlandes zu Begeisterungsstürmen hinreißen könnte, könnte sich der durchschnittliche „Japonais“ von so viel Opulenz leicht überrumpelt fühlen.
Aus Japan stammt ja auch die Designerin des Modelabels „Comme des Garçons“; ihre Duftlancierungen gereichen wie jene Tom Fords üblicherweise zur Freude einer Klientel mit Hang zu ungewöhnlicheren Kreationen. Mit dieser Tradition bricht auch ihre „Blue“-Trilogie, Hölzern und Harzen gewidmet, nicht. Die Weihrauch-Komposition „Blue Encens“ gehört wie „Plum Japonais“ zu einer erweiterten Familie fein rauchiger Edelhölzer.
Der Weihrauchnote von „Blue Encens“ entspricht bei „Plum Japonais“ ein sehr subtiler, sozusagen entschärfter Oudh-Akzent. Kombiniert sind diese beiden eher herbstlichen Noten mit warmen Gewürzen, bei „Plum Japonais“ lässt sich naturgemäß auch ein satter, fruchtiger Charakter bemerken. Und auch wenn hier keineswegs der Mode des Fragrance-Layering die Stange gehalten werden soll, ist es in beiden Fällen ein wenig so, als würden ein Orient-Klassiker wie die Originalversion von „Opium“ und eine Weihrauchkomposition wie „2 Man“ von Comme des Garçons miteinander durch die Lande wirbeln, um Nebelschwaden des Altweibersommers zu zerstreuen.
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