Toskana: Im Land der Medici

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Die Toskana kann man nicht oft genug bereisen. Zum Beispiel, um Villen der Florentiner Stadtherren zu besuchen.

Du kannst auf dem Lande all dem Lärm, dem Gewühl, dem Aufruhr der Stadt entgehen“, schrieb schon im 15. Jahrhundert der Baumeister, Physiker und Mathematiker Leon Battista Alberti. Dem Florentiner hatte es vor allem das weite Tal des Mugello angetan, das bis heute von Touristen eine wenig beachtete Gegend ist. Der Name leitet sich vom Ligurerstamm der Mucelli ab und bezeichnete das obere fruchtbare Tal der Sieve, das sich genauso wie die Städte Barberino di Mugello (Autobahnabfahrt), San Piero a Sieve, Borgo San Lorenzo und Vicchio durch ein mildes Klima auszeichnet, denn der Apennin schützt es vor rauen Nordwinden. Seine bewaldeten Hügel und Berge in der Umgebung erreichen immerhin Höhen bis zu 900 Meter und eignen sich hervorragend für ausgiebige Wanderungen.

Eine mit hohen, alten Zypressen flankierte Allee führt in sanfter Steigung hinein in ein Bild, das man fast unweigerlich im Kopf hat, so man an die Toskana denkt: zu einer Villa auf einem Hügel, in diesem Fall zur Villa Campestri inmitten eines wunderschönen Parks, umgeben von Olivenhainen und Weinbergen. Die Allee führt direkt zu dem Renaissancegebäude, dessen Mauern sogar aus dem 13.  Jahrhundert stammen. Die Villa Campestri bei Vicchio  ist zwar keine Medici-Villa, aber ein Viersternehotel, in dem auch Normalsterbliche in den noblen, mit antiken Möbeln eingerichteten Zimmern und Suiten logieren, Park und Pool genießen und wandernd die Gegend erkunden.

Nach einem der abendlichen, mehrgängigen Menüs mit toskanischen Spezialitäten lädt  Paolo Pasquali, Chef des Hauses Campestri, auf Wunsch in den Gewölbekeller der Villa zu einer Olivenölprobe ein. Es sei die erste Olioteca Italiens. Olivenöl hat im Mittelmeerraum eine mehr als 6000 Jahre alte Geschichte; was die Qualität betrifft, erklärt Pasquali, sei es sehr schwierig, sich zu orientieren: „Ein gutes Öl erkennt man an einer starken olfaktorischen Assoziation zu Kräutern, Bäumen, Gemüse – zu etwas Grünem.“ Beim Kosten schmeckt man zuerst die Süße, dann, weiter hinter auf der Zunge,  das Bittere.  „Kosten Sie das Ölivenöl, bevor Sie es kaufen“, rät Pasquali, „und kaufen Sie es nur in kleinen Mengen.“ 

Das Val di Mugello diente, wie anfangs angedeutet, schon früh als Sommerfrische für die Bewohner der nur 35  Kilometer entfernten Stadt Florenz. Als auch hier die Pest wütete, zog sich Giovanni Boccaccio 1348 mit seinen Freunden ins idyllische Val di Mugello zurück. Hier spielen die Episoden seiner berühmten Novellensammlung „Decamerone“. Auch Giotto di Bondone stammte aus dieser Gegend, so wie die Patrizierfamilie Medici, die ursprünglich wohl Kräutersammler waren, dann – wie der Name sagt – Ärzte wurden und sich schließlich zu einer steinreichen Dynastie von Kaufleuten und Bankiers in Florenz emporschwangen. Die Medici errichteten in dieser Region eine Reihe von Burgen, Villen und Klöster, von denen einige während der Wanderungen zu entdecken sind. Etwa das Castello di  Trebbio  auf einem bewaldeten Hügel. Cosimo de’ Medici der Ältere ließ die Burg von seinem Baumeister, Michelozzo, in eine Villa umbauen, die aber den wehrhaften Charakter mit Türmen und Mauern behielt. Die Villa di Cafaggiolo, der zweite Medici-Sitz, ebenfalls von Michelozzo erbaut, erreichen Wanderer nach einem sanften Abstieg in der Nähe von San Piero a Sieve. Cosimo soll sich hier des Öfteren aufgehalten, die Reben selbst beschnitten sowie die Päpste Eugen IV. und Pius II. als Gäste empfangen haben. Seine Söhne, Lorenzo und Giuliano, verbrachten in Cafaggiolo ihre Jugend.

Leuchtende Landschaften.
Die Wanderwege führen oft erstaunlich steil durch die liebliche Natur, durch Wälder mit Steineichen, Esskastanien, manchmal auch Tannen. Alpenveilchen wachsen am Wegesrand, gelbe und lila Herbstzeitlose, Hagebutten leuchten rot vor tiefblauem Himmel. An den Brombeeren, die hier keiner erntet, kann sich der Wanderer immer wieder gütlich tun. Ein wahrer Höhepunkt ist der Weg zum Kloster auf dem Monte Senario  (815  m). Von hier oben hat man einen großartigen Rundblick bis zu den Türmen von Florenz.

Beim Abstieg über die Via del Silenzio über Wiesen zum Pass Vetta le Croci genießt man wieder das Tokana-Bild schlechthin: sanfte Hügel, schlanke, hohe  Zypressen. Krönender Abschluss ist die Villa Demidoff, auch eine Medici-Niederlassung, unschwer an dem Wappen zu erkennen. Francesco I. de’ Medici hat den Architekten Bernardo Buontalenti damit beauftragt, eine Märchenwelt für seine Geliebte und spätere zweite Ehefrau, Bianca Capello, zu zaubern. Die Villa Pratolino existiert nicht mehr: Als das Geschlecht der Medici 1727 ausstarb, geriet das Anwesen an das Haus Lothringen, das aber Park und Villa verfallen ließ. Das Gebäude wurde wegen Wasserschäden abgerissen. Der spätere Besitzer Fürst Paolo Demidoff,  ein russischer Gesandter, ließ den Park restaurieren.  Von der Renaissanceanlage sind heute noch die kolossale Statue des Apennin von Giambologna, der Teich, die Freitreppe des Gottes Pan, die von Buontalenti entworfene Zentralkapelle sowie die Mühle erhalten.

Ein Muss für jeden Mugello-Urlauber ist die Fahrt nach Florenz. Rings um die geschichtsträchtige Stadt sind weitere Medici-Villen in die sanfte Hügellandschaft eingebettet. In Careggi erwarb Giovanni di Bicci de’ Medici, der Begründer des Reichtums der Familie,  schon 1417 Ländereien. Hier wurde die dritte Medici-Villa, nach Trebbio im Mugello und Cafaggiolo, gebaut. Da sie noch sehr festungsartig war, ließen seine Söhne die Villa Medicea di Careggi durch den Hausarchitekten Michelozzo umbauen. Sie war der bevorzugte Sommersitz Cosimos des Alten. Heute dient die Villa als Verwaltungssitz eines Spitals.

Hängende Gärten, besondere Fresken.
Nicht weit von Careggi lockt die Villa Medicea della Petraia, von Buontalenti im Auftrag des Kardinals  Fernando de’ Medici nach 1575 restauriert und verschönert: eine klar gezeichnete Fassade, ein wuchtiger Wehrturm, ein schöner Innenhof und bemerkenswerte Fresken im Inneren. Von den hängenden Gärten sieht man weit über Florenz. Die prachtvolle Villa diente König Viktor Emanuel II. als Residenz, als Florenz von 1865 bis 1871 die Hauptstadt war. Heute ist hier ein Museum untergebracht. Doch jetzt darf der Stadtbummel in Florenz beginnen. Drei markante Wahrzeichen hat die Stadt: die Ponte Vecchio mit ihren Schmuckläden, den Palazzo Vecchio  und den Dom. Nicht zu vergessen das Idealbild eines Mannes, den David von Michelangelo.
Florenz birgt so viele Kunstschätze, dass ein paar Stunden nicht ausreichen. Lieber gleich kapitulieren und das Flair auf einem der malerischen Plätze genießen, einen Blick in die Schaufenster werfen, die Designerklamotten, Handtaschen und Schuhe darbieten. Die hohen Preise in der eleganten Geschäftsstraße Via Tornabuoni schrecken zuerst ab, aber dann beginnt das spannende Handeln . . .

Tipp

Burgjause: Im Castello di Trebbio vor Florenz ist nicht nur die Pasta hausgemacht, sondern auch der Wein. Auf der Burg aus dem zwölften Jahrhundert lässt sich wunderbar Chianti verkosten. Via Santa Brigida 9, 50060 Santa Brigida.
vinoturismo.it

Leichtes Gepäck: In italienischem Leder steckt die Reisegarnitur im Weekender „Sophia“ von Salvatore Ferragamo. 1190 Euro. hotelalenti.com

Für die Reisetoilette: Natürlich riecht die Stadt nicht wie die Seife, das macht aber nichts. Florentine Spice für das Handgepäck. Erhältlich via worldmarket.com Frischen Atem verleiht diese hübsche Zahnpasta: Marvis mint, produziert in der Toskana. marvismint.com

Die Kosten dieser Reise trug ASI (Alpinschule Innsbruck). asi.at. Anreise: nach Florenz von Wien mit Air Berlin ab 137 Euro. airberlin.com

Italien auf der Ferienmesse: Italienische Zentrale für Tourismus Enit, Halle A, Stand A0701. Mariahilfer Straße 16, Top XVI, 1060 Wien, Tel.: 01/505 16 30-12 enit.at, vienna@enit.at

Italien pauschal: unter anderem mit Italien erleben – Selective Reisen, Elfi Baumann-Pucher GmbH, 03842/231 05, info@italien-erleben.at,italien-erleben.at

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