Salzburgerland: Stadtflucht aufwärts

(c) Salzburgerland Tourismus/Kirchberger
  • Drucken

Sommerfrische machen, wandern, einkehren und Wurzeln schlagen, wo das Salzburgerland hoch ist: neuralgische Punkte vom Gasteinertal bis ins Oberpinzgau.

Es gibt Orte, an denen man sich wie ein Einsiedler fühlt und trotzdem in bester Gesellschaft ist. So ergeht es den Leuten, die den langen Weg durch das Raurisertal im Pinzgau geschafft haben, dann am einsamen Talschluss hinauf nach Kolm Saigurn gefahren, geradelt oder spaziert sind und irgendwann vor dem übermächtigen, 3106 Meter hohen Sonnblick stehen und denken, dass sie am Ende der Welt angelangt sind. Wenig später jedoch sitzen sie in der lauschigen alten Gaststube im Ammererhof und erfahren, dass es hier schon Bundeskanzlern und Bundespräsidenten gefallen hat, dass hier bekannte Sportler und Schauspieler einkehren. Aber der Ammererhof ist auch kein gewöhnliches Gasthaus, sondern ein geschichtsträchtiger Ort, an dem bis ins 19. Jahrhundert Gold und Silber abgebaut wurden. Und er war dank seines weitsichtigen Gründers 1897 das erste Haus Österreichs mit elektrischem Licht.

Heute sorgt die Gastgeberin Luise Tomasek-Mühltaler mit ihrem Sohn Helmut dafür, dass gestresste Stadtmenschen ihre Befindlichkeiten mit hochalpinen Naturerlebnissen und einer guten Bergküche aufrüsten. Und wenn sie abends in einem der sogenannten Sternenzimmer im Bett liegen und durch große Fenster in den nächtlichen Himmel hinaufschauen, hat das mindestens den Effekt von einem Vierteljahr Wellness. Kolm Saigurn ist ein Fluchtort und Startort zugleich. Hier kann man sich zurückziehen oder neue Touren angehen. Da wäre der Rauriser Urwald direkt vor der Gasthaustür mit seinen uralten Bäumen, Moortümpeln und Seen, wo der Fabel nach früher wilde Frauen gehaust und sich weiße Gämsen gehalten haben sollen. 2014 ist der Rauriser Urwald zum Themenweg des Jahres gewählt worden. „Das ist ein schöner und kurzer Ausflug für eine Familie“, sagt Helmut vom Ammererhof. „Wer etwas mehr gehen und erleben will, der kann zu den alten Häusern der Knappen und den Stollen aus den Zeiten des Bergbaus aufsteigen.“ Sein Favorit ist jedoch die Tagestour über das herrlich gelegene Niedersachsenhaus zur Bockhartseescharte auf 2226 Metern, zu den Bockhartseen und schließlich hinunter ins Gasteinertal und nach Sportgastein.

(c) TVB Rauris/Bachmeier

Austraghäusl und Stadltypus. In Gastein ließe sich auf eine etwas gediegenere Art Bergurlaub machen – ein neues Hotel in Bad Hofgastein hat sich darauf spezialisiert: das Goldberg, der Name ist eine Reminiszenz an den Bergbau. Klares Design, viel Holz und Stein prägen das Haus. Wohnen kann man auch in einem großzügig verglasten Chalet, das früher ein Austragshäusl war. „Authentische Naturerlebnisse“, erklärt Hotelchefin Vera Seer, „spielen bei uns eine Hauptrolle. Das Brot wird im Haus gebacken und auch der Kaffee bei uns geröstet.“ Spezialität sind hier die Sonnenaufgangswanderungen mit einem Almfrühstück auf der Biberalm und einer anschließenden Tour zur Fundner Heimalm. Zurück im Tal können sich die Wanderer am Sandstrand des neuen Naturbadeteichs ausdampfen.

Die Kombination von Genuss und Naturerlebnis hat in den Alpen immer mehr Anhänger, und so ist es auch keine Überraschung, dass Plätze wie der Ammererhof oder das Goldberg gut besucht beziehungsweise begehrt sind. Das gilt auch für einen einsamen Bergbauernhof hoch oben über dem Zeller See. Von Bruck an der Großglocknerstraße schlängelt sich eine Straße steil hinauf und endet vor dem Taxhof der Familie Unterberger, der sehr viel mehr als nur ein Bauernhof ist. Ein überraschend vielseitiger und charmanter Gastbetrieb der Abteilung Urlaub auf dem Bauernhof, der klassisch bäuerlich ist, aber auch mit außergewöhnlicher Architektur glänzt. In der neuen Heubodensuite – einem Gebäude mit archaisch anmutender Stadlform – gibt’s Panoramaaussicht zum Glockner. In einem traditionellen Troadkastn sitzt man in der Sauna und schaut Richtung Zeller See. Schade ist, dass die gute Gastronomie nur noch Hausgästen zur Verfügung steht.

(c) Schloss Mittersill

Hühner und Hubschrauber. Wenn man weiter westwärts am Gewerbegebiet im Süden von Zell am See vorbeifährt, hat das Idyll kurz Pause. Man muss aber nur ein Stückerl weg von der frequentierten Bundesstraße und hinein in die südlichen Seitentäler des Oberpinzgaus oder hinauf auf den Berg. Kurz vor der kleinen Stadt Mittersill lockt eine andere Sehenswürdigkeit: In Stuhlfelden ist die Bacher Resi fast schon eine Berühmtheit, ihr uralter Bauernhof neben der Kirche eine Sehenswürdigkeit und eine Art Heimatmuseum. Gekocht wird beim Schweigerlehen in der dunklen Rauchkuchl über offenem Feuer. Genächtigt wird in fünf einfachen, alten Schlafkammern. Trotz des minimalistischen Komforts logieren hier viele prominente und zahlungskräftige Kunden. Und so kam es, dass die Bachers eine Wiese neben dem Hühnerstall frei gemacht und zum Hubschrauberlandeplatz umfunktioniert haben. „Die Hühner sind beim ersten Anflug schon recht nervös gewesen“, erzählt die Bäuerin mit singendem Lachen. Wer übrigens dort länger bleibt als nur zum Essen, dem bleibt auch nichts anderes übrig, als einen Ausflug zu den beiden Almhütten oben auf der Dürsteinalm auf der anderen Talseite zu machen.

Schloss mit neuem Geist. Oben auf dem Berg zu logieren, das hat für die Stadtleute etwas Faszinierendes. So war’s wohl auch früher schon. Nur so kann man die ungewöhnliche Geschichte des Schlosses Mittersill erklären. Hoch über Mittersill an der Straße zum Pass Thurn (Richtung Kitzbühel) thront das Schloss, das die Grafen von Lechsgemünd im 12. Jahrhundert erbaut haben. Viele Jahre diente es als Jugendhotel in amerikanischem Besitz. Mittlerweile wurde es in ein elegantes Viersternehotel verwandelt. Dabei weiß heute kaum einer mehr, welche noble Gesellschaft früher schon hier war: Henry Ford hat im Schloss übernachtet, auch Aristoteles Onassis und Clark Gable waren zu Besuch. Fast so feudal wie damals kann man heute in Gemächern wie der Hochzeitssuite und der Panoramasuite logieren. Und vom Pool aus hat der Gast einen genialen Blick Richtung Felbertauern, wo eine der schönsten Mautstraßen der Alpen Richtung Süden (Lienz) führt.

(c) TVB Rauris/Bachmeier

Hohe und höchste Tauern. Wer die Besonderheiten dieser Gegend am Alpenhauptkamm wirklich erfahren und erleben will, sollte aber unten im Tal anfangen. Dafür ist das Nationalparkzentrum in Mittersill eingerichtet: Dieses moderne Zentrum liefert einen multimedialen Vorgeschmack auf die Hohen Tauern mit einem Panoramafilm, Adlerflug und zahlreichen Ausstellungen. Dann steht den geführten Touren in die Seitentäler und die Almregionen nichts mehr im Weg. „Besonders beliebt sind gerade im Sommer der Bach-Lehrweg in Hollersbach und dort die Tour im Kräutergarten auf den Spuren der Kräuterhexen“, erzählt Ferdinand Rieder von der Nationalparkverwaltung. Wer in dieser hochalpinen Landschaft noch höher hinauf will, kann zum Beipiel den Ausflug zu den Hochgebirgsseen im nahen Felbertal unternehmen oder mit dem Larmkogel einen relativ leichten, aber nicht so bekannten Gipfel erklimmen. „Natürlich gibt es viele, die auf den Großvendiger und Großlockner wollen“, ergänzt Ferdinand Rieder, „die vermitteln wir dann an private Bergführer.“

Tipp

Einquartieren.
Ammererhof in Rauris, ÜN/F ab 35 Euro, ammererhof.at
Das Goldberg in Bad Hofgastein, ÜN/ VP ab 120 Euro, dasgoldberg.at
Taxhof in Bruck a. d. Großglocknerstraße, ÜN/F ab 52 Euro, taxhof.at
Schwaigerlehen in Stuhlfelden, ÜN/F ab 35 Euro, schwaigerlehen.at
Schloss Mittersill in Mittersill, ÜN/HP ab 119 Euro, schloss-mittersill.com


Anschauen.
Krimmler Wasserfälle, die größten Wasserfälle Europas.
wasserfaelle-krimml.at
Nationalparkzentrum des NP Hohe Tauern in Mittersill, nationalparkzentrum.at
NP Hohe Tauern, unzählige Touren, Hütten und Naturvermittlungsangebote, nationalpark.at


Herumfahren.
Mit der Felbertauernstraße führt eine schöne Route nach Osttirol, mit der Großglockner Hochalpenstraße Richtung Kärnten. felbertauernstrasse.at, grossglockner.at


Infos.
Viele kulinarische Adressen versammeln sich auf den Routen der Via Culinaria. salzburgerland.com

Compliance-Hinweis. Der Autor wurde von den Locations unterstützt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.