Eine Reise in die größte Stadt der niederländischen Überseegebiete und der Hauptstadt Curaçaos.
15.01.2019 um 23:33
Hier schlägt das wirtschaftliche Herz von Willemstad, der größten Stadt der niederländischen Überseegebiete und der Hauptstadt Curaçaos. Durch den Sint Annabaai fahren die Schiffe in den natürlichen Hafen Schottegat, oben drüber gleiten die Autos über die Queen Juliana Bridge – die größte, aber nur zweitpopulärste Brücke der Insel …
Martin Amanshauser
… einer Insel, die einst nicht für karibische Traumstrände stand, sondern für Industrie. In den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts stellte Shell hier die größte Erdölraffinerie der Welt hin. Erdöl aus Venezuela wurde auf Curaçao (politisch stabiler) raffiniert, am Schnittpunkt des alten holländischen Kolonialreichs mit dem lateinamerikanischen Kontinent.
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Die Sprache von Curaçao ist das hübsche Papiamentu (was wiederum einfach „Sprache“ heißt), entstanden im 17. Jahrhundert als Kreolsprache aus Portugiesisch, Spanisch, Holländisch, Englisch und einigen Brocken aus afrikanischen Sprachen. Papiamentu hat über 300.000 Sprecher auf den ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao) und ist gemeinsam mit Niederländisch die lokale Leitsprache.
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Blick über den Sint Annabaai nach Otrobanda, auf die „andere Seite“: Willemstad besteht aus zwei Teilen, dem einst vornehmen Punda mit seinem Regierungssitz und dem proletarischen Otorbanda. Heute gehört Otrobanda zur gemeinsamen Innenstadt und dem UNESCO-Welterbe.
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Zusammengewachsen sind Punda und Otrobanda durch die berühmteste Pontonbrücke der Welt, die Königin-Emma-Brücke aus dem Jahr 1888. Diese außergewöhnliche Fußgängerbrücke klappt, sobald Kreuzfahrtsschiffe an ihre Anlegestelle oder Öltanker in den Schottegat müssen, mehrmals täglich nach wilden Glockensignalen an Otrobandas Ufer. In der brückenlosen Zeit pendeln zwei Gratisfähren hin und her.
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1939 und 2006 wurde die Brücke komplett renoviert. Bei diesen Aktionen löst man sie vom Ufer ab, und sie fährt wie ein langes, schmales Floß in die mehrere Kilometer entfernte Werft, wo nach einer Generalsäuberung die Motoren erneuert werden. Dieses historische Bild stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, als die USA den Schottegat als Produktionsstätte für Flugbenzin der amerikanischen Bomber verwendeten – und der Fußgängerverkehr gerade recht unwichtig war.
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Wer Glück hat, kann sich auf der Königin-Emma-Brücke während ihrer Öffnung „einsperren“ lassen – es dauert bis zu 40 Minuten, bis man befreit wird, allerdings darf man die Pontonbrücke in Richtung Otrobanda immer verlassen …
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Und dann dockt die Pontonbrücke wieder in Punda an. Der große Gong bei der Wiederöffnung – von beiden Seiten fließen die Passanten aufeinander zu, ehe sie sich in der Mitte treffen, ohne zu crashen. Im 19. Jahrhundert musste man für die Überquerung übrigens Zoll entrichten – außer man hatte keine Schuhe, die Bloßfüßigen durften nämlich gratis.
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Während die historische Innenstadt von Punda heute zum riesigen Souvenirladen für die Passagiere der Kreuzfahrtsschiffe verkommen ist, gibt es drüben in Otrabanda einige nette, kleine Shops, Biergärten und Imbissläden.
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Hier findet auch einmal jährlich der berühmteste Karnevalsmarsch der holländischen Überseegebiete statt, neben dem Desfile von Trinidad der größte der Karibik, nicht ganz so majestätisch wie in Rio, aber alles schön handgemacht.
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Der Grundbesitz der „guten Gegenden“ von Willemstad ist fest in niederländischer Hand …
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… aber auf den kleinen Melonenschiffen ist und bleibt die Verkehrssprache Papiamentu. Alle Kolumnen von Martin Amanshauser unter www.amanshauser.at
Martin Amanshauser
305 Curaçao / Willemstad
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