Die Testerinnen: Fuhrmanns

(c) Chrisitne Pichler
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Mit Blick nach unten im Fuhrmanns.

Am Karfreitag eine Fresskritik schreiben, ist bitter. Nicht nur für mich. Aber da müssen wir jetzt alle durch. Auch wenn die fröhliche Sopranistin an meiner Seite lieber in höchsten Tönen schwärmen würde – aber da hat sie sich leider die falsche Lunch-Gefährtin ausgesucht, Kunstkritikerinnen sind widerliche Restaurantkritikerinnen. Diesmal also das ehemalige Hohensinn, jetzt Fuhrmanns, nach dem Josefstädter Sträßchen, in dem es sich versteckt. Hier kommt keine/keiner zufällig her (die Begleitung ist ehemalige Gender-Beauftragte, sorry). Wir sind dementsprechend allein hier. Und ich denke darüber nach, was man vorher so liest – das Hohensinn haben ja alle gelobt bei seiner Eröffnung 2011. Zuletzt scheint es weniger beliebt gewesen zu sein, der Patron (ehemaliger Gerer-Mitarbeiter) und die (bayrische) Patronin sind mit Ende des Vorjahres nach Bayern übersiedelt.

(c) Chrisitne Pichler

Übernommen hat das „schmucke Gasthaus“ (Hofratswitwe?) Hermann Botolen, ehemaliger Sommelier und Restaurantleiter im Dombeisl. Kochen tut der junge Sascha Hoffmann, der im Steierereck, im Tian und bei Floh in Langenlebarn kochte. Und das tut er wirklich gut, muss auch ich sagen. Zu gut vielleicht. Denn warum ist alles, was hier auf die superschicken Keramikteller kommt, so wahnsinnig schön? Und rundherum alles so hässlich? Eine Melange in Beige und Braun und an der Wand hängt einsam ein trockener Deko-Kranz. Auf dem Teller aber Blümchen und Topinambur-Creme und Bittersalate und Rosmarinfrost überm Dessert zum Schluss. Toll. Der Teller mit dem glacierten Kalbsbries ist große Küche, auch optisch. Genau wie der mit rohem Seesaibling mit Schwarzwurzeln und Apfelwürfelchen (13,90). Bei den Hauptspeisen wird es sparsamer mit Lob und Auswahl, es gibt grad einmal Saibling und Lachsforelle und Kalbsschulter und Beiried. Das Joghurtparfait war steinhart gefroren und das knusprige Getreide waren trockene Müsliflocken. Das war aber schon die herbste Enttäuschung. Die Sopranistin hatte eindeutig mehr Glück mit ihrer geilen Bitterschokoladen-Tarte samt diesem schrägen Rosmarin-Frost. Essen hier ist eben wie bei einer guten Partitur. Manchmal ist es besser, nicht aufzuschauen.

Info

Fuhrmanns, Fuhrmannsgasse 9, 1080 Wien, Tel.: 01/402 15 72 Mo bis Sa 11.30 bis 14.30, 17.30 bis 24

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