Riechstoff: Wasser und Benzin

Man muss nicht Henri Bergson lesen, um zu erahnen, dass Erinnerungen oft an Gerüche geknüpft sind.

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Insofern ist es also eine originelle Idee der Volkswagen-Marketingabteilung, die anstehende Verabschiedung von fossilen Brennstoffen (man feiert noch immer die Markteinführung des e-Golfs vergangenen Sommer) mit einem Duft namens „Mémoire de pétrole“ zu zelebrieren. Beauftragt mit der Geruchsfindung wurde lobenswerterweise die Berliner Duftmanufaktur Frau Tonis Parfums – lokal verankertes Kreativschaffen wird also großgeschrieben. Die „Mémoire“ selbst (es gibt sie in 2-ml-Fläschchen im Internet kostenfrei zu bestellen) ist ein nicht wirklich spürbar benzinöser Duft. Da gibt es andere, die die Auto-Kurve besser gekratzt haben – etwa „Bulgari Black“ mit Gummiabrieb-Assoziationen oder „Nostalgia“ von Santa Maria Novella als Auspuffwolken-Komposition. Die ölige Anmutung von „Mémoire de pétrole“ gemahnt in ihrer Würzigkeit eher an „Tom Ford Noir“, was aber auch nichts Schlechtes ist. Jedenfalls: eine originelle Idee der Volkswagen-Bauer. Originell ist, auf seine erdverbundene Art und Weise, auch das neueste „Eau“ von Cartier. Einen „Vétiver bleu“ verspricht es, und es soll – wenngleich die schmutzig-feuchte Wurzeligkeit von Vetiver zumeist mit Männerdüften assoziiert wird – als Unisex-Duft durchgehen. Das gelingt diesem „Eau de Cartier“ auch, zumindest weitgehend, was wiederum einem sehr frischen, kühlenden Anfangsakkord geschuldet ist. Haus-Parfumeurin Mathilde Laurent stellt hier einmal mehr ihr gutes olfaktorisches Händchen unter Beweis und legt ein Parfum vor, das sehr modern und interessant anmutet und durchaus erinnerungswürdig ist.

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