Weihnachtsvisionen: Catwalk der Christbäume

Weihnachtsvisionen Catwalk Christbaeume
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Sehr festlich, aber nicht immer grün: In Paris lassen Designer alle Jahre wieder ihre Weihnachtsvisionen zu Bäumen werden.

Ewiger Christbaum aus Plastik – oder vergäng­liche Echttanne? Diese Streitfrage gehört seit dem Großwerden der Generation Öko zum Standard-Streitrepertoire in vorweihnacht­lichen Angelegenheiten. Immerhin: Für die höchsten Sphären der Pariser Modewelt hat die bekannte französische Fernsehjourna­listin Marie-Christiane Marek die Angelegenheit vor 16 Jah­ren ein für alle Mal geklärt. Da initiierte sie nämlich erstmals die Charity-Auktion von sogenannten „Sapins de Noël des créateurs“ (zu Deutsch: Weihnachtsbäume der Designer), die ­seitdem jedes Jahr im Advent von den bekanntesten Luxus-Maisons gestaltet werden und für einen guten Zweck unter den Hammer kommen. Echte Marken-Aficionados können ihre Packerln am 24. Dezember also um eine Volantkreation aus dem Hause Dior oder eine leuchtende Wundertüte von Louis Vuitton drapieren.

TIPP

Nadel-Couture. „Die Idee ist entstanden, als ich in den Neunzigerjahren meine wöchentliche Sendung ‚Paris Mode‘ für den Sender Paris Première produzierte. Da habe ich erstmals französische Designer, die ich zum Großteil ja sehr gut kenne, eingeladen, ihren idealen Weihnachtsbaum zu ge­stalten“, erzählt Marie-Christiane Marek dem „Schaufenster“. Tatsächlich folgten die Kreativen ihrem Aufruf nur allzu gern, gilt sie doch als Pionierin des französischen TV-Modejournalismus. Ihr wurde als Erster und Einziger sogar zugestanden, Designer wie Jean Paul Gaultier oder Christian Lacroix backstage während ihrer Defilees zu interviewen. Entsprechend positiv fielen die Reaktionen auf ihr Projekt aus: „Im ersten Jahr hatten wir 20 ‚Sapins des créateurs‘ zu versteigern, im Lauf der Jahre sind es immer mehr geworden. Mittlerweile halten wir bei 36 und versteigern auch Bäume von Architekten, Künstlern und Celebrities – besonders wichtig war mir in den letzten Jahren, die Veranstaltung auch für Designer aus anderen Ländern zu öffnen.“

So standen denn im Pariser Hôtel Salomon de Rothschild mehr oder weniger eindeutig als Weihnachtsbaum zu erkennende Gebilde und Gewinde von französischen Maisons wie Chanel, Stéphane Rolland und Christophe Josse Seite an Seite mit Entwürfen von Diane von Fürstenberg oder den DSquared2-Zwillingen Dean und Dan Caten. Auch Dries Van Noten hatte eine interessante Kugelkonstruktion in 3-D beigesteuert (bel­gische Avantgarde verpflichtet!), Stella McCartney schickte eine Strick-Tanne über den Ärmelkanal, und Couturier Elie Saab übte sich in der Kunst der Abstraktion.

Die Initiatorin zeigt sich über die Maßen angetan: „Ich finde diese Stilübungen der Designer immer wieder aufregend. Die Bäume, die sie für uns gestalten, decken die Bandbreite aller Möglichkeiten ab, und es ist ganz und gar unmöglich zu sagen, welcher Sapin der schönste wäre.“ Einer der prominentesten Christbaum-Aufputzer ist alle Jahre wieder Jean Paul Gaultier – nach einer eher flauschigen Kuschel-Tanne für 2010 zeigte er heuer Nadel-Couture der Trauerweiden ähnlichen Sorte und trug so zum Auktionsergebnis von immerhin 80.000 Euro bei.

Feierlaune. Nicht alle Designer haben freilich auch im Privatleben ihre Freude am frohen Fest. Karl Lagerfeld etwa ließ schon letztes Jahr seine Fangemeinde wissen, dass ihm die stillste Zeit im Jahr herzlich egal ist. Ganz anders Nathalie Rykiel, die auf die Frage, wie sie es mit Weihnachten halte, meint: „Ich liebe alle Feierlichkeiten – und ganz besonders Weihnachten, an dem ich die ganze Familie um den Baum und die Geschenke versammle. Für die Sapins des créateurs haben wir heuer einen Wunderbaum gestaltet, der zärtlich und verträumt glüht und mit leuchtenden Äpfeln verziert ist.“

Feierlich gestimmt und voll der Vorfreude zeigte sich auch die gebürtige Österreicherin Barbara Hermé, die, verheiratet mit Starpatissier Pierre Hermé, in Paris das erfolgreiche Accessoire-Label Barbara Rihl betreibt. Sie wuchs in Wien auf, begann an der Angewandten ihr Modestudium, ehe sie an die Parsons School of Design in New York wechselte. Später wurde sie von Bernard Arnault zur Chefdesignerin der Kenzo-Jeanslinie gemacht, ehe sie im Jahr 2000 ihre eigene Marke lancierte, die heute an 1000 Verkaufspunkten in 35 Ländern, darunter so prestigereiche Adressen wie Saks Fifth Avenue oder Le Printemps, vertrieben wird.

Gleichsam als Zeichen der Anerkennung für ihren wachsenden Erfolg wurde sie heuer zum ersten Mal von Madame Marek in den Olymp ihrer Weihnachtsdesigner befördert und folgte dieser Einladung auch liebend gern. „Mein Weihnachtsensemble repräsentiert die Pariserin von ihrer besten Seite, denn Weihnachten ist für mich etwas durchwegs Positives, ich denke an Dynamik und Kommunikation“, meint Barbara Hermé. „Weihnachten ist natürlich auch eine Zeit der Innenschau und Einkehr. All das wollte ich symbolisieren mit meinen drei Baumsilhouetten.“ Auf ihr privates Weihnachtsfest freut sie sich ebenfalls sehr – und ist bestens gerüstet: „Der Baum, den ich zu Hause schon fertig aufgeputzt habe, ist, glaube ich, mein schönster überhaupt. Ganz in Weiß und Silber gehalten, mit Lebkuchen aus dem Elsass behangen. Und über die Feiertage kommt meine ganze Familie, das wird besonders schön.“ Selbst wenn es an der Seine nur in Ausnahmefällen schneit, hat sich Barbara Hermé – als versierte Christbaumgestalterin – den Schnee, an dem ihr im Winter so viel liegt, also in die eigenen vier Wände geholt.

Am 24. 12. strahlt TV5 Monde um 12.30 Uhr eine einstündige Rückschau auf die "Sapins de Noël des créateurs 2011" aus.

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