Argentinien: Die Hüterin des mystischen Berges

Überirdisches hin, Außerirdisches her: Am Cerro Uritorco kann man wandern.
Überirdisches hin, Außerirdisches her: Am Cerro Uritorco kann man wandern.(c) Reuters
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Ob an dem Ruf, der dem Cerro Uritorco esoterisch vorauseilt, etwas dran ist? Fakt ist: Der Berg unweit von Córdoba ist auch Ziel für Menschen, die nicht an Ufos glauben.

Vom Cerro Uritorco in der argentinischen Provinz Córdoba gehen magische Kräfte aus, schwören die Einwohner von Capilla del Monte, dem kleinen Ort am Fuß des Berges. Der Uritorco ist nicht nur spirituelle und esoterische Pilgerstätte, sondern seit über 40 Jahren auch ein beliebter Treffpunkt von Ufo-Gläubigen, Utopisten und Fantasten. „Ich habe bisher noch kein Ufo gesehen, seltsame Lichterscheinungen jedoch schon häufiger“, sagt Sonia Beatriz Anchorena, seit 1992 Besitzerin des 1949 Meter hohen Berges. Rafael, ihr Verwalter, schwört jedoch, schon flache Scheiben über dem Berg gesichtet zu haben. Sonia Beatriz Anchorena, die aus einer der reichsten Familien Argentiniens stammt, hat das riesige Stück Land mit dem Berg nicht deshalb gekauft, weil dem Uritorco besondere Kräfte zugesprochen werden, sondern weil ihr die Umgebung auf den ersten Blick gefiel. „Damals wusste ich nichts von irgendwelchen Zauberkräften des Berges“, sagt sie.

Berggewordene Energie

Als sie von Buenos Aires nach Capilla del Monte gezogen waren, war Doña Sonias Mann sehr krank und konnte kaum noch gehen. Innerhalb weniger Monate verbesserte sich seine Gesundheit zunehmend. „Er hatte plötzlich so viel Energie, dass er auf den Berg hinaufgewandert und dort stundenlang spazieren gegangen ist“, erinnert sie sich und fügt hinzu: „Sein Arzt meinte, er würde die Energie des Berges in sich aufsaugen.“ Sie lacht: „Schauen Sie mich an. Ich bin schon sehr alt und war, seitdem ich hier lebe, nicht ein einziges Mal krank. Man muss nicht auf den Berg hinaufmarschieren, um Energie zu tanken. Die Reichweite der Energiestrahlen geht bis in unser Dorf hinunter.“ Weil der Berg ihr und ihrer Familie so viel Gesundheit beschert hat, wollte sie ihn der Jungfrau Maria widmen. „Sie ist die eigentliche Besitzerin des Berges“, betont Doña Sonia.

Bereits die Comechingones, die Urbevölkerung der Gegend, verehrten den Cerro Uritorco als heilig. Der Uritorco ist der höchste Berg der Sierra Chica, und je höher ein Berg ist, desto mehr Kraft enthält er angeblich und desto stärker repräsentiert er Gott, so der Glaube der Comechingones. Der Legende nach rettete der Berg während der Kolonialzeit auf wundersame Weise einige von ihnen vor der Versklavung durch die Spanier.

Landeplatz für Aliens

Am 9. Januar 1986 wurde auf dem Uritorco eine seltsame Ruß- und Brandspur entdeckt, die einen Durchmesser von fast 100 Metern aufwies. Da auf dem Berg weder ein Flugzeug abgestürzt war, noch jemand ein gigantisches Lagerfeuer veranstaltet hatte und auch sonst keine plausible Erklärung für die Brandspur gefunden wurde, kam das Gerücht auf, der Uritorco sei ein Landeplatz für Ufos. Von da an wollen immer mehr Menschen Ufos auf dem Berg gesichtet haben.

Manche behaupten, die Außerirdischen tankten ihre Raumschiffe auf dem Berg mit Energie auf. Ufo-Gläubige sind der Meinung, dass Außerirdische unter dem Berg eine Stadt errichtet hätten, die sie als Basisstation für ihre Operationen auf der Erde nutzen. Erks soll sie heißen. Genährt wird dieser Glaube durch immer wieder auftretende ungewöhnliche Lichterscheinungen an den Berghängen und über dem Gipfel. „Das quarzhaltige Gestein des Berges begünstigt unter bestimmten meteorologischen Bedingungen elektrische Funkentladungen“, sagen Geologen. Eine mögliche Erklärung, von der die Ufo-Gläubigen allerdings nicht viel halten.

Ende 2012 geriet der Uritorco weltweit in die Schlagzeilen. Am 20. Dezember, dem Vorabend des angeblich von den Mayas vorausgesagten Weltuntergangs, reisten 15.000 Esoteriker an, um die Wintersonnenwende auf dem Berg zu feiern. Nachdem jedoch eine Gruppe von 150 Apokalyptikern auf Facebook zu einem Massenselbstmord auf dem Gipfel des Berges aufgerufen hatte, wurde der Zugang zum Berg am Abend des 20. Dezembers bis um Mitternacht des folgenden Tages präventiv gesperrt, um eine eventuelle Katastrophe zu vermeiden.

„Das war ärgerlich“, erzählt Isabella, die am Fuß des Berges selbst gebastelte Armbänder und Steine vom Uritorco verkauft. „Ich hatte mich damals so auf die Feierlichkeiten auf dem Berg gefreut, und plötzlich wurde er wegen ein paar Spinnern gesperrt. Ich glaube übrigens nicht an Ufos, dass vom Berg jedoch energetische Kräfte ausgehen, das weiß ich mit Sicherheit, denn seit ich hier meinen Stand habe, fühle ich mich voller Energie und war seitdem auch nie wieder krank“, betont sie. Die Steine und kleinen Felsbrocken, die sie verkauft, sind lila und glitzern an manchen Stellen. Ob wohl ein Funken Energie vom Uritorco darin steckt?

www.cerrouritorcoam.com.ar

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2017)

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