„Wir sind die Schatzgräber“, sagt Moritz Herzog über sein Metier, den Handel mit Naturweinen. Der junge Kamptaler Winzer Matthias Warnung oder, besser gesagt, dessen Wein, ist einer der Schätze, die Herzog einem Publikum zu vermitteln versucht: der Gastronomie wie auch Endkunden. Sein Geschäft Weinskandal liegt im Hinterhof eines Hauses in der Ungargasse, und trotz der versteckten Lage kommt gerade ein Amerikaner vorbei, der sich mit Flaschen eindeckt. „Ihn hab ich noch nie zuvor gesehen“, sagt Herzog, „gefällt mir“. Moritz Herzog hat einmal Medizin studiert, jahrelang in der Gastronomie gearbeitet, unter anderem als Sommelier im Palais Coburg, arbeitet für die Pannobile-Gruppe und ist quasi ein Viertel des südfranzösischen Weinguts Riberach. Er hat vergleichsweise früh begonnen, sich als Händler ausschließlich auf Naturweine zu verlassen. Natural Wine beschreibt er als „non intervention winemaking“. Es soll also im Keller nicht eingegriffen werden, weder mit Hefeeinsatz noch mit diversen Mitteln wie Temperatursteuerung. Herzog vergleicht konventionelles Arbeiten am Wein mit der Schönheitschirurgie: „Ich kann da herumdrehen, dort herumdrehen. Es gibt die Mittel. Aber ich habe noch nie einen Menschen ge-sehen, der nachher mehr Persönlichkeit hätte als vorher.“ Naturweine, meint er, benetzen ganz entspannt den Gaumen, „schlagen keine Schramme auf den Gaumen“. Er blickt nachdenklich auf ein Glas Petillant Naturell, einfach vergorenen Schaumwein, der schon eine halbe Stunde im Glas ist. „Jetzt wendet er . . . Das ist beseelter Wein. Das ist, worum‘s geht.“ weinskandal.at, Ungargasse 28, 1030 Wien.
(c) Christine Pichler