Geschmacksfrage: On

Das On ist zehn Jahre alt und hat ein Kochbuch. Und ich habe wieder einmal ein Problem.

(c) Hammerschmid

INFO

Leser sind gnadenlos und haben immer recht. Michael Floymayr schreibt, dass er meinen kritischen politischen Artikeln „durchaus folgen kann und diesen auch zustimme“. (Schon deswegen verwende ich das hier.) Aber: „Ich kann mich nicht entsinnen, von Ihnen jemals eine Restaurantkritik gelesen zu haben, aufgrund der ich versucht wäre, dieses Restaurant aufzusuchen. Daher meine Bitte: Nennen Sie mir ein Restaurant in Österreich, das Sie o. k. finden.“ Bei positiver Erledigung würde er mich mit Begleitung gern in seine „Frühstückspension“ einladen. Erstens bin ich verheiratet und aus der „Begleitungs“-Zeit heraus und zweitens erlauben unsere Transparenzregeln solche Einladungen nicht. (Obwohl? Wenn ich es transparent schreibe?)

Jedenfalls spornte mich der Aufruf an und ich suchte begeistert das On-Beisl auf. Dessen Chef, Simon Xie Hong, kocht in der TV-Sendung Silent Cooking, die ich weder verstehe noch sehe, aber bei städtischen Frühstückspensionsgästen sehr beliebt sein soll. Das On gibt es ziemlich genau zehn Jahre, ein paar Jahre war es an einem anderen Standort. Der Mann kreiert die absurdesten chinesisch-österreichischen Gerichte, die es gibt, mischt etwa Sauerkraut, Tofu und Grammeln. Schmeckt ganz lustig, aber nur ein, zwei Bissen lang, dann wird es zu viel. Jetzt komme ich zu meinem Leserbriefproblem: Ich kann das On aus vollem Herzen empfehlen. Weil ich das Lokal mag, die Idee dahinter und einige Gerichte. Allein: Alles schmeckt mir leider auch nicht, die trockenen Entenbrust-schnitzelchen brauche ich nicht zum Glück. Auch die geschmorten Rindsba-ckerln sind mir fast zu derb. Aber dieses Urteil ist riskant, die üblichen Verdächtigen der Wiener Kulinarikszene vergöttern das Lokal, denn es gibt Innereien bis zum Abwinken. Und tatsächlich macht auch mich die großartige, wunderbare Hühnerleber mit Chili so froh wie seit Wochen nicht. Ein anderer Leser warnte mich übrigens, dass meine ständige Kritik an Kritikerkollegen irgendwann zu unschönen Erlebnissen führen könnte. Die mag ich ja! Bis es so weit ist, empfehle ich den Kauf des Kochbuchs von Xie Hong und Beislkritiker
Florian Holzer namens „China Town“ im geschätzten Pichler-Verlag. Mit viel Hintergrund-Info und lockeren Rezepten. Ich bin dann mal frühstücken und begleiten.

On, Wehrg. 8, 1050 Wien, Tel.: 01/585 49 00, Mo–Sa 12–24 Uhr, So bis 22.30 Uhr

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