Die Testerinnen: Herbeck

(c) Stanislav Jenis
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Im Herbeck. Neue Gastwirtschaft.

Die Baustelle schien nicht und nicht fertig zu werden. Dementsprechend ungläubig schwenkte man also vorige Woche ein unter dem neuen Wirtshausschild direkt neben der Endstation vom 40er. Ein rascher Blick, ja, zumindest der Gastgarten ist (noch) unverändert, großzügig, voll Kies und Altbaumbestand. Das ist aber auch so ziemlich das einzig Positive, was man über die alte Herbeckstube, die vorigen Mai schloss, erzählen kann. Hierher hatte sich das Währinger Bürgertum schon lange nicht mehr verirrt, in die dunklen Gasträume mit den Massen an Plastikblumen. Was für ein Sprung zu heute, zur Facebook-Seite, die mit dem historischen Foto von 1904 beginnt, als hier die „Restauration zum Schafberg“ eröffnete. Drei beste Freunde haben sich jetzt ihrer angenommen, Barbara Bonka (aus der Wienerwald-Wirtshausfamilie), Wolfgang Nemeth (aus der Edel-Pasteten-Herstellung) und Michael Kantor (aus dem Kiosk im Pötzleinsdorfer Park). 

(c) Stanislav Jenis

Fast ein Jahr lang baute man um, riss heraus, tapezierte neu, nämlich Bänke und Schank mit schickem hellgrauen Lodenstoff. Ein neuer Boden, eine neue Küche, neue, aber auch neue alte Tische kamen herein, und manches, wie die wunderschöne Glas-Holz-Trennwand zwischen Schank- und Gastraum, blieb. Oder wurde einfach neu, etwa türkis, lackiert, wie die Regalwand hinter der Schank. Sehr schön ist das alles geworden, hell, offen, schlicht, mit viel Stil. Ähnlich auch die angenehm kleine Karte mit täglichem Mittagsteller (um acht Euro herum) und moderner Wiener Küche wie verschiedenen Schnitzeln (auch in Semmeln mit Gemüsemajo!), Kalbskopf, gebackener Leber . . . blablabla – es schmeckt herrlich! Die Jiddische Hühnerleber- Terrine mit noch warmem, selbstgemachtem Brioche (7,90) ist das absolute Highlight der Vorspeisen. Die würzige, zarte Beiriedschnitte mit den Speckbohnen ist Höhepunkt der Hauptspeisen, man merkt die Qualität, für die u. a. bei lokalen Fleischhauern wie dem Gersthofer Bauer gekauft wird. Und nachdem es tatsächlich auch noch Bröselkarfiol gibt, der sogar zwischen den Zähnen knuspert, weil mit Olivenöl statt Butter angeröstet, muss ich sagen: Ich bin schwer befangen. Ich habe ein Stammbeisel in meinem Grätzel. Endlich.

Tipp

Herbeck. Neue Gastwirtschaft, Scheibenbergstr. 11, 1180, 01/4703757, Di–Sa 11–23, So 11–15Uhr.

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