Die Testerinnen: Nenos Feines

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Mild, aber verwirrt im Nenos Feines.

(c) Stanislav Jenis

Das war knapp. Fast wäre er geflogen, der Eineinhalb-Kilo-Branzino in Salzkruste. In hohem Bogen, samt unerschütterlich gleichmütigem Wirt. (Essen mit Kleinkindern, eine Zumutung, für alle.) Statt Flying Fish gab es hier immerhin einmal Running Sushi, genau gegenüber vom mittlerweile einzigen ordentlichen Beisel des 18. Bezirks (Anton Frank), an einer undankbaren Ecke der Gymnasiumstraße – Parkplätze, kreisch! Hier hat Mitte Juli der in Dalmatien geborene Koch Neno Treselj sein erstes eigenes Lokal aufgemacht. Was an sich im gastronomisch herausgeforderten Währing super klingt, wo man Fisch in Salzkruste höchstens im Monte Rosa zu bestellen wagt, wenn man denn bei dem erstaunlich beliebten Sarden einen Platz bekommt (und dann neben Dominik Heinzl sitzen will). Zumindest der Platzproblematik muss sich Nenos Feines derzeit nicht stellen. Man isst, so unkt es, auch relativ einsam, wenn man zu regulären Öffnungszeiten vorbeikommt. Das habe ich natürlich nicht nötig (Scherz). Nein. Ich habe nur auf die Zeiten vertraut, die man im Internet so findet (nämlich durchgehende Küche). Immerhin bleibt „die Köchin“ für uns einfach länger, richtet Neno aus, kein Problem, was wirklich total nett ist. Sonst wären wir alle durchgedreht, nicht nur die Kids, die sich in dem ballsaalgroßen Raum sowieso so benehmen, als wären sie allein hier. Was Gott sei Dank stimmte. Also blieb der Wirt gelassen, kam das Essen flott.
Und war auch gut. Mehr halt nicht, und das wird ein Problem hier werden, vom Ambiente her (Bilder spanischer Tänzerinnen?) einmal abgesehen. Anstatt sich aufs Dalmatinische zu konzentrieren, bleibt man hier beliebig mediterran. Es gibt Mozzarella, Gazpacho und warum auch immer Flammkuchen. Aber es gibt auch herrliche saftig-weiche Oliven, üppige Portionen gebratene Steinpilze und einen knusprig-mürben Oktopusarm auf Linsen-Kapern-Mischung, alles auffällig mild gewürzt. Fein.
Aber was will man hier jetzt? So wie das Restaurant zweigeteilt ist, in einen Sichtziegelbistro-Teil und einen
weiß gestrichenen Dining-Teil, ist auch
das Küchenkonzept janusköpfig. Oder unentschlossen. Und für Unentschlossenes ist weder Lage noch Lokal attraktiv genug.

Info

Nenos Feines, Haizingergasse 14, 1180 Wien, Tel.: +43/(0)664/738 547 92, Mo: 16–21.30, Di–Fr: 9.30–21.30, Sa: 9.30–16 Uhr. Mehr Kolumnen auf: → Schaufenster.DiePresse.com

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