Feldküche: Tut es doch einfach!

(c) Beigestellt
  • Drucken

Drei visionäre Sturköpfe und eine Idee, die zum Erfolg wurde. Ob Feldküche oder Crowdfunding-Buch: Ohne Vernetzen geht es nicht.

(c) Beigestellt
(c) Beigestellt

Wir sind Möbelpacker, Geschichtenerzähler und Experience-Designer. Das schreibe ich mir jetzt auf meine Visitenkarte. Ich weiß ohnehin nie, was ich da draufschreiben soll“, sagt Martin Fetz, einer der drei Köpfe aus dem Westen Österreichs, die hinter dem Projekt Feldküche stecken. Definitionen scheinen ihm und seinen Mitstreitern Matthias Felsner und Christoph Feurstein generell nicht so wichtig. Sie tun einfach. Tun, was sie sich in den Kopf gesetzt haben. Tun, auch wenn vielleicht noch nicht klar ist, wohin es führt.

Die Feldküche, eine Veranstaltungsreihe quer durch Österreich, bei der jeweils zig Gäste an ungewöhnlichen Outdoorplätzen professionell bekocht werden, war zunächst nur eine kleine Idee, im Bregenzerwald geboren: nette Leute bei Tisch zusammenbringen, die Stärken der Region dabei aufgreifen. Das Holz für den Tisch, nebenbei ein Entwurf des befreundeten Designers Robert Rüf, kam von einem 300 Jahre alten Stadl, die Teller kamen von Fetz’ Oma, die Zutaten von benachbarten Bauern, die Kräuter aus der Wiese, der Schmäh von Gästen und Veranstaltern. Mittlerweile ist ein Tisch bei der Feldküche in gewissen Kreisen fast ein Must-Have. „Hast du einen Platz bekommen? Nein, leider, nur Warteliste.“ Heuer ging das Feldküchenkollektiv auf Waldtour, nahm in Kooperation mit den Bundesforsten Orte in Beschlag, die den wechselnden Köchen und Köchinnen Zutaten aus Wald und See liefern konnten: ob Hallstätter Reinanke oder Donauauen-Hirsch. Auch die Präsentation des heurigen Waldbiers – Braumeister Axel Kiesby legte es schwarzkieferig an – richtete die Feldküche aus. Auch hier wieder dabei: Koch Christoph Fink, der, ganz am nordischen Puls der Zeit, ein paar Jäger-und-Sammler-Gene zu viel hat und mit Flora und Fauna des Waldes per Du ist.

Absurder Aufwand. Christoph Fink ist nur einer der zahlreichen Beteiligten der Feldküche. Für ihn und alle anderen, die Zeit, Nerven und Leidenschaft gespendet haben, haben Martin Fetz, Matthias Felsner und Christoph Feurstein nun ein Feldküchen-Buch konzipiert. Mit Geschichten, Bildern, Rezepten. „Wir sind den Leuten irgendwie etwas schuldig.“ Allerdings – so ehrlich sind die drei Herren: Zu einem großen Teil ist das Buch auch für sie selbst. „Der ganze Aufwand ist eigentlich absurd. Sowohl der für die Feldküche – alles für einen Abend aufbauen, alles wieder abbauen – als auch der für ein Buch mit 500 Exemplaren Auflage. Aber wir wollten einfach ein eigenes Buch haben. Wer will kein eigenes Buch haben?“, fragt Martin Fetz.

Genaugenommen hat das Buch noch niemand. Es will nämlich erst finanziert werden. Und wie auch die Feldküche selbst, die Abende am See, unter Bäumen, in der Wiese, braucht es eine Gemeinschaft – oder soll man sagen: Crowd – für das Gelingen. Das Layout von Grafiker Feurstein steht, ebenso die äußere Aufmachung. „Wir haben das Buch einfach einmal gemacht“, sagt Martin Fetz. Bezeichnend für das kleine Sturkopf-Kollektiv. „Beides, die Feldküche wie auch das Buch, sind schon ein bisschen amerikanisch.“ Eine Idee ist da, jetzt muss sie eben verwirklicht werden. Das Feldküchen-Team sieht ihre zum Erfolg gewordene Initiative auch ein bisschen als Aufruf an die Österreicher: „Tut doch einfach einmal!“

Einen ähnlichen Aufruf deponieren Felsner, Fetz und Feurstein jetzt bei denen, die die Feldküchenidee gut finden: Das Buch soll per Crowdfunding finanziert werden. Auf der Onlineplattform startnext.de wurde das Projekt eingereicht, mit einem kleinen Video, mit dem man den ganzen Sommer beschäftigt war. Zunächst braucht jedes Projekt 100 Online-Fans, „dann wird das Crowdfunding freigeschaltet.“ Wer dem Projekt Feldküchen-Buch Geld zur Verfügung stellt, bekommt etwas dafür. Etwa eine Doppelmagnum „Josephine“ von Gut Oggau, wo die Feldküche im Vorjahr Station machte, eines der ersten Bücher, einen Platz bei einer zukünftigen Feldküche, einen der Tische von Robert Rüf...

Das Buch selbst, fesch in Butterbrotpapier-Korsage, ist zweiteilig, erklärt Matthias Felsner: „Ein Coffeetablebuch, Hardcover mit Leinen, und ein Rezeptbuch mit offener Fadenheftung. Damit man es beim Kochen offen hinlegen kann.“ „Manche haben uns gefragt, ob wir blöd sind, weil wir das Rezeptbuch schwarz-weiß und ohne Fotos machen“, sagt Martin Fetz. „Aber es ist ja nicht unbedingt immer das Gelernte auch das Beste.“ Ein ausgetüfteltes Codesystem verbindet die Bilder und Kochporträts im Hauptband mit den Rezepten, die unter anderem von Alain Weissgerber oder Jodok Dietrich kommen. Und anders als in den meisten Kochbüchern sind die Rezeptfotos nicht stringent, was der Reisefreudigkeit der Feldküche zu schulden ist: verschiedene Bundesländer, verschiedene Fotografen. „Manche Fotos kommen von Architekturfotografen, die mehr interessiert, wie eine geschwenkte Pfanne im Raum hängt.“ Interdisziplinär also, wie das ganze Projekt.

Tipp

Das Crowdfunding für das Feldküchen-Kochbuch startet mit 29. 9. auf www.startnext.at Wer Geld zur Verfügung stellt, bekommt etwa einen Platz bei einer zukünftigen Feldküche, Wein von Gut Oggau, einen Tisch... Oder eines der ersten Bücher nach Veröffentlichung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.