Die Testerinnen: Opus im Imperial

(c) Teresa Zoetl
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Opus: Kein Werk für Bewahrer.

(c) Teresa Zoetl

Äußerst selten stellt sich bei mir ein Mitgefühl für Restaurantpersonal ein. Wie neulich im Opus. Dort erinnere ich mich an den Totalumbau des „Presse“-„Schaufenster“ vor einigen Jahren. Wir putzten den Staub von unserem Wochenendmagazin und machten es fit für die Zukunft. Und auch wenn einige Leser die Aktion erst komplett unnötig, geschmacklos und zu modisch fanden, haben wir am Ende viele neue dazugewonnen.

Das Hotel Imperial traut sich nun ebenfalls etwas Neues – sehr zum Ärger der Früher-war-alles-besser-Fraktion. Das Café wurde umgestaltet, es gibt die neue Salonbar „1873  – HalleNSalon“ und das Fine-Dining-Restaurant Opus. Bei der Generation traditionsbewusst an den Nebentischen klingen die Kommentare dazu so: „Wir konnten den Eingang kaum finden. Die Toiletten auch nicht.“ „Wessen Idee ist das gewesen?“ „Das Essen ist furchtbar.“ Und so weiter. In seinen 28 Dienstjahren hat der Ober nicht so viele Vorwürfe gehört wie in den letzten vier Wochen.
Dabei ist nichts hier übermütig. Für das Design ließ der britische Architekt Alex Kravetz im Opus Entwürfe von Josef Hoffmann aus den 1930ern einfließen – unter Aufsicht des Denkmalamts. Und in der Küche unterstützt Stefan Speiser neuerdings Rupert Schnait als Souschef.
Die Karte bringt glücklicherweise die größte Veränderung. Sie trägt Speisers Handschrift: viel Gemüse, eines der drei Sechs-Gang-Menüs ist vegetarisch – das ist in der heimischen Spitzengastronomie immer noch erwähnenswert. Und wenn der veränderungsresistente Gast nichts mit dem Stunden-Ei auf der Karte anzufangen weiß, versichert der Ober sogleich, dass es jederzeit auch das gewohnte Schnitzel gäbe. Das bei 62 Grad eine Stunde lang gegarte Eigelb ist übrigens großartig. Es liegt auf Spinat, daneben bissfeste Karfiolstreifen, darüber Trüffel. Schon die Begrüßung mit Kürbistrio zeigt Speisers Umgang mit Gemüse: Kürbis in verschiedenen Garstufen bis hin zur Null-Schlagobers-Suppe. Als Vorspeise: gebeizter Saibling mit geräuchertem Hüttenkäse. Der Rehrücken wird von Roten Rüben und Schwarzwurzeln begleitet, der Wolfsbarsch von gefüllten Artischocken.

Fest steht: Früher war hier definitiv nichts besser. Durchhalten, Herr Ober!

Info

Opus im Imperial, Kärntner Ring 16, 1010 Wien. Tel.: 01/501 103 89. Täglich: 18–24 Uhr.

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