Nicht alle aquatischen Düfte erschlagen die Männerwelt mit donnernden Wogen salziger Gischt.
Nicht ganz so herrlich sind leider viele der etwas lieblos zusammengepanschten, massenmarktkompatiblen Männerdüfte. Fast verwunderlich also, dass zwar nicht wenige Damen in olfaktorischer Analogie zum Boyfriend-Jeans-Look gerne zu Herrendüften greifen, sich aber Männer üblicherweise nicht an pudrigen Chypres vergreifen. Dabei ist oft gar Schlimmes zu befürchten, wenn ein Duft als „aquatisch“ angepriesen wird – salzige Meereswogen, Flakons entströmend, können einem schnell einmal den Atem rauben.
Anders verhält sich das bei der neuen „Aqua Amara“ von Bulgari: Die marine Welle plätschert hier nämlich nobel im Hintergrund; dominiert wird das Parfum von einer schönen, kühlen Mandarinennote. Unter den gängigen Zitrusfrüchten ist die Mandarine ja vielleicht die überraschendste, in der Parfumerie, weil sie zwar frisch anmutet, zugleich aber vollmundiger ist als Agrumen-Artgenossen.
Ein wenig überraschend ist auch „Valentino Uomo“, das erste Männerparfum in der Ära der Valentino-Nachfolger Maria Grazia Chiuri und Pierpaolo Piccioli: Diese ausgesprochen warme Komposition entpuppt sich als äußerst gediegen, wartet zugleich mit Gourmand-Akzenten von Kaffee, Schokolade, Nuss auf. Die knabenhafte Ausstrahlung des Valentino-Werbegesichtes Louis Garrel könnte beinahe eine der handelsüblichen Frischeexplosionen ankündigen. Wie schön, dass der Schein manchmal ein wenig trügt.
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