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Hilflose Hausmeistertasche. Musste für 55 Euro in den Gepäckraum.
Hilflose Hausmeistertasche. Musste für 55 Euro in den Gepäckraum.(c) Beigestellt
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Kleine Geschichten über große Locations.

Rollkoffer sind ebenso praktische wie widerliche Dinger. Täglich werden weltweit Millionen dieser unschönen Monster von Passagieren in Flugzeuge gerollt und verstopfen deren Gepäckfächer, ohne dass die Flugbegleiter dagegen einschreiten. Da oben liegen sie dann, die natürlichen Feinde meiner weichen, smarten Hausmeistertasche, deren Volumen ein Fünftel eines solchen Rollkoffers ausmacht. Einmal musste ich sogar miterleben, wie einer der Krawattenmänner, die früher Businessclass reisten, neuerdings jedoch die Economyclass für sich beanspruchen, mit aufgerissenen Augen auf meine weit hinten armselig zusammengequetschte Hausmeistertasche starrte und panisch rief: „Das da muss raus, sonst passt mein Koffer nicht hinein!“

Besagte Hausmeistertasche ist, wie Sie sehen, eine Art soziales Gegenkonzept. Ich gebe grundsätzlich einen Koffer beim Check-in auf – auch wenn die schändliche Zusatzgebühr erhoben wird –, während mein Handgepäck aus Computertasche und Hausmeistertasche besteht. Das tat ich auch mit der orangefarbenen sogenannten Easyjet auf dem Hinflug nach Rom. Beim Rückflug geriet mein Konzept ins Wanken: Die Dame vom Bodenpersonal bestand darauf, 55 Euro direkt auf dem Gate abzukassieren, da ich illegal „two bags“ anstelle von „one bag“ mit mir führte – auch wenn beide zusammen nicht einmal die Hälfte der maximal zulässigen Einheitskoffergröße ausmachten, gar nicht zu reden vom Gewicht. Ich hatte in diesem Jahr ca. 70 Flüge mit exakt diesen beiden Taschen als Handgepäck bestritten und dabei nie eine Frage beantworten müssen. Sie meinte, ich könne mir ja, zur Verpackung beider Taschen in eine, im Duty-free-Shop gegenüber einen Rollkoffer kaufen. (Nächstes Mal führe ich zu diesem Zweck einen Plastiksack in Müllsackgröße mit mir.)

Mit erhobener Stimme, doch ohne die Beherrschung zu verlieren, wies ich die Dame darauf hin, dass sich Easyjet des Tatbestands der Wegelagerei schuldig machte, und fragte sie, ob ihr klar sei, dass sie für ein räuberisches Unternehmen arbeitete. Sie antwortete, sie werde auf der Stelle die Polizei rufen. In diese Zwangslage gebracht, zahlte ich regungslos ihre 55 Euro Strafgebühr (der Flug hatte 100 oder so gekostet).

An Bord war die erste Reihe frei. Ich fragte den Flugbegleiter, ob ich mich auf 1A umsetzen dürfe. Er gab in verbindlichem Flüsterton zurück: „With pleasure, but you have to pay the difference – 24,50 Euro.“ Tolles Angebot, auch schon egal, ich kaufte es.

Ort

Gepäcksproblematik. Die Easyjet – eine Fluglinie, bei der nicht alles ganz so easy ist – hat
eigenwillige Handgepäcksrichtlinien ohne Kulanzspielraum. Flughafen Fiumicino, Rom, Italien.

Tipp

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