Die Testerinnen: Nihonbashi

(c) Stanislav Jenis
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Im Nihonbashi liegt Japan näher.

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Tipp

Es sind 9120 und ein paar zerquetschte – so viele Kilometer liegen zwischen der Brücke Nihonbashi in Tokio und der Wiener Innenstadt. Luftlinie, wohlgemerkt. In Japan gilt die Brücke als Nabel der Welt, wird doch jede Entfernung nach Tokio dorthin gemessen. In Wien kennt man unter dem Namen neuerdings ein japanisches Restaurant. An derselben Adresse, wo zur Jahrtausendwende noch Dotcom-Millionäre im Guess-Club aßen, tranken und feierten. Bis die Blase platzte. Später zog mit Senkoma ein anderer Japaner ein, der dem Lokal das hypermoderne Design austrieb. Heute rückt im Nihonbashi Nippon endgültig näher. Die einstige Yuppie-Architektur ist verschwunden. Und auf der Karte zählt California Futo Maki zum hippsten Versuch, japanische Speisen international zu fusionieren. Oder gar den Wienern anzupassen. Wozu auch? Die sind ja fast in der Unterzahl – das Lokal wird von Japanern gestürmt. Und von Japan-Fans. Mit asiatischem Lächeln auf den Lippen ertragen die Kellner Wifi-Absolventen, die ihr Menü unbedingt auf Japanisch bestellen wollen. Alle anderen dürfen sich dumm stellen und Nachhilfe erbitten. In Sachen Sake zum Beispiel. Wohl weil man mit Praxis am schnellsten lernt, wird eine Sake-Begleitung empfohlen. Sechs Sorten zum Kosten, auf der Karte stehen wesentlich mehr. Der günstigste entspricht einem Achterl Wein, den besten (Nihonbashi Daiginjo Shizuku) gibt es in der Flasche für 263 Euro. Nun zur Unterlage: Der mit Meerwasser hergestellte Seidentofu zergeht auf der Zunge wie Panna Cotta für Vegane. Beim Sushi kann man leicht Massensorten wie Lachs, Avocado, Gurke ausweichen. So spannend, wie sie klingen, schmeckt Sushi mit gekochten Hokki-Muscheln und mit Rogen vom fliegenden Fisch. Sogar Seeigel kann man bestellen. Sukiyaki gilt als Spezialität des Hauses. Der Eintopf wird auf dem Tisch zubereitet. Darin: hauchdünnes zartes Rindfleisch und knackiges Gemüse. Butterweich: der Heilbutt. Das Filet wird vor dem Braten in süßmildem Saikyomiso eingelegt. Karaoke wird im Nihonbashi großgeschrieben. Das muss gesagt werden. Denn zwölf Flugstunden von Tokio entfernt ist es neu, dass man in einem Lokal mit fünf schalldichten Räumen sehr gut essen kann.

Nihonbashi, Kärntner Straße 44, 1010 Wien, Tel.: 01/890 7856, tägl. 12–15, 18–23 Uhr, Karaoke 18–23 Uhr.

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