Salzburg: Ein Fest für Kunstsammler

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Salzburgs Kunstinstitutionen geigen im Sommer groß auf: Von Export bis Katz, mit vielen Promis und in fast allen Genres.

Salzburg ist eine schöne Stadt mit einiger Strahlkraft, prächtig gelegen inmitten der Bergwelt der Alpen, ein wahres Schatzkästchen. Oder eben, in Max Reinhardts Sinn, eine große Bühne. Denn es hat auch in kultureller Hinsicht etwas zu bieten, neben den Festspielen gibt es hier renommierte Universitäten internationalen Zuschnitts, eine hervorragend entwickelte Kunstszene und auch eine lebendige Alternativkultur. 



Einmal im Jahr aber nimmt Salzburg wirklich internationales Format an und wird zur überproportional wichtigen Kulturmetropole. Während der Festspiele kommen nicht nur Gäste und Akteure aus aller Herren Länder, da bündeln auch sämtliche ortsansässigen Akteurinnen und Akteure ihre Kräfte, und die Stadt wird zu einer einzigen Drehscheibe, auf der sich die Disziplinen vermischen. Natürlich geben die Festspiele den Ton an, aber in ihrem Fahrwasser gibt die gesamte Kulturszene ein kräftiges Zeichen und präsentiert sich, solange der schaurige Ruf des Jedermann über dem Domplatz erschallt, von ihrer schillerndsten Seite.

Traditionell stark reagiert da vor allem die Kunstszene – sei es auf institutioneller Ebene, sei es in kunstmarkttechnischer Hinsicht. Flaneure kommen bei Ausstellungen ebenso auf ihre Rechnung wie Experten und Sammler. Letztere adressiert – vor allem in den Bereichen Kunstgeschichte, Moderne und Antiquitäten – die Art Salzburg. Die kleine, aber fein konzipierte Kunstmesse findet heuer bereits zum achten Mal mitten im Herzen der Altstadt statt, erstmals im eleganten Ambiente der Dietrichsruh im Hof der Residenz.

Im Kern die Sommerakademie

Institutionell lockt nicht nur die diesmal mehr denn je auf Vernetzung fokussierte „Sommerakademie“ eine hochinteressierte Studentenschaft in die Stadt. Auch die Museen punkten mit hochkarätigen Veranstaltungen: das Museum der Moderne etwa mit einer anspruchsvollen Präsentation des in den 1970ern verwurzelten Œuvres der italienischen Konzept- und Performancekünstlerin Simone Forti;  das Salzburg Museum mit einer präzisen Konfrontation der beiden Porträtisten Wilhelm Leibl und August Sander, beide Realisten – der eine mit dem Pinsel, der andere mit der Kamera. Der Salzburger Kunstverein wiederum versucht anhand von 50 ausgesuchten Positionen das Wesen der zeitgenössischen Fotografie zu ergründen, während sich die Galerie 5020 der „Tätigkeit des Zeichnens“ widmet. 170 Arbeiten zum Thema „Sessel, Stuhl, Hocker in der bildenden Kunst“ im Traklhaus stehen schließlich im Fotohof Aglaia Konrads großem Zyklus „Das Haus“ gegenüber – eine vertiefende Untersuchung skulpturaler Architektur mit den Mitteln der Fotografie.

Während sich die Institutionen, Museen und Kunstvereine also ganz klar über den Diskurs zu positionieren suchen, besteht die Herausforderung für die Galerien zeitgenössischer Kunst im Spagat zwischen Kunstmarkt und Inhalt. „Die Festspielzeit ist die umsatzstärkste Zeit des Jahres, weil die Spiele eine ganz andere Kapazität von Sammlern nach Salzburg bringen“, erläutert der Salzburger Galerist Mario Mauroner. „Diese Internationalität ist sehr inspirierend: Einerseits kommen sehr viele unserer Klienten ohnehin zu den Festspielen. Andererseits kommen die Leute aber auch gerade wegen des Angebots an bildender Kunst nach Salzburg.“ Mauroner, der seit 42 Jahren im Geschäft ist, hat sowohl in seinem Stammhaus nahe der Salzach wie auch in einer Dependance in der Salzburger Residenz und schließlich seit zehn Jahren am Standort Wien über 400 Ausstellungen organisiert. Für die Festspielausstellung setzt er auf Bandbreite und hat die Künstler seines schwerpunktmäßig auf Skulptur zugeschnittenen Programms – von Jan Fabre bis Manfred Erjautz, Fabrizio Plessi bis Lois Renner auf das Thema „Symbiose von Körperlichkeit und Spiritualität“ verpflichtet und um Beiträge gebeten.

Zeit für den Einkauf

Mit einem gezielt auf die Festspielzeit zugespitzten Portfolio kommt auch Heike Curtze nach Salzburg. Seit bald 13 Jahren bezieht die Wiener Galeristin während der Sommermonate regelmäßig Quartier in der Nähe des Festspielhauses, und zwar in der von der Hochschülerschaft betreuten Sakristei der Kollegienkirche. „Salzburg ist keine ,g’mahte Wies’n‘, sondern harte Arbeit“, sagt sie.  Warum es sie nach Salzburg zieht? „Salzburg ist im Sommer ein guter Boden für Kultur: Die Leute haben hier etwas, was sie im normalen Alltag sonst nicht haben: Sie haben Zeit“, sagt sie. Und offeriert in diesem Jahr unter anderem eine „Salome-Ergänzung“ von Christian Ludwig Attersee, üppige Materialskulpturen von Stephanie Pflaum und eine von Lorand Hegyi kuratierte Zeichnungs-Schau.

Seinem Prinzip der Internationalität bleibt einmal mehr Thaddäus Ropac treu. Unter dem Slogan „American Summer“ präsentiert der Galerist diesmal zentrale Stars der US-Kunst wie Alex Katz, Andy Warhol sowie Robert Longo, der auch Festspielkünstler 2014 ist, jeweils in eigenen Personalen. Auf programmatische Querschnitte setzen die beiden Jubilare dieses Sommers: Nikolaus Ruzicska feiert unter dem Titel „Les Plaisirs démodés (The old-fashioned way)“ sein zehnjähriges Galeriejubiläum. Und die Galerie Altnöder lässt in ihrer letzten Festspielausstellung in wechselnder Hängung 30 Jahre Galerietätigkeit im Dienst der österreichischen Kunst Revue passieren: „Die Linie der Galerie orientierte sich an unserer Liebe zur Kunst, nicht am Markt“, resümieren Heidi und Fedinand Altnöder ihre Linie: „Jetzt aufzuhören fällt uns nicht leicht, macht aber Sinn.“

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